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Comic-Besprechung - 100 Bullets 14: Bruder Lono

Geschichten:
100 Bullets 14: Bruder Lono (100 Bullets: Brother Lono 1-8)
Autor: Brian Azzarello, Zeichner: Eduardo Risso, Colorist: Patricia Mulvihill


Story:
Vor einigen Jahren stolperte ein verwundeter Mann in der mexikanischen Grenzregion in eine Kirche. Dort wurde er gesund gepflegt und der Mann entschloss sich, sein Leben zu ändern und seine Sünden zu bereuen. Doch der Drogenkrieg in Mexiko, in dem sich verfeindete Banden, die amerikanische DEA und die Polizei eine blutige Schlacht nach der anderen liefern, macht auch vor der Kirche nicht halt. Der Mann muss sich entscheiden ob er wieder den Weg der Gewalt einschlagen wird. Sein Name: Lono.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Es gibt wenig Dreamteams im Comicbereich. Einzelne Meister, sowohl bei Autoren, Zeichnern und Koloristen kann man viele benennen, auch unabhängig von persönlichen Vorlieben. Aber ein Gespann, bei deren gemeinsamer Nennung das Wasser im Munde zusammenläuft gibt es verhältnismäßig wenige. Da wären beispielsweise Loeb / Sale, Moore / Gibbons und Ennis / Dillon. Aber eines der Teams, die von der Qualität her sehr  weit oben anzusiedeln sind, ist definitiv Brian Azzarello und Eduardo Risso. Jeder für sich ist schon ein herausragender Künstler. Azzarello traut sich was und demontiert durchaus mal seine Helden wie in Hellblazer. Risso ist ein genialer Zeichner, der immer wieder mit überraschenden Perspektiven aufwarten kann, ein Meister im Gestalten von Schatten ist und immer präzise und scharf wie ein Messer seine Zeichnungen gestaltet. Und beide im Verbund ergaben eine der besten Krimiserien aller Zeiten: 100 Bullets.

Dieses Geniestück ist schon länger beendet und so wurde man neugierig und stutzig als man einen Band um einen der verrücktesten und brutalsten Mörder aus der Serie ankündigte: Lono. Auch wenn dieser Band in der Kontinuität von 100 Bullets angesiedelt ist und die Nummerierung 14 erhalten hat, so besitzt er doch keine inhaltliche Verbindung zu der Reihe, wenn man von dem Titelhelden und seinen Narben einmal absieht. Bruder Lono ist kein Sequel und auch kein Prequel, sondern komplett eigenständig. Aber im Grunde hätte man jeden x-beliebigen Killer nehmen können. Denn die Story an sich ist nicht neu, sondern sogar uralt: ein Killer hat genug von seinem Leben, zieht sich zurück und will für seine Sünden Buße tun. Natürlich holt ihn dann sein Wesen oder die Vergangenheit ein und er fällt in die Gewalt zurück. Das hat man tausendmal gesehen und gelesen und ist sogar in manchen Western das Grundprinzip. So überrascht es wenig, das Azzarello seine Story in Mexiko angesiedelt hat. Zum einen ist das eine Hommage an den Western und zum anderen erlaubt es ihm eine düstere und realistische Geschichte zu erzählen, da weite Teile des mittelamerikanischen Landes ein rechtsfreier Raum sind und der Drogenkrieg ganze Landstriche verwüstet. Das ausgerechnet Lono, der ruchloseste Killer aus 100 Bullets nach Erlösung sucht, verwundert etwas und ist nur bedingt glaubwürdig, da er schon als reines Monster benutzt worden ist und vor dessen Taten der Leser oft zurückschreckte. Andererseits lauert so in jedem Panel mit ihm die Gefahr, dass er in alte Muster verfällt und Amok läuft, was die eh schon angespannte Atmosphäre des Bandes noch verstärkt. Denn das Klima der Gewalt, der permanenten Gefahr, durchweht alle Bilder und jede Seite. Alles ergibt ein sehr fatalistisches, düsteres, brutales, ja sogar zynisches Panorama, was stellenweise sogar schwer zu ertragen ist.

Wenn also die Story an sich nicht gerade innovativ ist, was macht dann diesen Band zu einem Meisterwerk? Sind es die Dialoge? Teilweise, der Off-Kommentar, dessen Erzählperspektive auch häufig unklar bleibt, ist manchmal schlicht überflüssig und versucht sich in einer mythischen Dimension die nicht passen will. Was diese Geschichte so außergewöhnlich macht, sind wieder einmal die Zeichnungen von Risso, dessen Spiel mit Schwarzschattierungen hier besonders gut passt. Wie immer sind seine Perspektiven gewagt, werden Augen aus der Schwärze hervorgehoben, wird manchmal mit kleinen mimischen Anspielungen gespielt (wie die zauberhafte Andeutung eines Lächelns bei der Einführung der Nonne), um dann wieder in exaltierter Form auszuarten, werden Gewaltszenen mal angedeutet, mal voller Deutlichkeit gezeigt und doch immer wieder Momente der Ruhe, der Schönheit, der Einkehr eingefangen. Es ist nicht alles schlecht in dieser Gegend Mexikos. Aber dennoch wird hier von einer Welt voller Wut berichtet. Eine Welt, die so voller Hoffnungslosigkeit ist, das ein guter Mann lieber blind wird, als weiterhin Zeuge zu sein.


Fazit:
Ein Dreamteam ist zurück und liefert einen weiteren Meilenstein ab. Die Zeichnungen von Risso geben der nicht gerade innovativen Story den Teil, welcher das Buch einem Klassiker macht.

100 Bullets 14: Bruder Lono - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

100 Bullets 14: Bruder Lono

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,99

ISBN 10:
3957981174

ISBN 13:
978-3957981172

196 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • realistisch düstere Welt
  • spannende Story
Negativ aufgefallen
  • Story nicht innovativ
  • Brutalität
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 13.03.2015
Kategorie: 100 Bullets
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