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Comic-Besprechung - Die Rückkehrer
Geschichten:Die Rückkehrer
Autor: Olivier Morel, Mael
Zeichner / Colorist: Mael
Story:
Olivier Morel ist ein in den USA lebender Dokumentarfilmer, der Kriegsveteranen portraitieren möchte. Ausnahmslos leiden sie an einem posttraumatischen Stresssyndrom, welches ihnen den Zugang zu einem normalen Leben erschwert. Doch die Reise in die psychischen Abgründe haben auch Folgen für den Filmemacher.
Meinung:
Die Rückkehrer ist ein wichtiges Buch wenngleich man sich schon von dem Konzept her fragen kann, ob es notwendig ist. Natürlich ist das jetzt ein Widerspruch, aber da es sich hier um eine Adaption eines Dokumentarfilmes handelt ist die Frage berechtigt. Braucht man einen Comic, wenn es einen Film gibt? Auch wenn das Thema wichtig ist? Ja, denn eine Comicadaption kann teilweise mehr leisten als ein Film. Zum einen kann die Entstehung des Filmes selber thematisiert werden und wie der Regisseur und Autor daran hadert und welche Auswirkungen es auf ihn hatte.
Insofern ist die Graphic Novel auch eine Art Making Of. Auf der anderen Seite kann eine Graphic Novel von der graphischen Seite her Sachen einbauen und Gewichtungen setzen, welche ein Film so in der Art nicht oder nur schwer leisten kann. Zumindest wenn es ein Dokumentarfilm ist der sich der Realität und der Wahrheit verpflichtet. Da sind schon eingefügte Spielfilmszenen grenzwertig und man kann sich einzig und allein auf die Interviews und die Gesprächspartner verlassen. Eine emotionale Ansprache kann dann oft nur über die Montage und den Musikeinsatz verstärkt werden. Aber das findet nicht in den Bildern statt und wie soll man filmische Bilder finden, welche das Innenleben der Menschen schildern? Auch da hat ein Dokumentarfilm weniger Möglichkeiten als ein Spielfilm, der lockerer mit Symbolik arbeiten kann. Oder eben ein Comic, welches eben dieses auch leisten kann.
So kann Die Rückkehrer kraftvolle Bilder nutzen mit Überblendungen und Verschiebungen, welche die Wörter und dem emotionalen Thema noch einen weitere emotionale Wucht verleihen. Ohne von dem Schicksal der Menschen, welche hier im Zentrum stehen, abzulenken. Das Spiel mit den Farben und Überlagerungen ist äußerst eindrucksvoll gelungen. So werden bei Flashbacks der Veteranen die schwarz-weiß Stufen aufgebrochen und es wird rot wie bei glühender Hitze und wie bei Blut.
Von Opfern ist beim Krieg immer die Rede, aber es gibt noch weitaus andere als diejenige die körperlich verwundet werden oder auf dem Schlachtfeld bleiben. Und damit sind jetzt nicht die Zivilisten gemeint, sondern die Soldaten an sich. Es geht um die seelischen Verwundungen der Veteranen, welche nicht gehört werden. Bei einer Niederlage möchte man nicht durch die Veteranen an die Schmach erinnert werden (siehe Vietnam) und bei einem Sieg möchte man nicht einen Schandfleck haben, welcher die Glorifizierung beeinträchtigt. Kurz und knapp: die Veteranen sind eigentlich nicht erwünscht. Von niemanden. Sie werden verheizt und danach ignoriert. Gerade bei einem ungeliebten Krieg wie den gegen den Irak, der auch in den USA zu Kontroversen führte, liefern die Soldaten einen Riss im Selbstbild einer waffenstarrenden neurotischen Nation. Der Umgang mit den Veteranen ist dann auch der Umgang der Gesellschaft mit sich selbst. Dabei braucht es hier keine Horrorszenarien oder Bilder von Grausamkeiten, welche die Soldaten traumatisierten. Manchmal haben sie nämlich gar nichts direkt gesehen, sondern es sind die Stimmungen und die Gefühle um die es hier geht, und das wird graphisch gelungen eingefangen und verweigert sich der Effekthascherei welches dem Thema widersprechen würde.
Fazit:
Die Adaption eines Dokumentarfilmes kann eine zusätzliche graphische Ebene aufbauen, um den Leser emotional anzusprechen. Zudem werden die Schaffung des Filmes und die Folgen thematisiert. Empathisch und doch respektvoll werden die Traumata von Veteranen geschildert.
Die Rückkehrer
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 17,90
ISBN 10:
3551736472
ISBN 13:
978-3551736475
128 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- gute graphische Umsetzung
- emotionale Wucht
- Empathie und Respekt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 17.04.2014 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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