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Comic-Besprechung - Bomb Queen 1: Sexbombe - Die bläst dich weg!

Geschichten:

Bomb Queen 1-4

Autor/Zeichner: Jimmie Robinson
Farben: Angel Marin



Story:

Die Bomb Queen hat es geschafft. Sie ist längst alle lästigen Gegner losgeworden und herrscht uneingeschränkt über das Städtchen New Port City. Wenn sie pfeift, springen alle und wen sie platt macht, hat halt selber Schuld im Weg zu stehen. Wenn da nur nicht immer die lästigen Aspiranten von außerhalb wären, die in ihrer Stadt wieder Recht und Gesetz eingekehrt sehen möchten. So auch der neue Bürgermeisterkandidat, dessen Chancen gewählt zu werden mit einer Niederlage der Bomb Queen drastisch steigen würden. Also kauft er sich mit seinem Sponsorengeld keinen netten Wahlkampfzug, sondern einen Superhelden aus Texas, der in New Port City endlich aufräumen soll. Aber nicht umsonst steht Bomb Queen an der Spitze der Superhelden-Nahrungskette.




Meinung:
Da Bomb Queen ab 16 empfohlen ist, müsste diese Rezension konsequenterweise auch erst ab 16 sein. Dann mal alle, die jünger sind, rausgeklickt und für die Verbliebenen losgelegt. Peeenis! ... oder darf man das erst ab 18+ schreiben? Jetzt wohl auch egal, die Bomb Queen nimmt schließlich ebenfalls kein Blatt vor den Mund, geschweige denn eines vor männliche (und weibliche) Geschlechtsteile. Sie sehen zwar stellenweise immer noch so aus, wie verschämte Schlumpfpimmel, aber im Gegensatz zu den übrigen geschlechtslosen Genossen bei Marvel und DC schon einmal ein Fortschritt. Es macht halt einfach mehr Sinn, dass sich bei hautengen Klamotten das darunter liegende deutlich abzeichnet.

Doch wie das Cover (eines der harmloseren) schon verdeutlicht, geht es Jimmie Robinson vornehmlich um die weibliche Anatomie, was vermarktungstechnisch auch mehr Sinn macht. Nackte Frauen, und die Bomb Queen verliert erstaunlich oft ihre Klamotten, verkaufen sich einfach besser, als stählerne Männer, die blank ziehen. Dass sie sich dabei auch noch benimmt, nicht wie starke Frauencharaktere sich benehmen, sondern wie sich ein Typ vorstellt, wie sich starke Frauen benehmen ... geschenkt. Sollte man nicht anders erwarten, wenn man den Comic in die Hand nimmt. Es bleibt dann aber die Frage, ob sich das dann noch Parodie nennen darf oder nicht einfach Sexismus.

Ein schmaler Grat, der zu wandern ist. Jimmie Robinson, seines Zeichen Autor und Zeichner, vermutet sich wahrscheinlich auf der Seite der bösen Parodie. Sein erklärtes Ziel, einen Superhelden-Comic zu erschaffen, der es schafft alles bisher Dagewesene auf den Kopf zu stellen und nichts unangetastet zu lassen, hat er mit der ersten Ausgabe von Bomb Queen jedenfalls längst nicht erreicht. Tabus gegenüber zeigt er sich tatsächlich ungnädig, vor allem in kleineren Szenen oder in den Nebenhandlungssträngen. Verbrecher veranstalten Big Brother und fliegen raus, weil sie ihre Kameraden darüber belogen haben, statt eines fünf- bloß einen zwölfjährigen Jungen vergewaltigt zu haben. Oder der nackte Vater steht neben seiner ebenfalls nackten Tochter und beide schauen seelenruhig die News im Internet. Oder kleine Kinder werden mit Napalm verbrannt. Da ist das regelmäßige Platzen von Köpfen schon harmlos.

Möglich wird dieses Sodom und Gomorra natürlich nur, weil die Bomb Queen sämtliche Helden in ihrer Stadt vernichtet hat und jetzt in Alleinherrschaft tun und lassen kann, was sie will. „Ich pass nich’ auf, dass die Züge rechtzeitig ankommen. Ich leg nur die Ärsche um, die das vermasseln.“ Und nach dem Motto läuft es in der Stadt New Port City. Bomb Queen tut das, wonach ihr der Sinn steht und hat alle unter ihrer Knute. Und den Einwohnern gefällt es beinahe. Weniger gefallen tut es dagegen dem neuen Bürgermeister-Kandidaten. Dieser möchte, dass die Bomb Queen abdankt und da so was für Normalsterbliche ein nahezu aussichtsloses Unterfangen wäre, engagiert er heimlich mit Wahlgeldern einen Helden aus Texas.

Und schwupps ist man wieder bei der üblichen Helden/Schurken-Schlägerei angelangt und auf einmal ist Bomb Queen gar nicht mehr so anders, wie es das gerne sein wollte. Letztlich hat man einiges bereits einmal irgendwo gesehen. Im schlechtesten Fall für den „bombigen“ Comic irgendwo auch schon mal besser. Superschurke erreicht sein Ziel und wird zum Herrscher? Haben Mark Waid und Barry Kitson schon erfolgreich (eine Eisner Award-Nominierung) mit Empire versucht. Sozialkritik mit einem teils bösen, teils satirischen Einschlag? Gab es irgendwie in Transmetropolitan von Warren Ellis. Brutale Gewalt, so übertrieben, dass sie bereits Parodie ist? Authority, Lobo, Judge Dredd und einige weitere lassen grüßen. Was spricht am Ende dagegen anstatt Bomb Queen einfach das herrlich-komische und bissig-parodistische The Pro von Garth Ennis in die Hand zu nehmen?

Als hätte Jimmie Robinson selbst gemerkt, dass bei Abzug all der genannten Elemente wieder nur ein schnöder Superhelden-Comic herauskommt, reicherte er seine Serie mit allerlei Nackedei-Auftritten seiner wohlbestückten Titelheldin an. Wo das Kostüm nicht ohnehin genug frei lässt, rutschen der Bomb Queen schnell die Brüste raus oder ihr ganzes Outfit geht gleich in die Binsen, so dass man wirklich alles sieht. Natürlich scheut sie selber auch vor keinen Anzüglichkeiten zurück. Was bei all der Präsentationsfreude schnell vergessen ist, ist die Handlung, die nahezu auf eine Briefmarke passt. Zwar hatte man sich diesbezüglich ohnehin keine Illusionen gemacht, was aber nicht den mangelnden Versuch entschuldigt. Interessanter wäre es sicherlich geworden, wenn erst gar kein anderer Superheld mehr aufgetaucht wäre und sich Bomb Queen bei ihrer Herrschaft nicht nur auf die Schlagkraft ihrer, nun ja, Bomben verlassen würde. So wirkt sie leidlich passiv und die Geschicke der Stadt und ihre marginalen Probleme laufen auf zwei Handlungsfäden am Leser vorbei.

Auf der einen Seite ist da die banale Geschichte um den Bürgermeisterkandidaten. Wenn jeder Superheld nur so gut ist, wie seine Gegner und dies auch im umgekehrten Falle gilt, so müsste die Bomb Queen ziemlich langweilig sein. So ist weder ihr Gegner, noch sie selbst eine Figur, die irgendwelche Sympathien weckt oder zumindest so abgefahren ist, dass man sie schon wieder cool oder krass findet. Dann doch lieber Tank Girl. Hinzu kommen manchmal Sprüche, die an Humorlosigkeit oder platten Witz fast mit Oliver Pocher mithalten könnten. „Der Ball ist mit Knall ... und bringt dich zu Fall“ als eine ihrer Bomben ihren Gegner trifft. Und als dieser dadurch in ein Gebäude stürzt: „Uups. War das ein Schüttelreim.“ Dafür ist einem das Lachen echt zu Schade.

Aber auch von der anderen Seite, dem zweiten „Handlungsfaden“ in Form des Geschehens in der Stadt, kommt nicht viel Freude auf. Man spürt, wie bemüht Jimmie Robinson ist sozialkritische Spitzen zu setzen. Doch so etwas gelingt nun mal nicht immer, wenn man Dinge absolut überhöht oder auf die Spitze (die schon wieder) treibt. Das kann sich jeder Zwölfjährige ausdenken, ohne jetzt dem Autor zu nahe treten zu wollen. Ordentliche Parodien brauchen ein feines Gespür, sonst wirken Übertreibungen und überzeichnete Stereotypen schnell albern, plakativ und inhaltsleer.

Wenn sich der Comic nur auf Titts&Ass&Violence verlässt, wird er auf Dauer das Interesse nicht halten können. Bisher ist es weder Fisch noch Fleisch. Wer eine Superhelden-Satire erwartet bekommt zu wenig, ebenso derjenige, der lieber eine Fleischbeschau hätte und die Handlung nur als Überleitung zu den Nacktszenen möchte. Aber Bomb Queen steht ja noch am Anfang ihrer Karriere. Zeit genug, um beim nächsten Mal alles richtig zu machen.


Fazit:

Man sucht vergeblich die Superhelden-Dogmen, die mit so bösartigem Humor auf den Kopf gestellt werden. Zieht man die auf eine gewisse Schaulust zielenden Aspekte und die gelegentlichen Gewaltdarstellungen ab, bleibt im Grunde ein durchschnittlicher Superhelden-Comic unter umgekehrten Vorzeichen übrig. Aktuell bietet Bomb Queen wenig Überraschendes, geschweige denn innovatives.




Bomb Queen 1: Sexbombe - Die bläst dich weg! - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bomb Queen 1: Sexbombe - Die bläst dich weg!

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Panini

Preis:
€ 14,95

ISBN 13:
978-3-86201-087-5

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • für derartigen Comic ausführlicher redaktioneller Teil
  • Pin-Up Gallery
Negativ aufgefallen
  • zu platt für eine Parodie
  • bemühte Sozialkritik
  • bietet nicht viel Neues oder Überraschendes
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 05.04.2011
Kategorie: Bomb Queen
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