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Comic-Besprechung - Jim Henson's Tale of Sand

Geschichten:
Jim Henson's Tale of Sand
Autor:
Jim Henson, Jery Juhl
Umsetzung: Ramón K. Pérez
Farben: Ian Herring, Ramón K. Pérez



Story:
Es beginnt mit wildem Tanz und Musik. Ein Farbenrausch und -Wirbel, der einen einfängt, umfängt, bis man entlassen wird in die Wüste. Ab da beginnt eine wilde Hetzjagd mit einem steten Verfolger an den Fersen. Traum, Realität, Wahn vermischen sich und die feinen Gespinste zwischen dem was Wahrheit und dem was Trug ist werden durchlässig. Und während man gegen Footballer kämpft, die sich mit Sarazenen verbündet haben und sich eine schöne Frau als Stachel in der Seite entpuppt, geht das Leben und die wilde Hatz weiter.


Meinung:
Jim Henson mit Puppen in Verbindung zu bringen ist sehr leicht. Sesamstraße. Muppets, Fraggles ... Namen, die inzwischen über Generationen hinweg bekannt sind. Und das nicht nur, weil Sendungen wie die Sesamstraße weiterhin laufen oder der Disney-Konzern, der zwischenzeitlich die Rechte an diesen speziellen Figuren erwarb, neue und sehenswerte Muppet-Filme auf die große Leinwand bringt. Aber Hensons kreativer Geist hörte bei diesen Projekten eigentlich nie auf. Das er auch anders konnte und seine Karriere auch ganz andere Pfade hätte bestreiten können, beweist nun der noch junge Verlag Dani Books, der für die deutsche Ausgabe von Jim Henson's Tale of Sand verantwortlich ist.

Wer jetzt denkt, Jim Henson hätte auch gerne Comics gemacht, liegt nicht richtig. Vielmehr handelt es sich bei Tale of Sand um die Comic-Umsetzung eines von dem Meister der Puppen entwickelten, schon sehr deutlich als experimentell angelegten Drehbuchs für einen Film, der nie entstand. Wer hier gleich Fragezeichen über dem Kopf schweben hat, dem hilft der hervorragend mit Infomaterial ausgestattete Band gleich weiter. Tale of Sand verschwand erst einmal im Archiv der Jim Henson Company, nachdem Henson den Großteil seiner Zeit für Sesamstraße und die Muppets veranschlagen musste. Es bleibt aber das einzige von ihm geschriebene abendfüllende Drehbuch, das er zu Lebzeiten nicht verfilmen konnte.

Die Geschichte schlummerte also bereits eine Weile, als es bei der Jim Henson Company schließlich doch gefunden und zusammen mit dem Archaia-Verlag darüber verhandelt wurde, aus dem Drehbuch einen Comic zu machen. Vermutlich begann jetzt erst der schwierige Part: den richtigen Zeichner finden. Ramón K. Perez lebt in Kanada und war dem Comcileser sicherlich nicht allzu bekannt, bevor er mit Tale of Sand gleich ins Rampenlicht trat. Auch wenn die Mühe am Ende mit vier wichtigen Preisen (BOTYA Gold Award, Joe Shuster Award, Harvey Award, Will Eisner Comic Industry Awards) in insgesamt sieben Kategorien belohnt wurde, war der Weg dahin sicherlich kein leichter. Denn Hensons Drehbuch als leicht zugänglich zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahres.

So einen Stoff würde man heutzutage vermutlich Regisseuren wie Terry Gilliam anvertrauen, wenn der nicht inzwischen von den großen Studios als Kassengift angesehen würde. Tale of Sand ist ein Zusammenspiel von vielerlei Eindrücken und Ebenen, von denen der Comic sicherlich einige herauskitzeln kann, aber sicherlich nicht alle. So bleibt ein Teil des Werkes dann doch unvollendet und muss durch die Phantasie des Lesers zum Leben erweckt werden. Allerdings kein schlechtes Erbe für Hensons Drehbuch.

Eine stringente Geschichte ist Tale of Sand fremd. Am ehesten lässt es sich als eine Art Road-Movie mit Western-Anstrich interpretieren, der sich jedoch mehr mit dem Unterbewussten befasst, als mit dem, was tatsächlich geschieht. Dies ist nämlich ein Amalgam aus vielen verschiedenen Motiven, Eindrücken und Genres, die als einzige Konstante die Hauptfigur und ihren steten Verfolger haben. Neben klassischen Traummotiven finden sich auch Gags à la Looney Toons und damit eine Bandbreite, die man erst einmal in eine ernst gemeinte Sinnsuch-Geschichte unterbringen muss. Zum Teil funktioniert dies nur - so ehrlich muss man sein - weil man Henson hinter allem weiß.

Die Bilder konnte der letztgenannte nicht mehr liefern, was schließlich, wie bereits erwähnt, in Ramón K. Perez Hände fiel. Er müht sich redlich und erfolgreich, auch wenn er viel den Bildern und weniger ausgefeilten Bildkompositionen überlässt. Er spielt mit dem Aufbau, versucht auch die Linearität zu brechen, reißt aber nie wirklich aus oder greift über die Stränge. Vielleicht ist das am Ende gar gut so, denn die Geschichte selbst bietet wenig Halt und legt es gerade auf ein Spiel mit Bedeutungsebenen ab. Hier bietet der Aufbau der Seiten eine Struktur, an der man sich orientieren kann und die mitten im kreativen "Chaos" so etwas wie einen Pfad vorgeben.

Man muss sich auf Tale of Sand einlassen und die Geschichte erstmal wirken lassen, Hierbei helfen ausführliche Infos, die dem Comic sowohl voran- als auch hintangestellt werden. Da hat sich Dani Books Mühe gegeben. Ohnehin überraschend, dass sich dieser Newcomer-Verlag so eine Lizenz angeln konnte. Der Herr Rohleder macht was ihm gefällt und das ist auch gut so. Eine sympathische Ergänzung des Verlagprogramms und ein besonderes Kleinod, welches sich sehen lassen kann.


Fazit:
Jim Hensons Kreativität wirkt bis heute nach. Tale of Sand hätte eigentlich eine Regiearbeit sein sollen, wurde dann aber als Comic umgesetzt. Dennoch sprüht die Geschichte vor der Kreativität Hensons über, die vielleicht nicht mehr ganz modern ist, aber durch Ramon Pérez ihren Sprung in die Gegenwart geschafft hat. Zum Lesen, Nachdenken, Erfreuen!


Jim Henson's Tale of Sand - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jim Henson's Tale of Sand

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
dani books

Preis:
€ 24,00

ISBN 13:
978-3-944077-41-3

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein kreativer Funke vergangener Tage
  • Geschichte, auf die man sich einlassen muss
  • Spiel mit verschiedenen Bedeutungsebenen
  • und einem fähigen Zeichner
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 19.05.2014
Kategorie: One Shots
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