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Comic-Besprechung - Die hermetische Garage

Geschichten:
Le Garage Hermétique
Autor/Zeichner:
Moebius


Story:
Es beginnt mit der Suche nach Major Grubert und weitet sich für diesen zu einem Abenteuer aus, welches ihn durch die Realitäten schleudert. Ein ganzer Kosmos tut sich auf, der die Protagonisten und den Leser bis an die Grenzen des Möglichen führt. „Die hermetische Garage“ ist kein geschlossenes Werk“, sagt Moebius über den Comic und so ist er auch zu lesen, als eine Reise durch unterbewusste Zustände und fremde Welten, die so nur in der Phantasie existieren können.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Die hermetische Garage in Neuauflage gesellt sich zu der aktuell veröffentlichten Moebius-Collection und gebiert sich wie der Kuchen, der sich zu den Krümeln begibt. Die Geschichte gehört nun mal zu den wirklichen Klassikern des Comics weltweit und ist eines der Hauptwerke des Moebius. Außerdem lässt sie mit ihren über 120 Seiten die anderen Bände recht alt aussehen, die für stolze 16 € gerade einmal je 56 Seiten aufbieten können. Da wurde gestreckt was ging, während Die hermetische Garage nun mal nicht auseinander zu bringen ist.

Dabei wurde sie über nahezu vier Jahre in Einzelepisoden in Métal Hurlant veröffentlicht und musste auch im deutschen Schwermetall über 30 Ausgaben gestreckt werden. Und stellt sie ohnehin kein kohärentes Ganzes dar, sondern ein Auf und Ab an Stilen, Handlungsfäden und Ideen. Dennoch gehört sie so zusammen, wie sie jetzt (wieder) von Cross Cult veröffentlicht wurde. Allzu unbedarft darf man an den Band aber nicht herangehen. Wer eine Handlung im klassischen Sinne erwartet, wird sonst schnell eine herbe Enttäuschung erleben.

In Die hermetische Garage hat Moebius seine Technik des automatischen Zeichnens auf die Spitze getrieben. Wie er selbst sagt, kam dies noch nicht mal von ihm selbst, sondern war der Veröffentlichungsweise geschuldet. Als der erste Teil erschien und der Verleger die Fortsetzung haben wollte, wusste Moebius schon gar nicht mehr, was er da zuvor geschaffen hatte. Die Lösung. Einfach etwas ganz anderes schaffen und als Teil des Ganzen sehen. So bildete sich ein kafkaesk anmutendes Werk, das seinen Leser nicht führt, sondern immer wieder in Sackgassen und in tote Winkel führt, auf der anderen Seite neue Räume an ungeahnten Stellen eröffnet. So erschließen sich ungewollt ganz neue Bedeutungsebenen, was auf die Spitze getrieben wird, als die Hauptfigur (der im Werk von Moebius stets präsente) Major Grubert in unsere Realität überwechselt und sie damit dem Kosmos des Moebius angliedert. Auch der Leser wird somit zum Teil der Geschichte.

Handlung stand für die von Jean Giraud geschaffene Persönlichkeit Moebius allerdings fast zu keinem Zeitpunkt im Vordergrund. Ihm ging es immer um unterbewusste Strömungen und die Übertragung von Traumwelten in die Seiten eines Comic. Und so bewegt sich auch Die hermetische Garage durch ihre Szenarien, die sich wie im Traum zu einem Ganzen zu verbinden scheinen, ohne jedoch im klassischen Sinne aufeinander aufzubauen. Nur eben Erwachen darf man nicht, denn mit dem nüchternen Auge betrachtet, gebiert sich das ehemals Erdachte plötzlich bedeutungslos und der ehemalige Sinn scheint gänzlich verflogen. So muss man sich dem Band auf gewisse Weise hingeben, ihn nicht versuchen zu durchschauen, sondern alles so zu nehmen, wie es kommt. Den Rest erledigt die eigene Phantasie.

Wie Leibniz’sche Monaden stehen sich manche Kapitel gegenüber und scheinen jeweils eigene Realitäten widerzuspiegeln. Krasse Brüche ergeben sich teils mitten in einer Szene, allerdings passt es eben in diesen wirren Kosmos eines Comic-Experiments. Und über allem schwebt die Erkenntnis der Meisterschaft dieses einzigartigen Künstlers. Es ist Moebius Fertigkeit, die alles zusammenfügt und einen gänzlich abtauchen lässt. Die hermetische Garage führt über Genre-Grenzen hinweg und gilt mit seiner graphischen Wucht nicht zu unrecht als ein Meisterwerk. Das alles ist einem Mann zu verdanken, der sich seine Freiräume erzeichnete. Das macht auf Erzählebene vielleicht nicht immer Sinn, bedeutet für die graphische aber nahezu einen Quantensprung. Kaum ein Künstler war so bahnbrechend für die Comics, keiner in seiner Erkundung der Möglichkeiten so konsequent. Kreative wie Moebius/Jean Giraud kommen nicht alle Tage vor, weshalb es umso mehr schmerzt, dass der Künstler von uns gegangen ist. Seine Arbeiten bleiben erhalten und Die hermetische Garage wird noch vielen Lesern die Augen öffnen.


Fazit:
Schwer verständlich, aber dennoch ein Meisterwerk. Mit Die hermetische Garage betritt Moebius wahrlich einen anderen Kosmos. Nach Arzach bringt er hier einen weiteren Meilenstein, der alles beeinflusste, was nach ihm kam. Ohne diesen Band wäre die Comiclandschaft eine andere, denn hier wurden Türen aufgestoßen, die ganz neue Möglichkeiten erschlossen. Ein unbedingtes MUSS für jede Sammlung.


Die hermetische Garage - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die hermetische Garage

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 19,80

ISBN 13:
978-3-936480-69-6

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein Meisterwerk der Comic-Kunst
  • sperrt sich den Lesererwartungen
  • ein Klassiker des Genres
Negativ aufgefallen
  • das Konfuse der "Handlung" mag nicht jedem liegen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 03.02.2013
Kategorie: Die Möbius Collection
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