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Comic-Besprechung - Die Herberge am Ende der Welt

Geschichten:

Die Herberge am Ende der Welt (Originaltitel: „L’auberge du bout du monde Intégrale“)

1. Kapitel: Das Mädchen an der Felsküste (Originaltitel: „La fille sure la falaise“)
2. Kapitel: Spuren im Sand (Originaltitel: „Des pas sur le sable”)
3. Kapitel: Reue im Morgengrauen (Originaltitel: „Les remords de l’aube”)



Story:

Die Geschichte der Herberge am Ende der Welt spielt 1884, an einem nicht näher definierten Ort an der bretonischen Küste. In der Nähe des fiktiven, abgelegenen Dörfchens Trebernec befindet sich an der Küste ebendiese verfallene Herberge am Ende der Welt, die einen gottverlassenen Eindruck macht und nur noch von einem gealterten Wirt bewohnt wird.

Mitten in der Nacht, während eines regnerischen Unwetters, erreicht der Schriftsteller Edgar Saint-Preux das Gasthaus. „Man muss schon verrückt sein, um sich hier niederzulassen,“ denkt er, und dieser erste Eindruck ist gar nicht so verkehrt. Saint-Preux ist auf der Suche nach einem inspirierenden Ort fündig geworden und quartiert sich ein. Noch in der ersten Nacht bemerkt er kleine Wesen, die er zuerst für Ratten hält, die sich aber bei näherer Investigation als übernatürliche Kreaturen entpuppen, die nicht von dieser Welt sind.

In Rückblicken erzählt der kränkelnde Wirt die wahre Geschichte von seinem Leben und wie es dazu kam, dass das Dorf verlassen wurde. Es ist gleichzeitig auch die Geschichte der Kinder Yann und Irena, die unzertrennlich waren, und die das Schicksal auseinander riss. Irenas Mutter wird ermordet. Sie verschwindet daraufhin spurlos und taucht zehn Jahre später als junge Frau wieder auf, die nicht mehr sprechen will und über eine besondere Gabe verfügt. Sie kann Menschen von Krankheiten heilen.



Meinung:

Splitter legt mit dem Einzelband Die Herberge am Ende der Welt bereits das zweite gemeinsame Werk von Tiburce Oger und Patrick Prugne vor. Ende 2009 erschien mit Canoe Bay eine wunderschön gezeichnete Abenteuergeschichte im Geiste von J.F. Coopers Lederstrumpf oder R.L. Stevensons Die Schatzinsel, die zwar nicht sonderlich innovativ war, aber besonders durch die Zeichnungen von Prugne punkten konnte.

Ähnlich verhält es sich bei dem vorliegenden Band, der im handlichen Splitter-Book-Format (24,5 x 17,5 cm) mit Schutzumschlag gedruckt wurde. Der 144 Seiten starke Comic ist eigentlich eine dreiteilige Miniserie, die als Gesamtausgabe zusammengefasst wurde. Historisch ist sie vor Canoe Bay (2009) einzuordnen, denn die Einzelbände erschienen in Frankreich von 2004 bis 2007. Eins ist klar: Schon bei dieser Trilogie stellt Prugne sein graphisches Können bravurös unter Beweis.

Oger scheint bei der Auswahl seiner Settings ganz auf Versatzstücke großer Klassiker zu setzen. Machte er bei Canoe Bay Anleihen bei den großen Werken der Abenteuerliteratur, steht die Geschichte um die Herberge am Ende der Welt sehr in der Tradition der phantastischen Schauerliteratur. Es beginnt bereits vor der allerersten Seite des Comics mit einer Anmerkung der Autoren, die besagt, dass die Story auf einem Manuskript von Edgar Saint-Preux, „einem obskuren Schriftsteller, der Ende des 19. Jahrhunderts auf mysteriöse Weise verschwand“, basiert. Somit wird bereits im Vorwort der Keim für die den gesamten Comic durchdringende Spannung gepflanzt. Gab es den Schriftsteller wirklich? Wo genau liegt dieses Dorf Trebernec? Gibt es heute noch Spuren von dieser „wahren“ Geschichte? Fragen wie diese sind reizvoll und verleihen dem großen Ganzen eine besondere Note.

Desweiteren erschafft die aus der Sicht des Wirts rückblickend erzählte Geschichte, die immer wieder durch aktuelle Szenen unterbrochen wird, in denen ein ungeduldiger Saint-Preux sehr darauf drängt mehr zu erfahren, eine besondere schauerlich-romantische Atmosphäre, die Freunde von Gothic Fiction nicht kalt lassen dürfte.

Der erste Eindruck trügt. Auf den zweiten Blick merkt man sehr schnell, dass wesentlich mehr in dem Band steckt, als man glaubte. Die Geschichte des ausgestorbenen Dorfs ist nur ein Thema. Der Werdegang der Tochter des Wirts und das Rätsel um ihre mysteriösen Fähigkeiten dienen ebenso dazu, die Erzählung vielschichtig zu machen, wie das Vorhandensein von klassischen phantastischen Elementen, wie die unheimlichen, kleinen Wesen, die in der Herberge hausen, oder weitere, eher bösartige, Kreaturen, die aus dem Meer steigen.

Die Geschichte liest sich sehr spannend und erweist sich als page-turner. Je mehr man eintaucht in die Handlung, desto rätselhafter wird sie. Wie Saint-Preux, versucht der Leser den Überblick zu behalten und anhand der wohl platzierten Hinweise Eins und Eins zusammenzuzählen. All die Spannung fällt zum Ende hin leider etwas ab. Eine nachvollziehbare, befriedigende Auflösung findet nämlich nicht statt. Der Schleier des Mysteriums wird nicht wirklich gelüftet. Das dürfte die, die einen großen Coup erwarten, eher frustrieren. Aber es dürfte auch viele geben, die sich von der Magie und dem schaurig Schönen des Comics tragen lassen und gerade den Schluss für passend erachten, lässt er doch Raum für weitere Träume und Spekulationen. Wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel. Beachtet man dieses Motto beim Lesen, kommt man voll auf seine Kosten.



Fazit:

Die Herberge am Ende der Welt steht für spannende Unterhaltung, getränkt mit leichtem Grusel, ganz in der Tradition schauerlicher Gothic Fiction. Die Zeichenkunst von Prugne passt wunderbar zur Story von Oger. Ein Comic für Freunde mysteriöser Rätsel, die zum Schluss nicht alles haarklein aufgedröselt brauchen. 



Die Herberge am Ende der Welt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Herberge am Ende der Welt

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 19.80

ISBN 13:
978-3-940864-08-6

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • schön anzusehende Zeichnungen
  • Genre-Mix aus Grusel- und Detektivgeschichte
  • couleur directe
  • preiswert
Negativ aufgefallen
  • Splitter-Book-Format passt nicht, größer wäre besser gewesen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 21.11.2010
Kategorie: One Shots
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