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Comic-Besprechung - Blut und Schweigen 1

Geschichten:

Blut und Schweigen 1
Autor
: Francois Cortegianni
Zeichner / Colorist: Marc Males



Story:
Sizilien 1910. Die Familie von Giovanni Macaluso wird von Killern der Mafia ermordet, da der Vater kein Schutzgeld bezahlen will. Giovanni wird gejagt und kommt bei seinem Freund Ciro unter, der bei seiner Tante lebt. Allerdings ist auch die Familie von Ciro nicht vor der Mafia sicher und so entschliessen sich die beiden Freunde nach Amerika zu fliehen. Doch schon bei der Überfahrt zeigt sich, dass Giovanni nicht mehr von der Gewalt lassen kann. So wird er später während der Prohibition unter einem anderen Namen Gangster, während Ciro Reporter wird. Aber den Kontakt verlieren sie nie.

Meinung:

Die beeindruckende und schockierende Anfangsszene lässt Assoziationen wach werden an einen der großen Filmklassiker. Nämlich Spiel mir das Lied vom Tod in dem auch ein Massaker an einer Familie vorkommt. Nun heisst der Film im Original aber "C´era una Volta il West", was soviel bedeutet wie "Es war einmal im Wilden Westen" und somit im Schaffen des Regisseurs Sergio Leone einen Kreis schliesst zu Es war einmal in Amerika. Beide Filme erzählen nicht nur moderne Märchen, als die sich die Versprechungen Amerikas entlarvt hatten, sondern bringen geradezu ein Idealbild, welches die modernen Mythen Wilder Westen und Gangstertum der Prohibition bei den Zuschauern etabliert haben.

Nicht nur mit der Anfangsszene besteht ein kleiner Bezug der Filme zu der neuen Serie Blut und Schweigen von Corteggiani und Males. Sie hätte zu Beginn durchaus "Es war einmal in Sizilen"  heissen können und schildert ebenso wie Es war einmal in Amerika den Aufstieg eines Gangsters. Alles schon gehabt, könnte man sagen, vor allem da ja schon in der Serie Cosa Nostra von Chauvel und Le Saec der Aufstieg und der Fall der Mafia und ihrer Protagonisten behandelt wurden. Aber ein solcher Vergleich wäre unfair. Denn Blut und Schweigen schildert nicht einfach eine Verbrecherkarriere, sondern zeigt auf, wie dieselben Erlebnisse zwei unterschiedliche Männer auf unterschiedliche Wege bringen können. Beide, Giovanni und Ciro, haben das gleiche, weil gemeinsam, erlebt, gehen aber unterschiedliche Wege. Der eine wurde von der Gewalt infiziert und wird zu dem was er eigentlich verachtet und seine Familie tötete, während der andere das Verbrechen verachtet und nur in Ruhe leben will. Als er aber den Fängen der Unterwelt nicht komplett entgehen kann, bekommt er die Chance, seine traumatischen Erlebnisse in Form von Reportagen zu verarbeiten.

Dabei haben sich die Macher von den Fesseln der Faktentreue befreit, welche manchmal besonders bei der verwandten Serie Cosa Nostra zu finden waren. Sie erzählen eine spannende Geschichte vor realem Hintergrund und bauen geschickt reale Figuren in eine fiktive Geschichte ein. Meyer Lansky, Bugsy Siegel, Frank Costello und Lucky Luciano gab es wirklich. Da sich Corteggiani nicht an reale Geschehnisse orientieren muss, kann er bedenkenlos Emotionen durch die unterschiedlichen Handlungsstränge und Parallelmontagen erzeugen. Durch die entstehende Emotionalität der Story binden sie den Leser sehr viel mehr ein und bringen ihn nicht angesichts der Vielzahl von Figuren und Ereignissen in Verwirrung. Cosa Nostra ist eine spannende und hervorragende Serie, bietet aber den Machern aufgrund der wahren Tatsachen nicht viel Raum zur Entfaltung, welchen Corteggiani und Males in ihrer thematisch ähnlichen Serie nutzen.

Blut und Schweigen erzählt aber jetzt nicht einfach nur mal wieder einen Werdegang, sondern legt den Schwerpunkt darauf, wie man als normaler Bürger mit einer allgegenwärtigen Gewalt lebt. Durch die Einführung fiktiver Personen wird der Leser sehr viel mehr eingebunden und nimmt nicht nur an der Sezierung des Verbrechens sehr viel mehr Anteil, sondern kann auf gelungene Art und Weise die allgegenwärtige Gewalt und deren Folgen nachvollziehen. Der Blick darauf, wie man im Alltag in einer solchen Umgebung lebt und wie diese langsam aber sicher auf die Persönlichkeit abfärbt, ist sehr spannend. Zudem gelingen den Machern einige sehr beeindruckende Szenen, welche im Verbund mit der Spannung und dem Blut sehr aufwühlend sind. Man behält zudem immer den Überblick, hätte bei manchen Stationen der Figuren aber gerne etwas mehr erfahren. So bleibt es etwa offen, wie der eine Junge überhaupt in das Verbrechen rutschen konnte, der andere aber scheinbar unbehelligt geblieben ist. Lobenswert ist auch, dass hier keine Gefahr der Glorifizierung der Gangster vorherrscht. Gerade die Amerikaner lieben ihre Gangster ja auch wegen des Outlaw-Touches. Männer wie Al Capone wurden somit geradezu zu Ikonen der Freiheit und des amerikanischen Traumes. Perverse zwar, aber doch Ikonen. Die Leichtigkeit welche die Loslösung von Fakten und der gelungenen freien Gestaltung auch in der graphischen Art den Machern bietet, ist auf jeder Seite zu spüren. Äußerst gelungen.



Fazit:
Blut und Schweigen schildert nicht nur das Schicksal zweier Männer während der Prohibition und damit eine fiktive Gangsterbiographie vor realen Tatsachen, sondern zeigt auch auf, wie die Gewalt Menschen verändert und was das psychisch für die gesamte Gesellschaft bedeutet. Spannend, blutig, bewegend und realistisch, macht die Serie von der ersten Szene an süchtig.

Blut und Schweigen 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Blut und Schweigen 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Alles Gute!

Preis:
€ 22,80

ISBN 10:
3941239902

ISBN 13:
978-3941239906

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story
  • Blick auf Alltagsauswirkungen der Prohibition
  • Spannung, Blut, Emotionalität
  • geschickte Parallelmontagen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 24.06.2012
Kategorie: Blut und Schweigen
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