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Comic-Besprechung - Hera zum Ruhm

Geschichten:

Hera zum Ruhm
Autor
: Serge Le Tendre
Zeichner, Colorist: Christian Rossi



Story:
Alkest ist unzufrieden. Obwohl er mit seiner Familie glücklich ist, strebt er in die Ferne, sein Zwillingsbruder nervt ihn und sein Vetter ist König eines Stadtstaates, obwohl ihm der Thron ebenso gebührt. Doch da er ein Halbgott ist (sein Vater ist Zeus), hatte er sich den Zorn der mächtigen Göttin Hera auf sich geladen. Als er eines Tages doch loszieht, verfolgt von seinem Bruder und seinem Neffen, versuchen Hera und ihre verbündeten Götter ihn immer wieder aufzuhalten. Die Geburt eines Mythos beginnt.

Meinung:

Es gehört schon große Kunst dazu, die allseits bekannten griechischen Mythen einerseits originalgetreu zu erzählen, andererseits ihnen aber doch einen frischen Wind zu geben, ohne sie allzu sehr zu verfälschen. Meistens belassen es künstlerische Schöpfer bei einer starken Umdeutung. So etwa bei dem Film Krieg der Götter mit einem Interpretationsansatz, der untersucht, wie wohl manche mythologischen Aspekte geerdet sein könnten. Oder sie erzählen sehr originalgetreu und bieten demnach rein gar nichts Neues, sondern nur eine Bebilderung des alten Stoffes und wollen demnach einem neuen Publikum die Wiege der Kultur vermitteln. Eine dritte mögliche Herangehensweise besteht darin, dass sie die Mythen nur noch als Rohmaterial nehmen, einem Steinbruch ähnlich, und alle Elemente wild durcheinander wirbeln. Wie man es etwa bei den ganzen Herkules-Filmen und seinen Verwandten wie Ursus gerade aus Italien finden kann.

Hier gelingt es aber Le Tendre und Rossi mühelos, sich nicht allzuweit vom Original zu entfernen, aber doch frischen Wind zu entfachen. Bei Comicschöpfern eines solchen Kalibers durfte man schon einiges erwarten, schließlich hatte Le Tendre schon mit Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit einen Meilenstein des Fantasycomics geschaffen und Christian Rossi war unter anderem an Jim Cutlass und W.E.S.T. beteiligt. Dennoch überrascht diese Quasi-Fortsetzung von Tiresias im positiven Sinne. Es ist einfach alles relevante dabei: das zentrale Thema der griechischen Mythologie und Tragödie, nämlich inwieweit sich das Schicksal und der freie Willen der Menschen vereinbaren lassen, Action, Humor, Drama, Tragik und auch Emotionen. Der Brüderkonflikt steht hier im Vordergrund, wobei es passend ist, dass so gut wie alles in einer Zwischensphäre zu finden ist. Die Brüder sind Zwillinge, also niemals ganz für sich und nicht ganz man selbst. So suchen sie nach ihrer jeweiligen Bestimmung, nach einem eigenständigen Ich, da ansonsten immer der Bruder dabei ist und somit als Referenzpunkt dient. Vor allem Alkest strebt nach dieser Form von Emanzipation. Zudem ist er nicht ganz König, obwohl Thronanwärter, nicht ganz Mensch, sondern Halbgott, und damit verbunden eben nicht ganz ein Gott. Der Held ist also ziemlich zerrissen und dementsprechend ruhelos, da nur Taten ihn definieren können. Diese Zerrissenheit machen aber auch andere Figuren aus. Manche sind nicht ganz Tier und nicht ganz Mensch, wie etwa die Zentauren und Satyrn. Auch das Löwenfell des Alkest, der später Herakles heissen wird, ist mehr als eine Trophäe und ein Symbol, sondern lässt wiederum die Speziesgrenzen verwischen.

Diese Zerrissenheit aller zentralen Figuren, wozu auch auf psychologischer Ebene die Göttin Hera zu zählen ist, da sie Zeus versprach, Alkest nicht zu töten, aber ihn hasst, ist das Thema des Bandes. Und diesen psychologischen Druck können alle Charaktere nicht auf Dauer aushalten. Besonders der Schluß ist da sehr schockierend, wobei dieser erst der Anfang der eigentlichen mythologischen Erzählung ist. Herakles wird geboren, dessen Name Hera zum Ruhm bedeutet und der seine späteren Heldentaten als Wiedergutmachung an der Göttin und an seinen Sünden begreift.

Götter greifen in das Geschehen ein und es gibt sehr starke Actionszenen und das Ende ist besonders dezent und nichtsdestoweniger erschütternd gestaltet. Diesen Band sollte man nicht verpassen, auch wenn man angesichts der vielen Neuerscheinungen der letzten Monate, die sich mit der Antike beschäftigen, einen neuen vielleicht nicht mehr sehen kann. Nicht zuletzt die graphische Ebene kann beeindrucken und alle Elemente wirkungsvoll herausstellen. Ein kleines Meisterwerk von le Tendre und Rossi.



Fazit:
Eine gelungene Mischung aus Originaltreue dem Mythos gegenüber und einer Auffrischung. Der lockere Erzählton und die gelungene graphische Umsetzung können alle Elemente wie Action, Humor, Spannung und Emotionen vereinen. Manchmal gerät das sehr schockierend und der Band kann gleich mit mehreren beeindruckenden Szenen aufwarten. Zugreifen!

Hera zum Ruhm - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hera zum Ruhm

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 27,80

ISBN 10:
3941239848

ISBN 13:
978-3941239845

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • frischer Wind in der Mythologie
  • gelungene Mischung aus Tragik, Humor, Actiob, Dramatik
  • gekonnte visuelle Umsetzung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 27.05.2012
Kategorie: One Shots
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