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Comic-Besprechung - Ratgeber für schlechte Väter
Geschichten:Ratgeber für schlechte Väter
Autor / Zeichner: Guy Delisle
Story:
Egal ob es nun darum geht, seine Lieblingscornflakes vor den Kindern zu schützen, den Glauben an die Zahnfee zu erhalten oder schwierige Fragen zu beantworten: in all den geschilderten Episoden erweist sich alle gute Intention als Bumerang.
Meinung:
Guy Delisle ist vor allem für seine Comicreportagen bekannt. Nach seinen
Büchern wie Shenzhen, Pjöngjang, Aufzeichnungen aus Birma und dem
preisgekrönten Aufzeichnungen aus Jerusalem gilt Delisle
mittlerweile mit Joe Sacco als einer der bekanntesten und besten
Vertreter des Comicjournalismus. Wobei Emmanuel Lepage mittlerweile auch
mit dazu gezählt werden muss. So überrascht nun der neueste Wurf schon
mit dem Titel. Ratgeber für schlechte Väter kann ja nun keine
Reportage sein, oder? Geht da etwa die Ironie mit einem durch?
Letzteres
ist gar nicht so verkehrt. Delisle überrascht seine Leser mit einem
reinen Cartoonbuch. Wobei hier die Gags und Situationen nicht nur eine
Seite füllen. Auch übernimmt er nicht das Format wie man es sonst von
Zeitungsstrips wie Garfield oder Hägar kennt. Delisle erzählt kleine
Geschichten, die sich auf mehrere Seiten erstrecken und so mehr Gags
liefern als eine bloße Drei-Bilder-Sequenz, bei der immer alles auf eine
Pointe hinausläuft. Insofern hat der Ratgeber eigentlich nichts mit
Cartoons im geläufigen Sinne gemein, da er formal nicht als solcher
definiert werden kann.
Dennoch soll der Begriff Cartoon hier
beibehalten werden. Denn der reduzierte Stil von Delisles Zeichnungen
eignet sich hervorragend dafür. In minimalen Strichen reduziert er alles
auf das aller notwendigste. Dabei verweigert er sich den formalen
Übertreibungen wie sonst üblich in dem Bereich, sondern arbeitet mit
eher kleinen Andeutungen der Mimik. Die Reduktion ist wirkungsvoll wobei
der Witz vornehmlich durch den Dialog entsteht. Die Pointen entstehen
selten durch die Bildanordnung oder dadurch, dass ein vorheriger
Freiraum plötzlich mit der Pointe gefüllt wird.
Der Titel trifft es
dabei hervorragend, wobei hier keine Bösartigkeit vorliegt, sondern eher
eine Gedankenlosigkeit, da der Vater, Guy Delisle selbst, seine Kinder
als Partner ansieht, als kleine Erwachsene und zwischen den
verschiedenen Rollen nicht unterscheiden kann. So entstehen
haarsträubende Alltagssituationen, die dennoch so nah an der Realität
liegen, dass jeder Leser, auch Nicht-Eltern, sie nachvollziehen kann. Da
schüttelt man entsetzt amüsiert den Kopf, wie man denn so mit seinen
Kindern umgehen kann, stutzt aber und hinterfragt sein eigenes
Verhalten. Voller Selbstironie ist der Band zum Brüllen komisch wenn
Machtgefühl und Überlegenheit und der Wunsch nach Bewunderung durch
seine Kinder komplett umschlägt und alles dieses Streben dazu führt, das
man sich selber demontiert. So sind die eigentlich Leidtragenden
wahrscheinlich weniger die Kinder, die hier erstaunlich tapfer und
stoisch reagieren, als der Vater selber. Vor allem bei der Episode, bei
der die Tochter dem bekannten und erfolgreichen Comiczeichner ein
selbstgemaltes Bild zeigt, ist sehr gekonnt und lässt einem schon fast
das Lachen im Halse stecken. So wie ein intelligenter Witz sein sollte.
Fazit:
Delisle überrascht mit einem Cartoonbuch, bei der Witz und Kritik sich die Hand geben. Köstlich amüsant, beginnt man doch eigenes Verhalten gegenüber Kindern zu hinterfragen. Vor allem die gnadenlose Selbstironie und die gelungene graphische Umsetzung machen das schmale Buch zu einem wahren Vergnügen.
Ratgeber für schlechte Väter
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Reprodukt
Preis:
€ 12
ISBN 10:
3943143708
ISBN 13:
978-3943143706
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- hintergründige Witz
- Kritik als Gag getarnt
- äußerst gelungene Dialoge
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 29.10.2013 | ||||||
Kategorie: | One Shot | ||||||
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