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Comic-Besprechung - Haunt 4

Geschichten:
Haunt 19 - 22
Autor:
Joe Casey
Zeichner: Nathan Fox
Farben: FCO Plascencia, Ivan Plascencia

Story:
Irgendwie hatte es sich Daniel ja in seinem neuen Leben eingerichtet. Einen prestigeträchtigen Job, vermutlich bezahlten Urlaub und Betriebsrente. Da lebt es sich doch ganz angenehm, auch wenn seine Fähigkeiten als Haunt von der Unterstützung seines toten Bruders abhängen. Kann da eigentlich noch etwas passieren? Es kann und zwar mit Macht! Von jetzt auf gleich sieht sich Daniel einer neuen Gefahr in Gestalt der Zweiten Kirche gegenüber, die über Leichen gehen. Zunehmend verliert er auch die Kontrolle über seine Fähigkeiten, denn sein Bruder verändert sich und eine tödliche Rivalität bricht aus. Rückhalt könnte ihm höchstens die Agency bieten, doch die scheint auf einmal niemals existiert zu haben. Bevor Daniel auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, landet er schon in der Folterkammer der Zweiten Kirche. Nichts ist mehr so, wie es einst war.


Meinung:

Alles neu macht der Mai, macht die Seele frisch und frei. Die Leser, die Haunt wegen seiner Verquickung von Agenten- und Horrorgeschichte mochten und gerade den ersteren Teil bevorzugten, aber auch all jene, die die Nebenfiguren ins Herz geschlossen haben und mehr über sie erfahren wollten, die können getrost mit dem Lesen sowohl der Rezension, als auch des 4ten Bandes von Haunt aufhören. Kirkman, McFarlane und Greg Capullo haben, wie seinerzeit Bismarck in der bekannten Karikatur, als Lotsen das Schiff verlassen und es (nein, nicht dem deutschen Kaiser), sondern Joe Casey und Nathan Fox überlassen. Mit der nahezu vollen kreativen Kontrolle, die letztlich nur die Hauptfigur übrig ließ (bisher jedenfalls). Ansonsten haben die Neuen den Comic fröhlich auf links gedreht und ihn innerhalb einer Ausgabe in etwas ganz anderes verwandelt.

Etwas anderes, was auf seine Art auch ganz verführerisch ist, nur muss man eben erst den Schock des neuen überwinden und sich mit dem rundweg geänderten Status Quo abfinden. Der Entspannungscoach würde jetzt sagen: „Einfach mal fallen lassen“, was angesichts des blutroten Wirbels in den Haunt fällt gar nicht mal so einfach ist. Brutalität ist ja für die Serie nichts ungewöhnlich, aber die kataklysmischen Veränderungen nötigen allem ein ganz anderes Tempo auf, welches einen kaum zum Atmen, geschweige denn zur Ruhe kommen lässt. Nicht ungeschickt, wird man doch so von den Ereignissen mitgerissen und hat kaum Zeit das Geschehene zu hinterfragen oder allzu viele Vergleiche zu den ersten drei Bänden zu ziehen. Gefangen im reißenden Strom frage ich mich ja auch nicht, ob ich die Herdplatte zu Hause angelassen habe.

Joe Casey und Nathan Fox loten die mystischen Elemente von Haunt genauso aus, wie die Anklänge an den Horror. Die Agentengeschichte lassen sie dafür komplett vom Tisch fallen. Dadurch rücken Daniel und Kurt wieder stärker in den Mittelpunkt, stellen sie schließlich die einzige Konstante im ganzen Wirbel der Neuerungen dar. Auf diesem Wege werden Aspekte des „dynamischen Duos“ beleuchtet, die Kirkman anscheinend nicht mehr erkunden wollte, beziehungsweise die er seltsamerweise außen vor ließ. Die Dynamik zwischen den beiden Brüdern bekommt eine sehr kämpferische und konkurrierende Note. Und obwohl sie sich einen Körper teilen, beginnt plötzlich der Kampf um dessen Kontrolle.

Daniel erwischt die Wandlung eiskalt und im Grunde verwirren ihn die Ereignisse genauso, wie den Leser. Blut, Folter und Tod erwarten ihn, zusammen mit einer seltsamen Vision von der Zukunft, die alles andere als rosig aussieht. Die Zweite Kirche hat sich an seine Fersen geheftet und bekommt mehr, als sie erwartet, nachdem sie Daniel unsanft aus dem Bett befördert. Eine Zeitenwende scheint bevorzustehen, deren Sog sich Haunt nicht widersetzen kann.

Wo die Geschichte in neue Bahnen gelenkt wird, müssen auch die Zeichnungen hinterher. Nathan Fox ist hierzulande vermutlich noch nicht so bekannt. Die von ihm gestaltet Serie Dark Reign: Zodiac schaffte es erst gar nicht in unsere Gefilde (oder?) und wie es auch die kleine Bio am Anfang von Haunt beschreibt, zeichnet er eher gelegentlich Comics. Wenn er dann aber mal den Pinsel für das Medium schwingt, schafft er einen detaillierten aber dennoch mehr als kinetischen Strich, der die Seiten beinahe überladen erscheinen lässt. Insbesondere, wenn die blutige Action startet und die Luft vor Tentakeln schwirrt und blutiger Nebel sich auf den Seiten verbreitet. In solchen Momenten ist man fast genauso schockiert wie Daniel über das Geschehen.

Hatte er es vorher schon nicht so leicht, so hat er es jetzt mit einem Gegner zu tun, der weder Spaß noch Kultiviertheit versteht und wenn seinem Fanatismus etwas im Wege steht, wird es gnadenlos ausgemerzt. Waren es bisher hauptsächlich klassische Solo-Bösewichte gegen die sich Haunt erwehren, ist es jetzt eine ganze Gruppe von Radikalen, die ihn an seine Grenzen führen. Kein Wunder das er Hilfe von außen braucht, um da heraus zu kommen. Sein Bruder ist nämlich ohnehin alles andere als kooperativ und scheint inzwischen ganz andere Dinge zu planen, als sein Bruder. Gefährlich, wenn sich ausgerechnet jetzt eine Rivalität zwischen den Geschwistern entwickelt. Oder brechen da etwa ganz alte Gräben auf?

Allerlei neue und seltsame Gestalten tummeln sich in Haunt 4. Lässt man alles Vorangegangene außer Betracht, sogar in einer interessanten Mischung, wenn auch etwas abgedreht. Die Zweite Kirche ist ja schon ein Over-the-top-Vatikanstaat, aber was macht der Surfer-Dude mit dem Schwert zwischen all den Glaubensfanatikern, die er bekämpft? Und er heißt auch noch Still Harvey Tubman. Viel Licht wirft die kleine Rückblende am Ende des Bandes nicht ins Dunkel, sondern etabliert den lässigen Gesellen, der dem Look von Big Lebowski sehr nahe kommt, eher im Bereich Constantine (von Hellblazer natürlich).

Für alle, die mehr über den Wandel erfahren möchten, gibt es am Ende des Bandes ein ausführliches Interview mit Casey und Fox, zusammen mit einigem an Skizzenmaterial. Ausblicke auf Kommendes inbegriffen!



Fazit:
Man soll ja nicht fluchen, aber Heilige Scheiße, hier wird ja kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Joe Casey und Nathan Fox zeigen gleich am Anfang, wer die neuen Herren im Haus sind. Wer den alten Haunt liebgewonnen hatte, wird sich gehörig umschauen. Dafür werden neue Tiefen ausgelotet, die den Comic eindeutig Richtung Horror/Mystery schieben. Wer es hier temporeich mag, wird bei Haunt 4 auf seine Kosten kommen.


Haunt 4 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Haunt 4

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 14,95

ISBN 13:
978-3-86201-391-3

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • alles neu, alles anders ... und zwar mit Macht
  • temporeiche Inszenierung
  • von der Agentengeschichte zu Horror/Mystery in unter 1,2 Sekunden
Negativ aufgefallen
  • Altleser werden erstmal schlucken
  • im Grunde ganz anderer Comic, was nicht allen gefallen wird
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 13.10.2012
Kategorie: Haunt
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