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Comic-Besprechung - Kongo - Joseph Conrads Reise ins Herz der Finsternis
Geschichten:„Joseph Conrads Reise ins Herz der Finsternis“
Text: Christian Perrissin
Zeichnung: Tom Tirabosco

Ende des 19. Jahrhunderts war der Sklavenhandel im Gebiet des Kongos zwar verboten, wer jedoch die hier geschilderten Bedingungen für die Afrikaner sieht, der wird kaum einen Unterschied zur Zwangsarbeit feststellen. Dem zukünftigen Schiffskapitän sind die Umstände sicherlich bewusst, dennoch scheint er zunehmend angewidert zu sein, vom überheblichen Gebären der Kolonialisten. Diese lassen ihre Träger auspeitschen, Feilschen um Halsketten einer Frau, die nur durch Kopfabtrennen den Besitzer tauschen könnten und behandeln die Arbeiter im Grunde genommen wie Tiere. Dies alles ist für den Leser schwer verdaulich, aber gerade aus der heutigen Perspektive überaus interessant. Der Autor glorifiziert Conrad glücklicherweise nicht als jemand, der offen gegen diese Unterdrückung rebelliert. Vielmehr ist Conrad ein Teil dessen. Auch er nimmt alle Annehmlichkeiten gerne entgegen, ohne zu hinterfragen, welche Menschen dafür ausgebeutet werden. Nur bei extremen Übergriffen und Bestrafungen schreitet er ein. Durch diese ungeschönte Darstellung bekommt der Leser einen Einblick in das "Herz der Finsternis", in den afrikanischen Kontinent, wo die Europäer nur Bodenschätze und keine Menschen sehen. Diese Graphic Novel sollte folglich nicht als Plädoyer gegen die brutale Kolonialzeit angesehen werden, sondern als Schilderung abenteuerlicher Zeiten, wo Menschenwürde als Modewort in Europa hoch gelobt, in Afrika aber mit dem Füßen getreten wurde.
Der weitere Verlauf der Reise führt dem Leser des Weiteren die Größe des Landes und der damit verbundenen Komplexität der Wirtschaftswege vor Augen. Da werden ein paar Männer irgendwo am Strand des Kongos ausgesetzt, mit dem Auftrag hier eine Siedlung zu gründen. Ein paar Wochen später, auf dem Rückweg der Schiffsreise, ist am besagten Ort nichts passiert und die Männer sind verschwunden.
Des Weiteren werden Stammeskämpfe, Konflikte mit den Ureinwohnern mitten im Dschungel und viele Komplikationen während der Schiffsreise auf dem Kongo vom Autor geschildert. All dies sorgt für einen durchgehenden Spannungsbogen, welcher von einigen kleinen Höhepunkten getragen wird und auch die vielen teils langen Dialoge übersteht. Letztere tragen das gesamte Konzept des Bandes, denn die eigentliche Action wird immer nur kurzzeitig eingeblendet. Dafür gibt es sehr viele Infos durch Gespräche zwischen den Beteiligten. Langatmig sind diese auch aufgrund der abenteuerlichen Umgebung mit ständig wechselnden Situationen jedoch in keinster Weise, so dass hier eine überaus ausgewogene Graphic Novel vorliegt, die neben viele ruhigen Tönen auch den ein oder anderen actionreichen Höhepunkt zu bieten hat.
Die grafische Seite, geschaffen von Tom Tirabosco, überzeugt durch reine schwarz/weiß Zeichnungen per Kohlestift. Demzufolge erwartet den Leser hier keine sauberen Inks, sondern vielmehr eine leicht verschwischte Grafik mit dicken satten Schwarztönen. Der Zeichner arbeitet vorwiegend mit kleinformatigen Panels und einem klar strukturierten Seitenaufriss. Nur selten gibt es große Landschaftsaufnahmen. Darüber hinaus geht Tirabosco sehr ins Detail. Gerade die Darstellungen des Dschungels begeistern durch eine enorme Komplexität, was einen passenden Eindruck von der unberührten Wildnis erzeugt.
Kongo ist folglich eine überaus unterhaltsame Graphic Novel mit einem abenteuerlichen Inhalt während der Kolonialisierung Afrikas. Hier wird das ganze Leid und Elend der angestammten Bevölkerung und Natur durch die Augen eines Schiffskapitäns dargestellt, was zu keinem Zeitpunkt langweilig erscheint. Der schwarz/weiße Grundton verstärkt den historischen Rückblick um ein Vielfaches, so dass mit diesem Band ein wahrer Klassiker der Reise- und Abenteuerliteratur vorliegt.

Kongo - Joseph Conrads Reise ins Herz der Finsternis
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 24,95
ISBN 13:
978-3939080886
176 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Handlung beruht auf wahren Tatsachen
- Ausbeutung der afrikanischen Natur wird ohne moralischen Zeigefinger dargestellt
- Präsentation im Großformat mit umfangreichen Anhang


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 19.02.2014 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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