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Comic-Besprechung - Der Farbanschlag
Geschichten:Der Farbanschlag
Autor / Zeichner / Colorist: Andreas Müller-Weiss
Story:
Der italienische Maurer Umberto Campi bewirft einige Züricher Gebäude mit Farbdeuteln und wird wegen Vandalismus verhaftet. Bei seiner Vernehmung kommt den Polizisten der Verdacht, dass hinter der Aktion mehr stecken könnte, doch müssen sie Campi vorerst laufen lassen. Einige Indizien deuten auf den Maler Giacometti hin, doch der bestreitet alle Anschuldigungen.
Meinung:
Diesen Comic werden wohl hauptsächlich Schweizer würdigen können. Es gibt viel zu viele Anspielungen und Verweise auf real existierende Personen, Bauten und Ereignisse als das man diese als Nicht-Schweizer, oder sogar noch präziser: als Nicht-Züricher, verstehen könnte. Da ist man um den Anhang mit seinem Glossar und den Hintergrundnotizen recht dankbar. Aber es gibt auch einige fiktive Personen. So ist der ermittelnde Polizist niemand anderes als Wachtmeister Studer, der legendären Krimifigur von Friedrich Glauser, der das schweizerische Äquivalent zu Simenons Kommissar Maigret ist. Der Schurke sieht in manchen Panels übrigens verdächtig Peter Lorre ähnlich, dessen Auftritte in den Filmen M und Casablanca legendär sind.
Erstaunlicherweise ergibt hier Inhalt und Form keine Einheit, was angesichts der Story erstaunlich ist, da es ja eben auch um Bilder und deren Bedeutung geht. Die Story an sich ist ziemlich schwach und läuft alles andere als rund. Es gibt keine Stringenz, die Psychologisierungen bleiben schon in den Ansätzen stecken und der Autor will viel zu schnell viel zu vieles unterbringen. Einzig der Gedanke der darin besteht, dass man Verbrechen aufklärt, indem man Bilder zu deuten weiß, ist ein gelungener, aber seit den Romanen von Dan Brown auch nicht mehr so sehr bemerkenswert.
Graphisch ist aber alles hervorragend. Auf jeder Seite gibt es viele gute Ideen, die aber auch dazu führen, dass alles weiter auseinander driftet da die Geschichte da überhaupt nicht mehr mithalten kann. Zudem wird man dadurch dazu verführt, die Zeichnungen und die Geschichte separat zu betrachten, was der Intention eines Comics ja oftmals zuwider verläuft. Die Panels werden miteinander verknüpft und bekommen oft eine doppelte Bedeutung, welche durchaus ironisch aufgeladen sind. Da geht das Kleid einer Frau in die Form einer Grapefruit über und man weiß demnach was man von der Dame und ihren Ansichten zu halten hat. Die Perlenkette einer Frau wird zu den Tasten einer Schreibmaschine, die im selben Panel übergehen zu Luftblasen. An diesen Spielchen kann man sich nicht satt sehen und es gibt da wirklich grandiose Elemente, wenn sich die Federn eines Papageis auf der anderen Seite in geometrische Formen mit eingliedern. Man wundert sich erst, warum auf jeder Seite unten der Züricher Fluss zu sehen ist, aber bei der Auflösung des Kriminalfalles spielt er eine wesentliche Rolle. Danach wird der Fluss auch nicht mehr gezeigt.
Insgesamt bleibt also nach der Lektüre ein sehr zwiespältiges Gefühl übrig. Man war beeindruckt von der graphischen Spielerei, bekam dadurch aber so gut wie nichts von der Story mit. Welche sich nach einigem Nachdenken als ungeheuer banal entpuppt und nur dazu dient graphische Ideen und historische Anspielungen unterzubringen. Eine Einheit wäre da aber sehr schön gewesen.
Fazit:
Graphisch topp, inhaltlich ein Flopp. Auf jeder Seite gibt es hervorragende optische Ideen und Gestaltungen, wogegen die kaum vorhandene Geschichte ziemlich banal ist. Zudem driften Zeichnungen und Story zunehmend auseinander.
Der Farbanschlag
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Edition Moderne
Preis:
€ 25
ISBN 10:
3037311304
ISBN 13:
978-3037311301
64 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- graphische Gestaltung mit vielen guten Ideen
- keine Einheit Inhalt und Form
- keine richtige Story und ziemlich banal
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 24.10.2014 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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