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Comic-Besprechung - Das Zeichen des Mondes
Geschichten:Das Zeichen des Mondes
Autor: Enrique Bonet
Zeichner: Jose Luis Munuera
Story:
Die junge Artemis ist besessen vom Mond und liebt es, ihn bei Nacht zu betrachten. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder durchstreift sie die Natur und pflegt eine zarte Freundschaft mit Reisig, der die Gabe besitzt, mit Tieren sprechen zu können. Doch leider ist der Raufbold Rufo versessen auf Artemis und bedrängt sie immerzu. Zusammen mit seiner Bande ist er der Schrecken des Dorfes. Während einer nächtlichen Schatzsuche kommt es zu einer Katastrophe, welche alle noch Jahre später als Erwachsene heimsucht.
Meinung:
Der Zeichner Munuera dürfte den meisten bekannt sein für die neuen Spirou-Alben, deren Kennzeichen auch hier zu finden sind. Der dynamische Strich, der bisweilen an Manga erinnert und die stark stilisierten Gesichtszeichnungen haben nicht alle Spirou-Fans sofort überzeugen können. Aber hier in dem von Enrique Bonet getexteten Band Das Zeichen des Mondes haben sie nicht die Schwierigkeit mit Vorläufern konkurrieren zu müssen. So merkt man sehr schnell und sehr deutlich was für Qualitäten Jose Luis Munuera besitzt.
Der in schwarz-weiss gehaltene Band besitzt nur wenige Farbsprengsel, die vor allem für das "Rotkäppchen" benutzt werden. Dadurch wird es vermieden eine heile Welt zu zeigen, sondern unterstreicht nur, dass auch Kinder grausam sein können. Zudem spielt die Handlung ja in einer unaufgeklärten Zeit in der noch Aberglauben vorherrscht. Das Licht der Erkenntnis ist noch nicht über die Personen gekommen. Alles befindet sich auf halbem Weg. Was vor allem auf Kinder an der Schwelle zur Pubertät zutrifft. Auch später als Erwachsene sind sie nicht in Farben gehüllt, denn alle sind charakterlich gezeichnet und verzweifelt. Sie sehnen sich zwar nach dem Licht, sind aber unfähig es zu erlangen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass der Band vorzugsweise in Graustufen gehalten ist.
Faszinierend ist es auch, wie gerade in den großen Panels eine Aquarelltechnik eingesetzt wird, ohne jegliche Farbe zu verwenden. Insofern ist die grafische Umsetzung einfach perfekt geraten, da sowohl das "normal" Märchenhafte nicht kitschig überhöht wird, sondern auch das düstere, nicht nur der Märchen, eingefangen wird. Es ist eben eine Mischung aus der Fantasiewelt und der traurigen Realität. So gewinnt der ganze Band mehr Dimension und zeigt nicht nur wie die Kindheit die Menschen auch noch als Erwachsene prägt, sondern setzt die Kindheit mit Märchen gleich und damit gleichzeitig mit Aberglauben im Sinne von Unkenntnis.
Märchen in ihrer unterschiedlichsten Form sind und waren immer auch zur Erziehung und zur moralischen Belehrung gedacht. Wenn ein Mädchen schon als Kind vor dem großen bösen Wolf gewarnt wurde, so war das hoch symbolisch und wird hier auch wieder aufgegriffen. Der Wolf ist natürlich nicht nur das Tier an sich und ein Symbol für das Böse. Man kann ihn auch als einen Verführer ansehen, der die Unschuld der jungen Frau erbeuten will. Der rote Umhang von Rotkäppchen könnte so etwa auch als Symbol für das Frauwerden aufgefasst werden. Mit dem Einsetzen der ersten Menstruation ist ein Mädchen potentielle Beute für die Männer. Dieser Aspekt kommt hier vor wenn Rufo auch nach langen Jahren sich nichts sehnlicher wünscht, als Artemis zu besitzen. Letztere trägt in Öffentlichkeit vorzugsweise einen roten Umhang. Das Artemis natürlich auch ein hoch symbolischer Name ist, braucht wohl kaum noch erwähnt zu werden. In der griechischen Mythologie ist sie die Göttin der Jagd, des Waldes und die Hüterin der Frauen und Kinder. Alle diese Aspekte kommen auch in der Heldin vor. Nur im Wald fühlt sie sich wohl. Sie hütet ihren jüngeren Bruder und ihre Fraulichkeit und die Jagd bestimmt den ganzen Band. Denn jeder jagt hier irgendwas.
Als Erwachsener sollte man sich allerdings über die Märchen und den in ihnen tradierten Aberglauben erheben. Denn nur so gewinnt man an Stärke: mit dem Wissen und der Aufgeklärtheit kann man dem Bösen effektiv begegnen. Furcht siegt nie. Weder gewinnt der, der fürchtet, noch der, welcher Furcht verbreitet.
Dieser grafisch wunderschön gestaltete Band ist also sehr vielschichtig und voller Anspielungen. Man achte etwa auf den Schatten des Bösewichts im Finale. Oder wenn ein Atemhauch zu einem Luftstoss wird, der immer mehr an Kraft gewinnt und fast schon zum Sturm wird, der eine junge Frau erweckt. Manchmal wird den Figuren auch ein Glitzern angehängt und geschickt geänderte Panelformen geben dem Geschehen eine hohe Dynamik und setzen Akzente zur rechten Zeit. Und trotz der Komplexität ist Das Zeichen des Mondes doch nie überladen, sondern ein fesselnder Band, dessen Lektüre den Leser einfach in seinen Bann zieht und zum träumen einlädt.
Fazit:
Ein wunderschön gestalteter, hoch symbolischer Band, dem das Kunststück gelingt trotz aller Anspielungen, Verweise und Philosphie, zu fesseln, anzuregen und zu unterhalten. Hier muss man einfach zugreifen, vor sich hin treiben und den Mond in sich langsam sacken lassen.
Das Zeichen des Mondes
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 29,90
ISBN 13:
978-3-551-73423-5
144 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- kongeniale graphische Umsetzung
- Symbole
- Märchenbezug
- philosphische Aspekte in Bezug auf Erwachsenwerden
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(3 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 19.03.2012 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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