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Comic-Besprechung - Kleines Wunder

Geschichten:

Kleines Wunder
Autor
: Valerie Mangin
Zeichner, Colorist: Griffo



Story:
Der französische Adlige und Freidenker de la Barre wird 1766 wegen ketzerischem Verhaltens hingerichtet. Der kopflose Leichnam wird in ein Nonnenkloster zur Beerdigung gebracht, wo der Mann allerdings noch als Leichnam sein wollüstiges Leben unter Beweis stellt. Als Resultat wird der kleine Denis geboren. Aber mit einem abgetrennten Kopf. Vor der Welt versteckt, wird er als "kleines Wunder" unter der Aufsicht des Diakons Talleyrand schließlich der Gesellschaft und dem Königshaus bekannt macht. Doch widrige Umstände und Aberglauben lassen Denis sein neues Heim in der Bastille finden. Doch die Revolution wirft schon ihre Schatten voraus und wird auch das Schicksal des Kopflosen beeinflussen.

Meinung:

Der Finix-Verlag veröffentlich nicht nur fehlende Bände von Serien, die von anderen Verlagen gestartet worden waren, aber nicht beendet wurden, sondern bringt in seiner Edition Solitaire auch in sich abgeschlossene Einzelbände. Nun liegt mit dem frankobelgischen Band Kleines Wunder ein skuriller Band vor, der beide Ausgaben der französischen Auflage in sich vereint.

Schon die Ausgangsidee ist skurill und es hat etwas für sich, dass ein Junge keinen festen Kopf hat und diesen immer lose mit sich herum trägt. Wie er isst und trinkt ist dann in dieser wunderlichen Farce auch nicht so wichtig. Auch warum er ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr altert, nimmt man als Leser bereitwillig hin, denn man ist zu sehr mit der Handlung beschäftigt und was das alles nun genau bedeuten soll.

Immherhin sind einige schöne graphische Ideen enthalten und diese sind auch konsequent umgesetzt. So etwa wenn die Mimik des losen Kopfes schön mit der Haltung des restlichen Körpers korrespondiert, der auch gerne mal etwas weiter entfernt ist. Das kann im Hintergrund etwas untergehen, aber wird niemals vernachlässigt.

Der Anti-Held Denis macht während der Handlung eine gehörige Wandlung durch, welche seine Konturen leider verschwimmen lassen. Er könnte für vieles stehen und alles negative ist später umso beunruhigender, da man zunächst Sympathie für ihn empfunden hat. Der Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes kopflos aber auch im übertragenen Sinne. Die Ereignisse verselbständigen sich ebenso wie die Körperteile. Somit könnte  der Held für die Dynamik der historischen Ereignisse stehen, aber auch für die gestörte Ordnung. Wobei gerade hier Unklarheiten auszumachen sind. Der Absolutismus und die Ständegesellschaft werden in ihrer Beharrung auf das Alte und in ihrem antiquierten Denken, wozu der Aberglauben gehört, stark kritisiert. Insofern ist der
Held, dessen Kopf sich von dem Rest löst eine Art von Freidenker, der die Ordnung stört und den epochalen Wechsel ankündigt. Nur welche Ordnung herrschen sollte, ist vollkommen unklar. Denn die französische Revolution kehrte sich zunächst ja zum Terror und schließlich zur Restauration der Monarchie. Insofern ist der Ordnungsaspekt schwer zu greifen. Denn schließlich sind auch die Neuerungen insofern betroffen, da sie keine Ordnung bringen. Oder nur vorübergehende.

Eher ist der Band eine kleine Studie über Wahn. Oder doch "nur" eine Horrorerzählung im historischen Gewand, bei dem auch reale historische Figuren eingekleidet wurden? Schließlich entwickelt sich der anfängliche Sympathieträger zu einem Schurken und Massenmörder, der alle unheilvollen Entwicklungen des zwanzigsten Jahrhunderts vorwegnimmt und auch den Raubtierkapitalismus mit entwickelt. Soll das eine Kritik daran sein, wozu freies Denken führte und das alle Entwicklungen der letzten 250 Jahre unter einem Monarchen so nicht passiert wären? Das ist alles ziemlich rätselhaft und unklar. Einerseits ist die Lektüre aufgrund dieser Unklarheiten und einer fehlenden geraden dramaturgischen Linie etwas unbefriedigend, aber andererseits eben auch deswegen anregend, weil der Band einen nicht so schnell loslassen wird. Denn man will dahinter kommen, was das nun alles zu bedeuten hat. Insofern lohnt sich ein Blick hinein allemal. Und mit Spannung und einem grimmigen Humor kann der Band auch aufwarten.

Zeichner Griffo (Samba Bugatti, Giacomo) ist eher bekannt für seine Kooperation mit Dufaux und kann hier mit einem leicht verspielten karikaturhaften Strich die Handlung und ihre möglichen Bedeutungen gut in der Schwebe halten. Besonders das Setting ist sehr gelungen. Autorin Valerie Mangin ordnet die Geschehnisse geschickt in die historischen Zusammenhänge ein. Nur leider wäre eine etwas klarere Linie schön gewesen.



Fazit:
Spannung, grimmiger Humor, Historie, Horror und ein bisschen Krimi versprechen einen guten Band. Aber eine inhaltlich klare Linie ist nicht auszumachen. Gerade der Charakterwandel des Helden zum Schurken ist nicht sonderlich überzeugend. Viele Deutungsmöglichkeiten regen zum Beschäftigen mit dem Band an, sind aber auch etwas unbefriedigend. Somit bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck.

Kleines Wunder - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kleines Wunder

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Finix Comics

Preis:
€ 19,80

ISBN 10:
3941236520

ISBN 13:
978-3941236523

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story
  • Setting
  • Humor
Negativ aufgefallen
  • keine klare Linie
  • Wandlung Held zum Schurken unglaubwürdig
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 15.02.2012
Kategorie: One Shots
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