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Comic-Besprechung - University Freaks

Geschichten:
University Freaks
Autor/Zeichner:
Frank Cho; Farben: Melanie Giel, Andreas Mergenthaler



Story:
Drei Versuchstiere brechen aus und schreiben sich bei der University of Maryland ein und landen prompt in einer Fraternity, einer amerikanischen Studentenverbindung, die ihrem chaotischen Lebensstil allerdings mehr als entgegen kommt. Fortan stehen Wein, Weib und Gesang im Vordergrund oder genauer Unmengen Bier, heiße Frauen und wilde Studentenpartys. Ganz schön viel für Frank, Dean, Ralph, Sheldon und Leslie die Limabohne. Aber wer wollte sich schon drücken, wenn so holde Wesen locken, wie die wunderschöne Brandy, die für einiges an Liebeskummer sorgt. In kurzen Strips hat man Teil an ihren bierseligen Eskapaden und studentischen Katastrophen.


Meinung:
Ganz zu den Anfängen von Cross Cult muss man zurückkehren, um zum ersten Mal mit University Freaks auf dem deutschen Markt in Verbindung zu kommen. Lediglich für ganze drei Hefte reichte damals das Marktinteresse, welches die frühen Cartoons von Frank Cho für sich verbuchen konnten. Zehn Jahre später, aus dem damaligen Gringo-Comics-Label ist inzwischen erfolgreich sein Nachfolger Cross Cult entstanden, erhebt sich dann plötzlich ein Sammelband aus den Tiefen des Ludwigsburger Verlages der sämtliche Strips von University Freaks in sich vereint. Und im Gegensatz zum Original sogar gänzlich koloriert.

Die Jahreszahl deutet es schon an. Es gibt ein Jubiläum zu feiern, bei dem diejenigen Serien zu Ehren kommen, mit denen der Verlag anno dazumal sein Programm startete. Dazu gehörte neben Hellboy nun mal auch die Serie University Freaks. Dass die Serie diese Ehre in Sammelbandform auch verdient, ist eine Erkenntnis, die man jedoch schon bei ihrem Debüt hätte haben können. Denn obwohl es sich bei den Comic-Strips aus denen der Sammelband besteht um die ersten Werke von Frank Cho handelt, die er damals neben seinem Studium als Krankenpfleger für die Studentenzeitung der University of Maryland zeichnete, zeigen sie bereits einen gehörigen Grad an pointierter Reife und zeichnerischem Können. Kein Wunder also, dass Frank Cho auch bald einen Preis einheimste, den „Best College Cartoonist Award“, und seine Serie schließlich sogar unter anderem Namen bei größeren Zeitungen unterbringen konnte.

Wie Frank Cho allerdings selbst zugibt nur mit eher mäßigem Erfolg, was er zum größten Teil auf das aus „humorlosen Fanatikern“ bestehende amerikanische Publikum schiebt. So unverblümt sagt er es jedenfalls in dem Interview, welches den Abschluss des Bandes bildet, der seine Schaffensphase der Jahre 1994 bis etwa 1996 umfasst. Natürlich bot das Studentenleben genug Inspirationsquellen für die Abenteuer der verqueren Gruppe aus University Freaks. Drei ehemalige Versuchstiere, Schwein, Hund und Ente, die später durch eine Limabohne (!) und eine Schildkröte ergänzt werden. Und nicht zu vergessen die bezaubernde Brandy, mit ihren langen schwarzen Haaren und einer ordentlichen Oberweite. Zusammen erleben sie in allerlei Episoden das chaotische Studentenleben (Saufen, Feiern, Angraben, Vorlesungen) und Enterich Frank auch die zarten Fühler der ersten großen Liebe, mitsamt all ihrer engelsgleichen Höhen und niederschmetternden Ernüchterungen. Von pubertär bis ungewollt tiefsinnig reicht die Spannweite der Gags, die in jeweils drei bis vier Bildern erzählt werden und zusammen auch schon manchmal so etwas wie einen durchgehenden Erzählstrang oder Kontinuität aufweisen.

Frank Cho holt aus der Thematik einiges heraus und auch wenn manche Sketche der sympathischen Verlierertruppe recht eigenwillig sind, bekommt er einige veritable Brüller auf die Reihe. Nicht umsonst sagt Cho selbst, nicht der Zeichen-, sondern der Schreib-Part war das schwierigste Unterfangen, um neben dem harten Uni-Alltag auch die Deadlines für die Studentenzeitschrift zu schaffen. Trotz des Zeitdrucks ist ihm das vollauf gelungen, wobei ihm mitunter sogar recht augenzwinkernde Episoden gelungen sind, gerade wenn sich der Autor/Zeichner aus einem Sketch abmeldet und eine der Figuren einfach nur einen Witz erzählt (meist einen „Deine Mutter“-Witz). Reiht sich alles nahtlos ein in den absurden Humor und die skurrilen Blüten des Lebens als studiosus, die sich nicht selten bei gut aussehenden Frauen erst so richtig entfalten. Denn woran scheitert ein Verlierer mehr als am schönen Geschlecht. Mag an so Anmachsprüchen liegen, wie „Ich hab ganz üble Nierensteine, und ich frage mich, ob du sie raussaugen könntest“. Gerade das Schwein Dean findet hier immer wieder eine Hürde, in die es mit Wonne hineinkracht.

Um Frauen dreht sich dann zwar auch einiges Denken der Figuren (ebenso allerdings wie um Bier und Feiern), aber deshalb gleich an den Vorwurf des Sexismus zu denken, fällt wohl nur den „humorlosen Fanatikern“ ein, die ihre puritanischen Gefühle verletzt sehen. Im Gegenteil sind Frank Chos Frauen eher solche von der starken Sorte, während ihre männlichen Gegenparts hauptsächlich die Idioten sind oder sich zumindest regelmäßig dazu machen. Die holden Damen werden nicht zu schmachtenden Weibchen deklassiert, die sich dem Plumpsten hingeben, sondern sind Frauen, die sich zu wehren wissen und vor kessen Antworten oder einem Tritt in das Gemächt nicht zurückschrecken. Das gilt selbst für Frank Chos eindeutigere Werke, die zumindest im Rahmen des Interviews und eines kleinen Anhangs zu Ehren kommen. Wenn überhaupt jemand vorgeführt wird, dann sind es die Kerle mit Macho-Attitüden, die berauscht von ihrer eigenen Männlichkeit meist in einer Welt gefangen bleiben, die keinerlei Entsprechung in der Realität hat. Daher kann man getrost auch Frank Chos freizügigere Bilder genießen, die ohnehin nur einen Bruchteil des Sammelbandes ausmachen (daher wohl auch das 16+ des Verlages).

Die Mädels sind es schließlich auch bei denen Cho größtenteils hängen geblieben ist. Zusätzlich zu den Affen und Dinosauriern. Sei es nun als Illustrationen à la Frank Frazetta, als Beitrag  in Cover-Form beispielsweise bei Red Sonja oder als kompletter Comic mit Shanna the She-Devil und Jungle Girl. Die Qualität und Sicherheit seiner Zeichnungen machte ihn nun mal auch für die großen Verlage attraktiv, weshalb die wilde Rasselbande aus University Freaks, inzwischen bei der Nachfolgeserie Liberty Meadows angekommen, etwas an den Rand gedrängt wurde. Der Schöpfer selbst verkündet, wieder verstärkt an seinen eigenen Sachen arbeiten zu wollen. Eigentlich ein passender Moment, um in Deutschland einen neuen Versuch zu starten. Denn wenn etwas schneller abgewürgt wurde als University Freaks, dann war es das bei Salleck erscheinende Liberty Meadows, dem gerade mal eine Sammelausgabe gegönnt wurde. Hoffentlich bricht der aktuelle Band das Eis (was längst überfällig ist) und bereitet den Weg für die weiteren Abenteuer um Brandy und Co. Es könnte der Anfang einer langen Leidenschaft werden.

Eine kleine Schnupperprobe von Strips gibt es übrigens unter www.libertymeadows.com, zusammen mit anderem ausgezeichneten Artwork.


Fazit:
Das wilde Studentenleben und seine Katastrophen, ein Netz in dem man sich schnell verfangen kann. Gerade wenn man Teil einer Truppe ist, zu der ein zotiges Schwein und eine Limabohne gehört. Partys, WG-Leben und vor allem Frauen und viel Bier bestimmen die Eckpfeiler der Gags, mit denen University Freaks seine Leser mehr als begeistern kann. Ein Frühwerk Frank Chos, mit einem guten Gespür für Humor, welchem die Veröffentlichung als Sammelband mehr als gerecht wird.


University Freaks - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

University Freaks

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 22,00

ISBN 13:
978-3-936480-99-3

122 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • eigenwilliger und absurder Humor
  • Frank Cho schon damals klasse Zeichner
  • würdige Veröffentlichung als Sammelband
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 07.07.2011
Kategorie: Alben
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