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Comic-Besprechung - Aïr 1: Der Aufstand

Geschichten:
Band 1: Der Aufstand
Autor, Zeichner und Kolorist: David Boller

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet

Mal ehrlich, wer hat bisher etwas von den Tuareg gehört? Gemeint ist nicht das Fahrzeug eines deutschen Autoherstellers, sondern das afrikanische Nomadenvolk. Die Wenigsten werden etwas über die Tuareg wissen und noch weniger werden sich bereits mit deren Schicksal auseinandergesetzt haben. Der Schweizer Künstler David Boller tritt diesem Missstand nun entgegen und veröffentlicht mit Aïr einen Comic, der sich mit den Tuareg und deren "Nigrischen Bewegung für Gerechtigkeit“ auseinandersetzt.

Aus dem Blickfeld des jungen Rhamid, der zuerst seinen Vater in chinesischen Bergwerksminen verliert und sich dann dem Widerstand anschließt, betrachtet der Leser die Ereignisse um den Aufstand der Tuareg gegen die Regierung. Was von außen so aussieht, wie ein weiterer Konflikt im kriegsgeschwängerten Afrika, entwickelt sich bei genauerer Betrachtung vielmehr zu einem Überlebenskampf des Nomadenvolkes, das Angst davor hat, seine Wurzeln zu verlieren. Boller arbeitet diesen Unterschied zu den vielen anderen Konflikten auf dem Kontinent bewusst großzügig heraus, indem er beispielsweise die matriarchale Gesellschaft der Tuareg betont und immer wieder darauf zurück kommt, dass dieser Aufstand keinem bloßen Machtstreben folgt.

Dennoch wird die Story für den Leser nicht zu einfach. Indem der Autor zwei französische Reporter einführt, bringt er einen Gegenpart zum nigrischen Jungen Rhamid ein. Die beiden Westler befinden sich ebenfalls im Zwiespalt. Ist der Kampf der Tuareg zu rechtfertigen? Sind menschliche Opfer verschmerzbar? Diese Fragen tauchen in dem Comic immer wieder auf. Wer ist Gut, wer ist Böse? Wie so oft in der Geschichte, kann die Antwort auch in dem Comic nicht leicht beantwortet werden.

Boller versucht in Aïr zu einem Großteil die Beweggründe für den jungen Rhamid zum Eintritt in die Widerstandsbewegung zu erklären. Dabei nutzt er mehrere Rückblenden, die verschiedene Situationen in dem Leben des Nomaden darstellen. Erst wird ihm seit Vater genommen, dann wird der Handel durch den aufkeimenden Konflikt erschwert und schlussendlich bleibt in Rhamids Leben nichts mehr so, wie es vorher war. Der Weg in den bewaffneten Konflikt entwickelt sich so zu einem Strudel, aus dem es ohne vollkommene Selbstaufgabe keinen Ausweg gibt.

Die Story ist gespickt mit jeder Menge Infos über das Nomadenvolk und über den Aufstand. Lediglich der Gegner, die nigrische Regierung, bleibt etwas blass und wird nur durch Soldaten repräsentiert. Eine etwas ausgewogenere Betrachtung beider Seiten wäre hier wünschenswert gewesen, folgt aber eventuell noch in den weiteren Bänden. Es sticht vor allen Dingen hervor, dass sich Boller ausführlich mit dem Thema auseinander gesetzt und sehr viel recherchiert hat. Ein Umstand, der ihm sogar aus der Fachwelt Lob eingebracht hat (siehe dazu unser Special zum Comic).

Wer die bisherigen Arbeiten des Schweizer Künstlers (Tell, Ewiger Himmel, Bakuba u.a.) kennt, weiß, dass die Darstellungen durchgehend gelungen sind. In einem Mix aus groß- und kleinformatigen Panels wird die Story vorangetrieben, wobei besonders die oft wechselnden Perspektiven herausstechen. Mal zoomt Boller direkt auf das Gesicht des Protagonisten und im nächsten Moment gibt es bereits eine komplett verschobene Draufsicht. Dies bewirkt eine sehr dynamische Handlungsführung, die, trotz zuweilen langer Dialoge, an keiner Stelle langatmig erscheint. Die wechselnden Grafiken beschleunigen den Lesefluss und tragen zum überzeugenden Eindruck dieses Comics bei.

Den Abschluss des ersten Bandes der neuen Serie bildet ein Sketchbook, welches zahlreiche Scribbles zum Album enthält, aber leider komplett ohne Kommentare veröffentlicht wurde. Einige kurze Hinweise zur Entstehung, würden dieses Werk noch persönlicher gestalten. Aber man kann sich freilich auch mal unser Interview mit David Boller ansehen, in dem einige Hintergründe betrachtet werden.

Die Serie erschien bereits im Vorfeld in der monatlichen Comiczeitschrift Comix und auf David Bollers Homepage Zampano. Obwohl dadurch bei vielen sicherlich der Inhalt schon zu großen Teilen bekannt sein dürfte, so geht doch nichts über den kompletten Lesegenuss von Aïr in einem Band, zumal der Comic noch im schicken Hardercoverformat von Zampano veröffentlicht wird.

Wer bereits in Comix oder auf Zampano in Aïr hineingeschaut hat, weiß, dass sich hier ganz große Comickunst verbirgt. David Boller hat mit diesen Album eine spannende und auf realen Fakten basierende Story veröffentlicht, die dem Leser nicht mehr so schnell los lässt. Die Brisanz des Aufstandes einer Minderheit gegen eine Regierung zur Sicherung der eigenen Lebensweise wird hier eindrucksvoll in einer wechselhaften Handlung präsentiert. Hoffentlich folgt Band 2 in Kürze.



Aïr 1: Der Aufstand  - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Aïr 1: Der Aufstand

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Zampano

Preis:
€ 15,00

ISBN 13:
978-3952364840

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • interessante Thematik
  • keine eindeutige Einordnung in Gut und Böse erkennbar
  • überzeugende grafische Gestaltung
Negativ aufgefallen
  • Sketchbook ohne Kommentare
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.8
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 19.02.2012
Kategorie: Air
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