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Comic-Besprechung - Frostfeuer 1: Herzzapfen

Geschichten:
Herzzapfen (Originalausgabe)

Romanvorlage: Kai Meyer
Textadaption: Yann Krehl
Zeichnungen: Marie Sann
Farben: Marie Sann

Story:

Im Winter des Jahres 1893 ist es bitterkalt in Sankt Petersburg. Dieser härteste Winter aller Zeiten hat seinen Grund: Ein Unbekannter hat den Herzzapfen der Schneekönigin gestohlen. Ohne ihn verliert die tyrannische Herrscherin ihre Macht.

Der Dieb ist eine Frau und heißt Tamsin Spellwell. Diese hat sich in das Grandhotel Aurora in der Stadt im Nordwesten Russlands geflüchtet. Doch die Schneekönigin ist ihr auf der Spur und quartiert sich ebenfalls in diesem Hotel ein.

Im Aurora arbeitet das junge Mädchen Maus. Seit ihrer Geburt lebt sie in diesem Hotel und hat es noch nie in ihrem Leben verlassen. Da sie mehr wie ein Junge aussieht, wird sie von den anderen Angestellten als "Mädchenjunge" gehänselt. Tag und Nacht putzt sie die Schuhe der Gäste. Mit dem Eintreffen von Tamsin und der Schneekönigin ändert sich ihr tristes Leben schlagartig …



Meinung:

Mit Frostfeuer hat Splitter eine weitere Comic-Adaption eines Fantasy-Stoffes des deutschen Erfolgsautors Kai Meyer ins Programm genommen. Nach der Romantrilogie um das Wolkenvolk, die insgesamt sechs Comicalben umfassen wird, von denen vier bereits vorliegen, in nun die Hommage an Hans Christian Andersens bekanntes Märchen Die Schneekönigin an der Reihe.

Der Vorteil der Romanvorlage zu Frostfeuer besteht darin, dass es sich um einen Einzelband handelt und nicht um eine Serie, also um eine überschaubare Geschichte. Der Nachteil an dem Stoff ist, dass er sich von allen Werken Meyers am wenigsten für eine Umsetzung als Comic eignet. Die Handlung spielt fast ausschließlich im Hotel und damit auf begrenztem Raum. Diese optisch eher eintönige Szenerie durchgehend interessant darzubieten, stellt eine enorme Herausforderung dar. In Form von Prosa ist dies problemlos umsetzbar, wie Kai Meyer eindrucksvoll bewiesen hat. Sein Roman gewann 2005 den renommierten internationalen Buchpreis "Corine" in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch. Was man sich eher noch als Film oder Kammerstück vorstellen könnte, wird im Comic zur riskanten Gradwanderung, schließlich gibt es nicht viele abwechslungsreiche Hintergründe zu zeichnen, wenn die Handlung in einem Gebäude spielt, von dem die meisten Zimmer gleich aussehen.

Die Zeichnungen stammen von Marie Sann, die mit Frostfeuer ihr erstes richtig großes Farbcomicalbum vorlegt. Als Newcomerin kann man sie dennoch nicht mehr bezeichnen, schließlich hat sie schon einige Comics veröffentlicht. Allerdings waren dies keine Comics im klassischen Sinne, sondern eher Arbeiten im Manga-Bereich. Vor Frostfeuer erschienen von 2009 bis 2010 zwei Schwarzweiß-Taschenbücher der Serie Krähen nach einem Szenario von Guido Neukamm bei Tokyopop. Parallel dazu absolvierte die gebürtige Berlinerin eine Ausbildung zur Grafikdesignerin.

Herzzapfen ist stilistisch noch deutlich im Manga-Stil verhaftet, auch wenn Marie Sann sich allmählich davon zu lösen scheint. Passend zur düsteren und melancholischen Phantastik-Geschichte wählte sie vor allem dunkle Farben, um eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Dies gelingt ihr an einigen Stellen auch recht gut. Der Winter in Sankt Petersburg, besonders die wenigen Außenszenen zu Beginn der Handlung, stimmen fröstelnd auf die Geschichte ein. Im weiteren Verlauf des Comics wird es dann etwas eintönig und beliebig, weil einfach die Story keine aufregenden Settings hergibt.

Yann Krehl, der bereits die Wolkenvolk-Serie adaptiert hat, fängt das Wesentliche der Romanhandlung gut ein. Das wirklich Gute der Buchvorlage, die packende, dicht erzählte Seele des Plots, kann er jedoch nicht ganz einfangen. Hier fehlen die ausführlichen Beschreibungen und Gedankengänge Kai Meyers, die die Fantasie des Lesers anregen und die Zeichnungen können diesen Mangel nicht wirklich kompensieren.

Dennoch ist mit Herzzapfen unterm Strich ein schönes Album gelungen. Der Mut Splitters, auch verstärkt deutsche Produktionen ins Programm zunehmen, ist vorbildlich. Ebenso die Tatsache, dass man auf junge Talente wie Marie Sann setzt, deren Zeichenstil noch nicht ganz ausgereift sind. Die Weiterentwicklung ihres Stils ist unübersehbar, aber da ist noch mehr drin. Band 2, der im Sommer 2012 erscheinen soll, wird es zeigen.



Fazit:

Herzzapfen ist ein etwas verhaltener Auftakt einer dreiteiligen Comic-Adaption von Kai Meyers preisgekröntem Jugendbuch Frostfeuer. Yann Krehl und Marie Sann gelingt eine märchenhafte, etwas düstere Umsetzung, die zwar nicht ganz an die atmosphärische Dichte der Vorlage heranreicht, aber mit Abstrichen zu gefallen weiß.



Frostfeuer 1: Herzzapfen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Frostfeuer 1: Herzzapfen

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 13.80

ISBN 13:
978-3-86869-293-8

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • schönes Titelmotiv
  • spannend
  • Marie Sanns Stil hat sich positiv weiterentwickelt
Negativ aufgefallen
  • zu große Sprechblasen
  • stellenweise noch etwas hölzern
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 08.10.2011
Kategorie: Frostfeuer
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