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Comic-Besprechung - Tim & Struppi Farbfaksimile 10: Das Geheimnis der Einhorn
Geschichten:Autor: Hergé, Zeichner: Hergé, Colorisr: Hergé
Story:
Der findige Reporter Tim entdeckt mit seinem treuen
Begleiter Struppi auf dem Flohmarkt ein wunderschönes Schiffsmodell; das perfekte Geschenk für seinen alten
Freund, Kapitän Haddock. Doch kurz nachdem Tim es erstanden hat, wird er von
zwei unbekannten Männern bedrängt, die ihm unabhängig voneinander das Modell
abkaufen wollen. Tim hat kein Interesse und schenkt das Modell wie vorgesehen
seinem Freund.
Überraschenderweise kennt Haddock das dargestellte Schiff;
auf einem uralten Gemälde seines Vorfahren, des Ritters von Hadoque, sieht man
es im Hintergrund, bezeichnet als „die Einhorn.“ Tim kann nicht mehr
überprüfen, ob das auch auf seinem Modell steht, denn in seiner Abwesenheit wurde ihm das Schiff gestohlen.
Unter dringendem Verdacht steht Iwan Iwanowitsch Sakharin, einer der Männer vom
Flohmarkt, doch es stellt sich heraus, dass Sakharin lediglich ein haargenau
gleiches Modell der „Einhorn“ hat. Tim erkennt das, weil sein Modell durch
einen Sturz am Mast beschädigt wurde, das Modell von Sakharin jedoch völlig
unversehrt ist.
Als Tim nach Hause zurückkehrt, trifft ihn der nächste
Schock. Schon wieder ist bei ihm eingebrochen worden! Diesmal haben die
Einbrecher jedoch nichts geklaut sondern nur alles durchwühlt, offenbar haben
sie etwas ganz bestimmtes gesucht. Doch was? Da entdeckt Tim unter dem Schrank
ein kleines Pergament voller rätselhafter Sätze und Buchstaben. Tim kombiniert
sofort richtig: der Einbrecher war auf der Suche nach diesem Zettel, den er im
Schiffsmodell vermutete und als er diesen nicht darin vorfand kam er zurück um
ihn zu suchen. Etwas äußerst wertvolles scheint sich hinter all dem zu
verbergen: der Zettel ist eine Schatzkarte!
Kaptain Haddock hat indessen auf seinem Speicher eine alte
Seekiste entdeckt, die seinem Vorfahren gehörte. Darin fand sich unter anderem
das Tagebuch des Ritters von Hadoque, der von einem üblen Piraten namens
Rackham der Rote berichtet. Dieser hatte im Jahre 1698 Hadoques Schiff gekapert
und wollte ihn töten. Doch der tollkühne Ritter konnte sich befreien und das
Schiff seines Widersachers mit Sprengstoff versenken. Er selbst rettete sich
auf eine einsame Insel, wo er zwei Jahre lebte und seine Erinnerungen
aufschrieb. In dem Buch steht auch, dass er seinen drei Söhnen drei gleiche
Modelle des versenkten Schiffes vermachen wolle und weist darauf hin, dass in
deren Mast etwas versteckt sei. Tim vermutet, dass alle drei Modelle einen Zettel enthalten und das nur alle
drei zusammen den Weg zum Schatz weisen können. Sofort suchen die Freunde
erneut Sakharin auf, doch der wurde unterdessen überfallen und der Zettel im
Mast seines Modells gestohlen.
Als Tim und Haddock nach Hause zurückehren erwartet sie
jemand, mit dem sie nicht gerechnet hätten: der zweite Mann vom Flohmarkt, der
ihnen offenbar etwas mitteilen will. Doch bevor er das tun kann, wird er von
einem vorbeifahrenden Auto aus niedergeschossen. Der unbekannte Gegner kennt
offenbar keine Skrupel, was auch Tim am eigenen Leib erfahren muss, als er ein
paar Tage später von zwei Männern entführt wird und sich in einem Kellergewölbe
wieder findet. Der Unbekannte verlangt von unserem Helden die Herausgabe der
zwei ihm noch fehlenden Pergamente.
Tim wäre jedoch nicht Tim, gelänge es ihm nicht sich mit
viel Wille und Schlauheit selbst zu befreien. In einer turbulenten
Verfolgungsjagd, stellt er fest, dass er in dem alten Schloss Mühlenhof von
zwei zwielichtigen Brüdern namens Vogel-Faull gefangen gehalten wird. Er
schafft es, Kapitän Haddock anzurufen und ihm mitzuteilen, wo man ihn gefangen
hält. Obwohl die kriminellen Gebrüder einen riesigen Hund auf Tim hetzen und
von ihrem Butler Nestor unterstützt werden, gelingt es Tim – nicht zuletzt
durch die Mithilfe von Struppi - das Blatt zu wenden, den Verbrechern ihre
Pistole abzunehmen und sie in Schach zu halten. Doch einer der Gebrüder, kann
entkommen. Der andere enthüllt Tim, dass er uns sein Bruder Antiquare seien,
die im Schloss Mühlenhof auf eines der Schiffsmodelle gestoßen waren. Sie
kombinierten, dass es noch zwei weitere Modelle geben müsse und gingen fortan
auf die Suche. Der Mann, den sie niedergeschossen hatten, arbeitete zunächst
für die Brüder, doch als er mehr Geld wollte, versuchte man ihn zu beseitigen.
Als es der Polizei schließlich gelingt, den flüchtigen
Bruder zu schnappen haben die Freunde endlich alle drei Pergamente. Und als sie
diese übereinander legen und gegen das Licht halten ergeben die
unverständlichen Worte und Buchstaben plötzlich einen Sinn: es sind Längen und
Breitenangaben, welche die Stelle bezeichnen, wo die „Einhorn“ untergegangen
ist. Die Freunde beschließen sich mit einem Schiff auf die Suche zu machen...
Fortsetzung folgt im Band „Der Schatz Rackhams des Roten“.
Meinung:
DAS GEHEIMNIS DER „EINHORN“ erschien erstmalig von 1942-1943
als Fortsetzungsgeschichte in schwarz-weiß in der Zeitschrift „Le Soir“.
Bereits 1943 folgte die hier vorliegende Farbversion. Wie alle Bände aus der
Farbfaksimilie-Reihe des Carlsen Verlages besticht auch dieser Klassiker durch
seine gediegene Aufmachung und den unwiderstehlichen Charme seiner
nostalgischen Geschichte.
Das herrlich altmodische, bisweilen rührend-naive Abenteuer
vermischt - wie von Hergé gewohnt - Elemente von Detektiv- und
Kriminalgeschichten mit einem historischen Kontext. In diesem Falle tauchen wir mittels der überschäumenden
Phantasie des betrunkenen Kapitän Haddock in die bunte Freibeuterwelt seines
Vorfahrens ein, der sich zu Zeiten von König Ludwig des IV. in den Gewässern
der Karibik mit ruppigen Bilderbuchpiraten herumschlagen muss. Gekonnt
verbindet Hergé hier die Realitätsebenen, indem Haddock die Rolle des Ritters
von Hadoque übernimmt und Tim die im Tagebuch geschilderten Ereignisse
vorspielt. Dabei kommt auch nie der Humor zu kurz, der aus heutiger Sicht immer
recht possierlich ausfällt. Insbesondere die beiden tollpatschigen
Zwillingspolizisten Schultze und Schulze sorgen in einem hübsch integrierten
Subplot um einen Taschendieb, der sich als kleptomanischer Beamter im Ruhestand
namens Aristide Klemm-Halbseid (!) herausstellt, für das ein oder andere
mitleidige Schmunzeln. Visuelle Kalauer wie der über die Augen runtergedrückte
Hut oder die Lupe, die unversehens zum Brennglas wird und den Hosenboden eines
der Pseudo-Detektive entzündet, wirken heute geradezu anachronistisch. Gleiches
gilt für Struppi, der auf der Suche nach seinem Herrchen als running gag immer wieder auf’s Neue von einem vorbeifahrenden
Auto mit Matsch bespritzt wird.
Der Humor aus der Klamottenkiste wird aber stets wettgemacht
durch die liebevolle Ausgestaltung der Szenerien und Figuren, die klare
Prägnanz des charakteristischen ligne claire-Stils und Hergés zeichnerische Brillianz (hier u.a. zu sehen in einem
großformatigen Panel, das die „Einhorn“ in großer Detailfreude abbildet)
Niedlich auch die kinderfreundliche Darstellung der
Bösewichte, die dem gefangenen Tim in seinem Kerker höflicherweise eine äußerst
bequeme Matratze mit Decken, Laken und weichem Kissen zur Verfügung stellen
(welches dieser dann prompt zum ausbrechen nutzt...), sowie die leicht
angestaubten, auf die Entstehungszeit zurückgehenden Bezüge zu Krimimythen wie
Norbert Jaques’ Dr. Mabuse (die Gebrüder
Vogel-Faull bleiben unerkannt und kommunizieren nur über eine anonyme
Sprechanlage) oder auf die uralten Swashbuckler-Epen von Douglas Fairbanks.
Angeblich war DAS GEHEIMNIS DER „EINHORN“ eines von Hergés
persönlichen Lieblingsabenteuern. In diesem Fall hätte sich der Meister sicher
darüber gefreut, dass keine geringeren als Steven Spielberg und Peter Jackson
(DER HERR DER RINGE) gerade eine aufwändige Verfilmung für die große,
internationale Kinoleinwand in 3D produzieren, die etwa Ende 2011 fertig sein
wird. Ob ein Blockbuster in 3D allerdings die Herzen höher schlagen lassen wird
als der hier vorliegende Klassiker in 2D, das wird sich zeigen.
Fazit:
Wer sich mit der Geschichte von Comics an sich
auseinandersetzen will, kommt um diesen kleinen Meilenstein nicht herum.
Tim & Struppi Farbfaksimile 10: Das Geheimnis der Einhorn
Autor der Besprechung:
Armin Hofmann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 17,90
ISBN 10:
3551738408
ISBN 13:
978-3551738400
62 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- liebevolle Aufmachung
- kurzweilige Unterhaltung
- Nostalgiekick
- nicht ganz billig
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(2 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 29.07.2010 | ||||||
Kategorie: | Tim und Struppi | ||||||
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