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Comic-Besprechung - Hau die Bässe rein, Bruno!

Geschichten:

Hau die Bässe rein, Bruno! (Originaltitel: „Fais péter des basses, Bruno!“)

Autor: Baru
Zeichner: Baru
Kolorist: Baru

Bonus-Material: "Baru": Artikel von Volker Hamann



Story:

Zwei Handlungsstränge, die verschiedender nicht sein könnten …

Der berühmte Fußballer Osman Traoré entdeckt in einem kleinen afrikanischen Dorf ein neues Talent. Der Junge Slimane behandelt den Ball mit einer Raffinesse und einer beeindruckenden Natürlichkeit, dass Traoré ihm eine große Fußballzukunft prophezeit. Allerdings nur, wenn er sein Glück in Frankreich versucht. Bald darauf fliegt Slimane als blinder Passagier nach Europa. Doch das Leben dort ist kein Zuckerschlecken, denn ohne Ausweis und damit legale Identität bleiben ihm nur illegale Jobs im Niedriglohnsektor.

Und dann ist da noch der skrupellose Zinedine, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wird. Der Vorstadtschläger mit Migrationshintergrund hat bereits die glorreiche Idee für seinen großen letzten Coup. Ein Geldtransporter soll ausgeraubt werden, doch er benötigt die Hilfe eines alten Bekannten, den Italieners Fabio und dessen Kumpels, um dieses Vorhaben in die Realität umzusetzen. Denken war nämlich noch nie eine von Zinedines Stärken.



Meinung:

Baru … Comics von Baru spielen in den Vorstädten Frankreichs oder in den hinterletzten Käffern, wo noch Originale und Charaktere leben, die nicht selten auf der einen Seite einen Migrationshintergrund haben oder auf der anderen Seite urfranzösische Eigenschaften erkennen lassen. Eine Geschichte von Baru ist oft auch gespickt von offenen Gewaltszenen, grotesken Wendungen und jeder Menge sublimer Sozialkritik. So ist es auch bei Hau die Bässe rein, Bruno!, der neusten mehr als120-seitigen Erzählung des Franzosen, der dieses Jahr Präsident des Comic-Festivals in Angoulême war.

Mit seinem aktuellen Werk begibt er sich erneut in die Welt der Kriminalgeschichten. Thematisch orientiert sich Baru am französischen Kino der 1960er Jahre. Am Ende des Bandes findet sich eine Liste von Namen, die verschlüsselt sind, aus denen man aber Leute wie Georges Lautner (ein Regisseur von Kriminalfilmen und Komödien) oder Bernard Blier (ein französischer Charakterdarsteller) herauslesen kann. Und auch wenn die Story keine direkte Hommage an die Filme von Jean-Paul Belmondo oder Lino Ventura ist, sind die Dialoge im Geiste des Drehbuchautors Michel Audiard, der mit seinen markanten Wortwechseln stilprägend wirkte. Man könnte im Prinzip fast schon behaupten, Hau die Bässe rein, Bruno! wäre eine Gaunerkomödie. Die Zutaten dazu sind vorhanden: die Idee von Zinedine soll als großer Millionen-Coup vorbereitet werden; ein Trio alter Gauner um Fabio, das sich eigentlich längst zur Ruhe gesetzt hat, aber von der reizvollen Aufgabe gelockt beauftragt wird; beide Lager halten Besprechungen ab und versuchen sich gegenseitig übers Ohr zu hauen; so manches geht schief; das Geld wird versteckt; und so weiter.

Und dann ist da die Geschichte des Fußball-Wunderkinds Slimane, der in Frankreich landet und ganz unten anfängt, die aber irgendwie nicht zum Rest der Story passen will. Aber Baru schafft es dennoch gekonnt, eine Verbindung herzustellen, und lässt alle Handlungsstränge im letzten Drittel der Geschichte aufeinandertreffen.

Die Aquarell-Zeichnungen transportieren die Stimmung der Graphic Novel extrem gut. Die Figuren sind im gewohnten Baru-Stil tendenziell karikiert gezeichnet. Die Hintergründe sind jedoch sehr realistisch gehalten. Diese Kombination ergibt eine perfekte Mischung, die auch harte Szenen erträgt macht, wenn zum Beispiel einem Mann unvermittelt in den Kopf geschossen wird. Oftmals zeigt Baru ganze Seiten oder längere Passagen, die gänzlich ohne Worte auskommen und trotzdem sehr viel aussagen, da sie sehr filmisch gehalten sind. Bildfolgen mit verschiedenen Kameraeinstellungen, ungewöhnliche Perspektiven und auch mal eine ganzseitige Splashpage heben die Erzählweise aus der Masse heraus.

Der Band ist auf dickem Papier gedruckt, auf dem die Kolorierung gut zur Geltung kommt. Das Cover mit seinen riesigen Lettern, das dem der Originalausgabe nachempfunden ist, wird dem Band nicht wirklich gerecht. Man sollte unbedingt das Buch im Laden anschauen und durchblättern, um sich von seinem Zauber einfangen zu lassen (nur nicht aus Versehen die letzten Seiten aufklappen).





Fazit:

Der neue Baru ist eine französische Gaunerkomödie, die vorzüglich unterhält und auch noch nachdenklich stimmt. Wieder sind es Themen, wie die Einwandererproblematik oder Jugendgewalt, denen sich Baru angenommen hat. Mal satirisch, mal brutal, mal tragisch, mal einfach nur witzig – und zum Schluß ein gekonnt inszenierter Showdown. Sicherlich im Segment "Graphic Novel" einer der Top-Titel 2011.





Hau die Bässe rein, Bruno! - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hau die Bässe rein, Bruno!

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Edition 52

Preis:
€ 22,00

ISBN 13:
978-3-935229-83-8

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • krasse Charaktere
  • gelungener Mix aus Realismus und Überzeichnung
  • spannend
  • wie eine gute französische Krimi-Komödie, die auch mal harte Töne anschlägt
Negativ aufgefallen
  • kleiner Fauxpas: der Originaltitel wird im Impressum nicht genannt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 14.06.2011
Kategorie: One Shot
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