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Comic-Besprechung - Wyoming Doll

Geschichten:

Wyoming Doll
Autor
, Zeichner, Colorist: Franz



Story:
Zwei Familien, eine irische und eine italienische, sind unter der Führung von zwei Cowboys auf dem Weg nach Westen, als sie von Indianern überfallen werden. Der junge Führer LLogan und der alte Einwanderer Giuseppe überleben die Attacke, während zwei junge Mädchen entführt werden. Llogan übernimmt die Aufgabe, die Mädchen wieder zu finden, da er sich schuldig fühlt. Diese Suche bringt ihn in den Kontakt mit dem jungen Indianer Springender Lachs, der seinen Stamm verlies, um einen ehrenvollen Tod zu suchen. Als dieser aber das junge Mädchen Sharon aufnimmt, entwickelt die gesamte Situation eine unerwartete Dynamik.

Meinung:

Was für ein Verlust der frühe Tod des Zeichners und Autors Franz (Thomas Noland) gewesen ist, kann man an dem Band Wyoming Doll wieder schmerzhaft vor Augen geführt bekommen. Das Original ist schon vor einigen Jahren erschienen (1999, um genau zu sein) und kommt nun auch endlich auf Deutsch heraus. Warum hat das bloß so lange gedauert? An einer etwaigen mangelnden Qualität in zeichnerischer oder inhaltlicher Hinsicht kann das sicher nicht liegen. Möglicherweise ist die Tatsache, dass die Werke von Franz nicht immer zu den Bestsellern gehörten eine der Ursachen. Thomas Noland etwa wurde auch abgebrochen und erst lange später vom Finix-Verlag komplettiert.

Wyoming Doll zeigt den Autor und Zeichner aber auf der Höhe des Schaffens und ist ein Western par excellence. Trotz des hier geschilderten Rassismus und der Brutalität ist die Action und Gewalt niemals Selbstzweck, sondern der Band schafft es, Emotionen und Atmosphäre zu erzeugen. Vor allem strahlt die Geschichte eine gewisse Wehmut aus. Das betrifft vor allem die einstige Hoffnung Amerika und das Versprechen, welches dieses Land Einwanderern mit seinem Amerikanischen Traum gemacht hat. Anhand dreier sehr unterschiedlicher Charaktere wird gezeigt, wie die neue Zukunft formbar ist (oder gewesen wäre). Wenn man das Alte hinter sich lässt, sowohl die Vergangenheit als auch alles was damit zu tun hat, somit alle Brücken wirklich abbricht, und ein gemeinsames Ziel mit anderen verfolgt, gelingt vielleicht der Aufbau einer neuen Gesellschaft. Der amerikanische Traum wird hier im Grunde nur für die drei Hauptpersonen greifbar, endet aber nicht mit einem Happy End. Ein solches hätte den Traum glorifiziert und allen Rassismus und Brutalität negiert. Stattdessen lässt Franz die Ideale in die Leere laufen. Folgerichtig endet der Band nicht mit einem Hollywoodhimmel unter dem die Helden in die untergehende Sonne reiten, sondern mit einer Melancholie, die schon fast an das Suizidale grenzt. Das liegt nicht an dem Willen der Protagonisten, sondern an der Gesellschaft und an dem sozialen Umfeld. Alle anderen schotten sich nämlich ab und bleiben lieber unter sich. Weder vermischen sich Indianer mit Weißen noch die unterschiedlichen Ethnien untereinander. Italiener, Iren, Schweden, alle bleiben in abgeschotteten Bereichen für sich. Was im übrigen auch die großen Städte betraf. Fast jede Stadt hat ihr Chinatown, ihr Little Italy und ein Irenviertel. Diese Abschottung führt dann auch zu einem großen Mißtrauen anderen gegenüber, was sich dann schnell zu einem Rassismus verstärkt, der in Brutalität und einer generellen Respektlosigkeit umschlägt.

Der Band ist sehr gelungen und bei aller Spannung und Action auch bewegend, ohne übertrieben emotional zu sein. Dabei spielt die Referenz an den großen Filmklassiker Der schwarze Falke (von John Ford mit John Wayne in einer seiner besten Rollen) natürlich auch eine gewisse Rolle. Der inhaltliche Grundzug von Wyoming Doll ist sogar identisch mit Der schwarze Falke: die jahrelange Suche nach einem von Indianern verschleppten Mädchen. Neu ist hier die Verbrüderung mit einem Indianer und welche Rolle ein kleines Mädchen spielt. Insofern ist der Band für das Westerngenre durchaus innovativ.

Stilistisch ist der Band wie üblich bei Franz sehr detailliert, was bei den kleinen Panels manchmal an die Grenze zur Unübersichtlichkeit geraten kann. So reich sind die Zeichnungen. Schön ist der Verzicht auf einen Off-Kommentar. Handlungen werden nicht zusätzlich beschrieben, sondern er wird hauptsächlich dafür eingesetzt, um Emotionen, Introspektiven und Zeitsprünge zu verdeutlichen. Die Farbgebung hat einen leichten Einschlag eines Sepiatons, womit die Vergangenheit und der abgestorbene Traum verdeutlicht wird. Generell ein sehr gelungener, spannender, emotionaler und vor allem wehmütiger Western.



Fazit:
Wyoming Doll ist einerseits ein Western par excellence, andererseits aber auch ein Abgesang auf den Amerikanischen Traum. Der Aufbau einer neuen und gerechten Gesellschaft wird durch Mißtrauen, Rassismus und Brutalität zunichte gemacht. Ein wehmütiger, spannender, blutiger und teilweise sogar innovativer Genrevertreter, der auch Leser ansprechen dürfte, die mit Pferdeopern bislang nicht sonderlich viel anfangen konnten.

Wyoming Doll - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Wyoming Doll

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Zack Edition

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
3864620112

ISBN 13:
978-3864620119

72 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • wehmütiger Abgesang auf den amerikanischen Traum
  • Stimmung, Blut und Spannung
  • innovative Elemente in einem uralten Genre
Negativ aufgefallen
  • detaillerte Zeichnungen in zu kleinen Panels
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 19.05.2012
Kategorie: One Shots
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