In der Datenbank befinden sich derzeit 18.759 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Aspirine
Geschichten:Aspirine
Autor / Zeichner / Colorist: Joann Sfar
Story:
Ferdinand ist wieder Single und möchte im Grunde seine Ruhe haben. Doch seine neue Bekanntschaft mit der jungen Hexe Nobe bringt ihn nicht nur in emotionale Verwirrung, sondern auch in Gefahr, da die Bürger gerade Jagd auf Hexen und Zauberer machen. Kann da etwa der Golem helfen? Währenddessen verliebt sich die Vampirin Aspirine neu und auch ihre Schwester Ritaline verliert ihr untotes Herz.

Der Zeichner und Autor in Personalunion Joann Sfar ist ein Phänomen. Er scheint sich nicht um gängige Dramaturgien zu kümmern, was manche Leser befremden und ihren Zugang zu seinen Werken erschweren dürften. Andererseits, indem er eine lineare Erzählweise vermeidet, bricht er die Konventionen auf und stellt die Klischees auf den Kopf und offenbart sie damit. So kann Sfar seine ureigenen Gedanken und Reflektionen auch in Genreprodukten unterbringen und durch das Spiel mit Klischees auch Parodien und gesellschaftliche Kommentare äußern. Kurz: indem er sich den erzählerischen Konventionen verweigert, hat er die Freiheit tun und lassen zu können was er will. So ermöglicht ihm dieser von vornherein realitätsfremde Zugang auch in Biographien surreale Elemente einzubringen ohne das diese wie Störfaktoren wirken (wie etwa in Chagall in Russland). Gerade durch die Nutzung dieser surrealen und skurrilen Einfälle vermögen die Serien von ihm intellektuell hervorzustechen (wie etwa durch die sprechende Katze in Die Katze des Rabbiners). Seine Serien sind zu recht berühmt, bewegend und immer von einem ironischen leisen Humor durchtränkt. Ja, man ist versucht zu sagen: von einem jüdischen Humor. Solcher zeichnet sich durch eine Subtilität aus, ist aber gleichermaßen obskur. So gibt es ein jüdisches Schimpfwort: „Mögen dir alle Zähne ausfallen. Bis auf einen und in dem sollst du Zahnschmerzen haben“.
Vor allem Aspirine zeichnet sich durch solcherart Humor aus. Dabei ist es die Fortsetzung von Desmodus der Vampir und überrascht insofern da alle Genreerwartungen über den Haufen geworfen werden. Fällt das Wort Vampir, so kommen einem sofort Gedanken und Bilder in den Kopf und man erwartet natürlich eine Horrorgeschichte. Doch Sfar macht eben dieses nicht. Er erzählt eine reine Soap Opera mit vielen wechselnden Personen, die sich nach Liebe und Lust sehnen, von Eifersucht gequält werden und das zentrale Thema ist dementsprechend dann auch die Einsamkeit. Alles dreht sich um die Liebe. Aber auch um Intoleranz, denn die Hooligans haben es hier vor allem auf Hexen und andere Wesenheiten abgesehen.
Und hier liegt das Besondere der Serie: Sfar benutzt für seine Soap Opera übernatürliche Wesen und die verliebt sind, sind eben Vampire, Hexen, Werwölfe, Alraunen und Geister. Dann ist die Erzählung kein Horror und auch kein Mystery wie Professor Bell, aber leider gelingt es dann auch nicht intellektuell herauszustechen wie die jüdische Katze oder eine glänzende Parodie wie in Donjon abzuliefern. So gehört Aspirine zu den schwächeren Werken von Sfar, befindet sich damit aber immer noch auf einem höheren Niveau als viele andere Beiträge. Neben dem leisen Humor, der um eine erzählerische Linearität einen Bogen macht, sind es die vielen Anspielungen auf den deutschen Expressionismus der deutschen Stummfilmzeit welche den Band auch optisch zu einem Vergnügen machen.
Doch leider ist hier das Format nicht ganz gelungen, denn es ist zwar handlich, aber dadurch sind die Panels manchmal zu klein geraten, so dass Details untergehen und das Lettering manchmal sehr schwer zu lesen ist.
Fazit:
Eine Soap Opera mit übernatürlichem Personal was skurrilen Witz erlaubt, aber lange nicht so herausragend ist wie andere Serien von Sfar. Aber sich doch auf einem hohem Niveau befindet. Hier steht der Humor im Zentrum und die Zeichnungen strotzen vor Anspielungen.

Aspirine
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 29,95
ISBN 10:
3945034094
ISBN 13:
978-3945034095
224 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Anspielungen
- leiser Humor
- Wirrungen des Herzens bei übernatürlichen Wesen

- zu kleines Format, da Lettering teilweise schwer lesbar und graphische Details verloren gehen

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
![]() (1 Stimme) | ||
|
|
|||||||
Rezension vom: | 01.01.2015 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
|
|||||||
Leseprobe | |||||||
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier... | |||||||
Das sagen unsere Leser | |||||||
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser. |
?>