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Comic-Besprechung - Die Ferien des Majors

Geschichten:
Les Vacances du Major
Autor/Zeichner:
Moebius



Story:
Die bunte Welt der Comics in der Linse eines Moebius. So wie andere mal verschiedene Klamotten anprobieren, versucht er sich in unterschiedlichen Stilen von seiner Formstrenge als Jean Giraud zu befreien. Heraus kommen kurze Episoden, die fröhlich zwischen ligne claire, cartoon-strip und was es sonst noch so gibt hin und her springen. Ganz nach Gütdünken des Zeichners. Wer sich auf die vielen kleinen Episoden einlässt, bekommt einen guten Einblick in die Möglichkeiten, die Moebius zur Verfügung stehen.


Meinung:
Jeder Künstler hat so seine mal kleine, mal große Werkzeugkiste. In ihr finden sich einige Standardutensilien, die jeder mit mehr oder weniger Bravour meistert. Doch auch manches Spezialisteninstrument findet man in den Ecken und Winkeln dieses Kastens. Bei jemandem wie Moebius hat diese Kiste nicht nur ziemlich große und teils verdrehte Dimensionen, sondern scheint so voller Handwerkszeug, dass es einem förmlich entgegen springt, wenn man ihn öffnet.

Aber nicht immer bekommt ein Zeichner Gelegenheit seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Die Ferien des Majors ist allerdings genau das. Ein Potpourri der zeichnerischen Möglichkeiten eines Meisters seiner Kunst wie Moebius. Zugegeben, man ist mehr als voreingenommen bei jemandem wie diesem Ausnahmekünstler, der so etwas wie der heilige Gral der Zunft ist. Man ist auch bereit ihm einiges an Vorschusslorbeeren zu gewähren, wenn es um Comics geht.

Die in Die Ferien des Majors versammelten Geschichten sind typisch Moebius in dem Sinne, dass sie nicht unbedingt immer Sinn ergeben oder zu argen Sprüngen neigen, die man aus heutiger (vielleicht auch bereits aus damaliger) Sicht nicht immer nachvollziehen kann. Der Band ist vor allem ein gefundenes Fressen für Nostalgiker, die mit genau den Zeichnern und Comicschaffenden aufgewachsen sind, die Moebius in so unnachahmlicher Weise adaptiert und parodiert.

Dies gelingt ihm vorzüglich. Sei es der grobe, schon skizzenhafte Stil in Du bist das Ziel von so Allerlei oder der eher aus Funnies bekannte aus Der Eindringling oder Ein Abenteuer von John Watercolor, dem Schrecken der Taschendiebe, und seinem tödlichen Mantel. Ja, der Titel ist wirklich so lang und zeigt, dass man das Lesen des Bandes vor allem augenzwinkernd nehmen sollte. Wer sich etwas auskennt wird viele Parallelen zu bekannten Serien finden und genug Muße haben sich manch kleines Detail genauer anzusehen.

Also kein Genuss für diejenigen, die erst spät über Moebius gestolpert sind? Im Gegenteil. Will Eisner war ja bereits dafür bekannt einen vielseitigen Strich zu haben und Interessenten vorgauckeln zu können einen ganzen Stall an Zeichnern in seinem Studio zu haben. Dabei war er es eigentlich immer nur er selbst. Moebius setzt dem noch einen drauf und gestaltet wirklich jede einzelne der Geschichten in Die Ferien des Majors in teils so konträren Stilen und Varianten, dass es angehenden Zeichner Angst und Bange werden könnte. Moebius beherrscht die Sprache und die Formen des Comics wie kein Zweiter. Das ist der Grund, warum einen die Geschichten dennoch beeindrucken können, selbst wenn sie keine Perlen der Erzählkunst sind, sondern eher verspielte Albernheiten und Fingerübungen.

Was anderes soll es auch nicht sein. Moebius selbst bezeichnet es als Herumtollen in neuen Freiräumen. Bei manchen der Geschichten dachte er gar nicht an eine Veröffentlichung. In etwa so wie diejenigen berühmten Persönlichkeiten, deren Tagebuchaufzeichnungen wir heute lesen können, obwohl diese bei Verfassen sicherlich zu keinem Zeitpunkt daran gedacht haben. Der Blick in Die Ferien des Majors hat damit etwas Intimes, was durch das abschließende - zwar nicht ganz ernst gemeinte, aber dennoch irgendwie enthüllende – Comic-Interview mit Moebius höchstselbst als Charakter und Gesprächspartner weiter unterstrichen wird.


Fazit:
Ein buntes Heft voller Knallbonbons aus dem Oberstübchen eines Moebius. Soviel Vielseitigkeit muss man erstmal aus einer Hand geboten bekommen. Der Zeichner spielt mit den Sujets und befreit sich aus der Enge in die ihn die Serie Blueberry trieb. Am ehesten so etwas wie ein etwas aufwendigeres und erweitertes Skizzenbuch zeigt Die Ferien des Majors einen Moebius, der sich gerne ausprobiert. Deshalb vermutlich nur für Fans und Bewunderer.


Die Ferien des Majors - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Ferien des Majors

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 16,00

ISBN 13:
978-3-86425-128-3

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein erschreckend vielsetiger Moebius
  • ein Treffer aus jeder stilistischen Richtung
Negativ aufgefallen
  • vermutlich nur für echte Fans und Komplettisten
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 03.02.2013
Kategorie: Die Möbius Collection
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