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Comic-Besprechung - Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase 4: Walter

Geschichten:
Les formidables aventures de Lapinot 4 - Walter
Autor/Zeichner:
Lewis Trondheim
Farben: Brigitte Findalky


Story:
Was als normale Monsterjagd begann ... Moment Mal! Normale Monsterjagd? Da wird ja wohl der Hund in der Pfanne verrückt. Nicht so jedoch Herr Hase, zusammen mit Inspektor Boulanger und einem Journalisten. Sie machen sich nach der überhasteten Flucht vor dem Untier eher Sorgen, ob sie die Haustür hinter sich zugemacht haben. Dann taucht auf einmal Bertrand Walter in Herrn Hases Wohnung auf, der sich um den Verbleib seines Vaters sorgt. Das Monster tauchte nämlich in dessen vier Wänden auf und jetzt schwant Bertrand Walter Schlimmes. Sein Vater arbeitete gerade an einer Formel, die unter Umständen jedwede Person in ein Monster verwandeln kann, sobald sich diese aufregt. Eine Entdeckung, die auch bald andere wenig wohlmeinende Gestalten auf den Plan ruft und die sich schnell an Herrn Hases Hoppelbeine hängen.


Meinung:
Lewis Trondheim mal wieder mit seinem Hasen ... Entschuldigung, Herrn Hase und einem Album, welches den lakonischen Titel „Walter“ sein eigen nennt. Fast schon konservativ ist auch sein Inhalt zu nennen, wenn es für Herrn Hase darum geht eine Monster-Epidemie zu vermeiden. Zumindest konservativ und beinahe bodenständig für Lewis Trondheim, dessen Vorstellungskraft immer ein paar Grade anders eingestellt zu sein scheint, wie die seiner Kollegen. Der Eindruck mag aber auch dadurch entstehen, dass die Abenteuer von Herrn Hase bereits ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. Denn die Bände von Reprodukt sind eine Neuauflage des beliebten Klassikers, für deren alte Ausgaben man teilweise etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Schlappe 12 € für den aktuellen Band 4 kann man da einen guten Deal nennen.

Natürlich nur, wenn sich die Anschaffung wirklich lohnen sollte. Ging es in den Vorgängerbänden noch fröhlich in die Berge, in urige Goldgräbernester oder musste sich mit verfluchten Obdachlosen herumgeschlagen werden, muss Herr Hase jetzt in die Untiefen eines Kriminalfalles abtauchen, der sich fast zu einem Thriller auswächst. Verrückte Wissenschaftler, Geheimagenten, machthungrige Despoten und jede Menge Monster vermischen sich zu einer eigenwilligen Melange. Von tatsächlichen Ermittlungen des Herrn Hase und seiner Kompanions, einem sensationsgeilen Journalisten, der immer nach der passenden Schlagzeile sucht und dem Inspektor Boulanger, zu sprechen, wäre allerdings zuviel des Guten. Während noch über die Beteiligungsquote bei einer Einladung nachgerechnet wird - zwei Drittel von 50 centimes, aber Herr Hase hat von den 100 centimes für eine Karaffe Wein 40 bezahlt der Journalist dagegen 60, was dann schon wieder für den Inspektor 40% von 33 centimes macht ... man kann jedenfalls sehen, wo das endet – haben die Ereignisse so ihre eigene Vorstellung von einer Entwicklung der Geschichte und sind den Protagonisten mal eben mindestens zwei Schritte voraus. Doch auch über Umwege kann man sein Ziel finden. Eine Taktik, die Herr Hase zur zweiten Haut wird.

Es ist erstaunlich, wie einen die Geschichte auf Trab hält. Immer wieder passiert etwas, was die Hauptfiguren auf den Plan ruft oder ihnen mal in den Hintern kneift, wenn sie vom Thema abweichen. Kaum ist die eine Begebenheit verdaut, stellt sich plötzlich die nächste ein. Gerade noch sind sie einem brennenden Haus und dem beinahe sicheren Tod entkommen, finden sie sich einen Lidschlag später in der Botschaft von Manukistan einem kleinen Despoten gegenüber. So geht es in einem fort. Das sorgt für ein gutes Tempo, bei dem einem nie langweilig wird. Nicht jedem würde man derartiges positiv anrechnen. Andere Serien scheitern teilweise mit ihrer Geschichte, wenn die Charaktere von einer Bredouille in die nächste kommen, jedoch selbst kaum etwas zu den Ereignissen beitragen. Schnell macht sich da Langeweile breit. Bei Lewis Trondheim gelingt dieser Ritt auf dem Handlungsvulkan auf wunderbare Weise. Vielleicht auch deshalb, weil es manchmal einfach zu köstlich ist, wie sich Herr Hase und Konsorten aus den schwierigsten Situationen lavieren müssen. Da muss man schon mal zum Zeitmaschinenteleporter in Mützenform greifen. Oder einfach eiskalt die Ruhe bewahren, wenn hinter einem eine Meute wütender Monster schlendert.

So skurril die Zusammenhänge, die dabei immer wieder entstehen, so eigenwillig sind die Dialoge und manche Logik der Figuren. Die obige Diskussion um die Kosten von zwei Karaffen Rotwein ist da lediglich ein Beispiel von vielen. Wenn dann auch noch die Nebencharaktere nicht die hellsten Köpfe sind, kann eigentlich nichts anderes als wohltuendes Chaos entstehen, was mit seiner annähernden Sinnfreiheit an Fear an Loathing in Las Vegas erinnert. Auf eine jugendfreie Art und Weise. Und ohne die Drogen. Obwohl man sich ab und an fragt, ob nicht vielleicht Trondheim selbst zu, sagen wir, stimulierenden Mitteln greift. Anders ist sein Vom-Ästchen-Zum-Stöckchen-Zum-grüngelben-Monster-Erzählstil manchmal gar nicht zu erklären.

Einzig der Zeichenstil wirkt schon etwas angejahrt, kann eben nicht mehr ganz mit Trondheims aktuellen Projekten mithalten, die man regelmäßig auch auf seiner Website bewundern kann. Inzwischen könnte man sich sogar wünschen, er hätte selbst zum Farbpinsel gegriffen (ja, ja, es wird wahrscheinlich alles am Computer gemacht, aber man darf ja mal der Vergangenheit eine Träne nachweinen) und die Seiten mit seinen schönen Aquarellfarben veredelt. DAS wäre mal eine wunderschöne Neuauflage gewesen. So macht Brigitte Findalky zwar keinen schlechten, aber auch kein atemberaubenden Job mit ihrer etwas herberen Farbpalette, der leuchtende Farben größtenteils abgehen. Monster, Krimi, Mystery lassen sich vielleicht auch kaum anders erzählen, als mit gedeckten Farben, schließlich versprühen die Figuren auch so genug Charme und Witz, um zu unterhalten.

Wenn man überhaupt an etwas mäkeln wollte, wäre es wiederum der gerade genannte Charme und Witz. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt, denn er funktioniert für Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase 4 sehr gut. Man weiß lediglich, dass Herr Trondheim (inzwischen) auch um einiges pointierter und bissiger sein kann, mit seinem etwas paranoideren und teils resignierenden Blick auf die Welt. Gerade diese Facette scheint weniger durch, würde dem Comic aber auch gut zu Gesicht stehen. Hier zeigt sich wieder, es handelt sich eben um älteres Material. Es wird dadurch qualitativ nicht ungenügender, aber das Humorrad ist in den Jahren ja nicht stehen geblieben und hat sich erheblich weiter gedreht. Da sitzen dann die Gag-Schrauben schon lockerer und alles hat bereits ein wenig unscheinbare Patina angesetzt. Seinen nostalgischen Spaß wird man so oder so haben, auch wenn das Gefühl bleibt, der Autor hätte heute mehr herausholen können. Die Zeit ist manchmal eben echt eine Bitch.


Fazit:
Humoriges Abenteuer mit Herrn Hase, welches eine gute Portion Chaos und eine Priese Anarchie in der Handlung aufweist. Das Erzähltempo ist hoch und lässt den Leser kaum los, es sein denn, um ihn sich in gehirnwindungsverknotenden Dialogen verlieren zu lassen. (Färbt anscheinend auch ab, wenn man manche Sätze der Rezension betrachtet). Unterm Strich schöne Unterhaltung im typischen Trondheim-Format, die Spaß bereitet aber bereits etwas Nostalgie aufkommen lässt.


Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase 4: Walter - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase 4: Walter

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 12.00

ISBN 13:
978-3-941099-86-9

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • anarchisch-chaotisches Abenteuer mit Herrn Hase
  • humorige Dialoge
  • Trondheims feiner Strich
Negativ aufgefallen
  • schon ein paar Jahre auf dem Buckel
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 28.06.2011
Kategorie: Herr Hase
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