Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 18.263 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen...

Comic-Besprechung - Die Amateure

Geschichten:
Die Amateure
Autor / Zeichner / Colorist: Brecht Evens


Story:
Pieterjan ist ein Künstler und ein Kunstlehrer, der im großstädtischen Kunstleben nicht zuletzt durch seine Freundin, die eine Galerie betreibt, voll eingebunden ist. So empfindet er es unter seiner Würde, ist aber dennoch geschmeichelt, als er in ein Dorf eingeladen wird, das eine Biennale auf die Beine stellen will. Dort lernt Pieterjan einen ganz anderen Zugang zur Kunst kennen.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Die Amateure ist ein schönes Buch voller Ironie und Kritik, ohne das letztere ätzend ist. Vor allem sollte man bei diesem Band schon das Innencover genauer betrachten. Hier wird nämlich die klassische Sage um Prometheus aufgegriffen. Wie gemeinhin bekannt, stahl Prometheus von den Göttern das Feuer und brachte es den Menschen. Dieses war der erste Schritt  der Menschen und es ging die Zivilisation damit einher. Als Strafe dafür wurde Prometheus von den Göttern verurteilt, an einen Berg gekettet und tagtäglich kommt ein Adler vorbei, der seine Leber frisst und die täglich nachwächst.

In Die Amateure wird ein ähnlicher Vorgang gezeigt, ohne das blutrünstige, aber auch das zivilisatorische kommt zur Sprache. Und das kann man auf den gesamten Inhalt übertragen, wenn ein halbwegs arrivierter Künstler in ein Dorf kommt, um dort an einer Biennale mitzuwirken. Der Städter kommt auf das Land, der Künstler zu den Amateuren, um ihnen anhand des Kunstbetriebes die Zivilisation zu bringen. So sieht es jedenfalls der Held und findet alles unter seiner Würde. Aber so langsam taut er auf.  Und wird in gewisser Hinsicht selber neu zivilisiert.

Hier greift ein Aspekt der Systemtheorie im Sinne von Niklas Luhmann sehr schön. Man könnte behaupten, dass nur das als Kunst anerkannt wird, was im System der Kunst hergestellt wird. Sprich: es ist nur das Kunst, was vom Kunstbetrieb anerkannte Menschen herstellen. Oder es wird etwas zu Kunst, sobald es in einem Museum oder in einer Galerie zu finden ist. Allerdings ist dann alles immer selbstreferentiell und das System abgeschottet und kann kaum Grenzen zulassen. Künstler würden dann in einer Blase leben, wie es auch am Anfang des Bandes vorkommt, und sind vom Leben an sich abgetrennt, wobei gerade das ja die Inspirationen für ihre Werke liefern sollte. Oder liefern soll. Und so stellt sich im Laufe der Lektüre immer mehr die Frage, wer denn nun die eigentlichen Künstler sind. Wenn die Künstler nur im System als solche anerkannt sind, so hat die Kunst nichts mehr mit dem Leben zu tun, sondern nur mit dem Schein.

Der Belgier Brecht Evens macht das sehr schön deutlich und schafft grafisch experimentell ein kleines Wunder, indem er die Provinz hochleben lässt, aber gleichzeitig lächerlich macht und sich nie auf eine einzige Position festlegt. Der Elan, die Begeisterung und der Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft werden gepriesen und der Kunstbetrieb als Phrasendrescherei und Oberflächlichkeit verhöhnt. Auch wenn am Ende dann alles wieder in Phrasen erstickt und damit ein Kreis geschlossen wird zu der anfänglichen Galerieausstellung, geschieht dann nichts anderes, nur auf einer hochgestochenen Ebene. Wenn der Kunstbetrieb als Phrasenbildung abgetan wird, so hat das Dorf einen Erfolg errungen.

Kunst ist Flucht und ein Kommentar zu der uns umgebenden Welt. Sie ist ein Ort zum Träumen und damit auch ein Ort zum Scheitern, denn Träume und Kunst sind fragil. Aber selten scheitert es sich so schön wie in der Kunst. Brecht Evens ist nicht gescheitert, sondern hat ein kleines Meisterwerk abgeliefert.

Fazit:
Ein wunderschöner, bissiger, ironischer und doch liebevoller Blick auf den Kunstbetrieb und die darin tätigen Menschen. Grafisch experimentell erzählt Evens von Träumen und vom Scheitern. Auf eine wundervolle Art und Weise.



Die Amateure - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Amateure

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 34

ISBN 10:
3943143465

ISBN 13:
978-3943143461

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • schön bissig und doch liebevoll
  • Scheitern war selten so schön
  • guter Kommentar zum Kunstbetrieb
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

Persönlichen Bookmark setzen für diese Seite
Diese Seite als Bookmark bei Blinklist hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei del.icio.us hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Digg hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Fark hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Furl hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Google Bookmarks hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Mister Wong hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei myYahoo hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Netscape hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Newsvine hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Reddit hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei StumbleUpon hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Technorati hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Yigg hinzufügen  
Oder diesen Dienst benutzen: Social Bookmark Button

Rezension vom: 15.08.2013
Kategorie: One Shots
«« Die vorhergehende Rezension
Atalante - Die Legende 1: Der Pakt
Die nächste Rezension »»
Das wunderbare Leben des Sumito Kayashima 1
Leseprobe
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier...
Das sagen unsere Leser
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser.


?>