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Comic-Besprechung - Der Mann von der Ciguri

Geschichten:
L’Homme du Ciguri
Autor/Zeichner:
Moebius

Story:
Major Grubert taucht aus der U-Bahnstation auf und muss sich erstmal in dieser neuen Realität orientieren. Aber was bietet sich als Führung an in einem Kosmos, der immer wieder seine Parameter ändert. Insbesondere wenn die Grenzen zwischen den Realitäten verschwimmen und das was eben noch Fiktion war plötzlich zur Realität wird, von der das eigene Fortkommen abhängt. Während der Major versucht einen weiteren Durchgang aus seiner Ebene zu finden sucht die Besatzung der Ciguri nach ihm und gerät dabei selbst in den Konflikt der Realitäten.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Oh Gott, kein Vorwort. Wie soll man da denn die Geschichte verstehen? Gleich das erste Caption mit „Später“ deutet schon an, dass Der Mann von der Ciguri auf etwas aufzubauen scheint. Und wenn man in der am Anfang auftauchenden Figur Major Grubert erkennt, so ergibt sich eigentlich von selbst, dass als Vorgänger nur Die hermetische Garage gemeint sein kann. Zumindest besteht ein deutlicher Zusammenhang. Da hat man sich ja auf etwas eingelassen.

Tatsächlich bekommt man eine in sich verschlungene Rätselkiste geliefert, die auf Stringenz keine Bedeutung legt, sondern sich gänzlich den Strömungen und Gedanken des Machers ergibt. In den bisherigen Bänden aus der Moebius-Collection finden sich häufig diese Ansätze die Geschichte nicht aufzulösen, sondern die Erwartungen des Lesers fast schon bewusst zu enttäuschen. Gerade wenn man einen Faden aufgenommen hat, wird er einem wieder aus der Hand gezogen. Teilweise finden sich in Der Mann von der Ciguri alle zwei Seiten eine Zusammenfassung, die jedoch nicht mehr zum Verständnis beitragen, sondern den Leser wieder in eine trügerische Falle der Sicherheit locken, um ihn erneut in ganz andere Richtungen zu lenken.

Wo es in den bisherigen Geschichten aus der Collection immer eher Spielereien waren, in denen Moebius die Anforderungen an einen einheitlichen Handlungsstrang konterkarierte oder Wendungen auch einfach aus Bequemlichkeit heraus etablierte, ist in Der Mann von der Ciguri schon etwas mehr dahinter. Moebius führt hier sein automatisches Schreiben in konsequenter Weise fort und zerstückelt den Garage-Kosmos noch mehr, als dies bereits Die hermetische Garage (von 1979) vermochte. Dabei wird auch klar, dass Grubert am Ende des letztgenannten Bandes nicht unbedingt in unsere Realität eintauchte, sondern selbst diese im Grunde Teil eines erdachten Universums ist, dessen Schöpfer sich wiederum selbst zur Figur darin macht. Labyrinthisch, fürwahr. Aber vermutlich versucht man hier wieder der Handlung so etwas wie ein Konzept abzugewinnen/aufzuzwingen, so wie man in Wolken manchmal verschiedene Formen zu erkennen glaubt. Diesem Ansinnen verweigert sich Der Mann von der Ciguri jedoch konsequent.

Gerade im Vergleich mit den anderen „Fortsetzungen“ – natürlich ohne Moebius am Zeichenbrett - des Universums der hermetischen Garage, die versuchten (wie vermutlich auch der Leser bei der Lektüre) so etwas wie einen kohärenten Kosmos mit einem Grundmaß an Kausalität zu erschaffen, bleibt Der Mann von der Ciguri seinem „Konzept“ treu. Eventuell vertieft er sogar den Grundgedanken Moebius noch weiter, ohne ihn in irgendeiner Weise zu verwässern. Denn die Geschichte um Major Grubert fügt sich bei jedem Lesen zu etwas Neuem, zu etwas Anderen, weil man letztlich immer neue Verbindungen, Mutmaßungen und Rückschlüsse ziehen kann. Hierfür ist der Stoff enorm offen, gerade auch weil sich die Figuren in ihm so normal bewegen und die Brüche in ihr weiteres Fortkommen schlicht einfließen. Eine derartige Offenheit der Herangehensweise, die hier vom Leser erwartet wird, wird man vermutlich nur noch bei Kindern finden. Der erwachsene Leser projiziert schon von Anfang an zuviel hinein. Was natürlich nicht heißen soll, Der Mann von der Ciguri sei ein Kinderbuch ... ganz im Gegenteil.

Und auch wenn Der Mann von der Ciguri wie viele verschiedene Geschichten wirkt, die sich alle irgendwie in den Kosmos von Major Grubert einfügen, so ist der Band das durchgängigste Werk der aktuellen Ausgaben der Moebius-Collection. Aber auch dort ist Major Grubert aktiv, aber vermutlich wieder in ganz anderen Sphären. Eine der letzten Zusammenfassungen im Band lautet übrigens wortwörtlich: „Tir Orkeo Gruber Avram Tirkah Bosm Avricatonn Barggchoyz! Sper Gossi Ract! Tronic Tir Orkeo Psion, Standine Charclode Gruber! Tr0nk Bargchoyzin, Torefargu, Tortinix Boran.” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


Fazit:
Ein widerspenstiger Comic, der sich einer einfachen Entschlüsselung verweigert. Als Quasi-Fortsetzung von Die hermetische Garage angelegt, wirft der Band mehr Fragen auf, als er bereit ist Antworten zu geben. Man kann ihn nicht verstehen, sondern nur erleben. Nicht im aktuellen Der Raumvermesser zeigt Moebius, dass er nichts verlernt hat, sondern schon früher in Der Mann von der Ciguri, welches fast zwanzig Jahre nach der Garage entstand. Chapeau!


Der Mann von der Ciguri - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Mann von der Ciguri

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 16,00

ISBN 13:
978-3-86425-129-0

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • macht da weiter, wo Die hermetische Garage aufhörte
  • ein unlösbares Rätselspiel
  • ein undurchschaubarer Kosmos
Negativ aufgefallen
  • wer die Garage nicht mocht, wird auch Ciguri nicht lieben
  • diesmal kein erläuterndes Vorwort
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 05.02.2013
Kategorie: Die Möbius Collection
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