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Comic-Besprechung - Fräulein Else
Geschichten:Autor, Zeichner, Colorist: Manuele Fior
Story:
Fräulein Else ist von Wien nach Italien gereist, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Ihr Cousin scheint ein gewisses Interesse an ihr zu haben, macht aber dennoch Frau Cissy Avancen. Else hingegen fühlt sich zu einem jungen Italiener hingezogen. Eines Tages erreicht Else ein Brief von ihrer Mutter, in dem sie berichtet, dass der Vater dringend Geld braucht, um nicht als säumiger Schuldner verhaftet zu werden. Die Mutter bittet Else darum, den ebenfalls in dem Hotel logierenden Kunsthändler Dorsday um das Geld zu bitten. Dorsday kommt Elses Bitte nach, stellt aber eine Bedingung für die Zahlung: Else soll sich ihm 15 Minuten lang nackt zeigen...
Meinung:
Auch wenn Manuele Fior den Band, dem inhaltlichen Setting angemessen, im zeitgemäßen wienerischen Jugendstil zeichnet, so sind eher Parallelen zu Munch, denn zu Klimt zu finden. Die weichen, geradezu zerfließenden Konturen und ineinander übergehenden Formen sind eher prägend für die Gemälde Edvard Munchs, denn für die verspielten, mit viel Ornamentik versehenen, Bilder Gustav Klimts. Die Handhabung der Aquarellzeichnung läßt zwar keine zeichnerischen Details zu, aber dafür stimmungsvolle Farbspiele und Panoramapanels. Hiervon wird aber nicht allzu oft Gebrauch gemacht. Die wenigen Panoramaansichten sind zwa recht schön anzusehen, lassen aber eigenständige Ideen vermissen. Der Farbton ist grundsätzlich eher dunkel gehalten und lässt sich damit selber keinen Spielraum, um wechselnde Stimmungen herzustellen, auch wenn bei den hysterischen Szenen das Schwarz überwiegt. Die größte zeichnerische Schwäche sind die Nasen. Manuele Fior kann einfach keine Nasen zeichnen. Im Profil und Dreiviertelsicht geht es noch. Sind sie aber frontal zu sehen, was oft vorkommt, so wechseln sie das Aussehen zu Schweinsnasen und haben nichts menschliches mehr an sich.
Szenisch hervorragend gelungen ist der Einstieg. Ein Tennisball hüpft auf die ansonsten leere Seite, gefolgt von dem hinterherlaufenden Cousin. Dieser spricht die außerhalb des Bildes stehende Else an, die im nächsten Panel zusammen mit Cissy eingeführt wird. In der Anordnung dieser drei Charaktere ist die jeweilige Beziehung schon deutlich gemacht. Dann folgt ein doppelseitiges Panel, welches das Setting einführt.
Handlungsmäßig mag diese Adaption einer Novelle von Arthur Schnitzler etwas antiquiert scheinen. In Zeiten wo viele junge Frauen Bikinifotos von sich im Internet zeigen, mag das Angebot sich für 30.000 Gulden nackt zu zeigen, die hysterische Reaktion Elses übertrieben scheinen. Dennoch ist die moralische Komponente dieses Falles immer noch aktuell und nicht weniger ergreifend. Die Dialoge wurden von Schnitzler übernommen und sind sehr gut. Der Gegensatz zwischen Trieb und gesellschaftlicher Konventionen und Moral wird sehr anschaulich geschildert. Vor allem wenn man weiß, wie Sigmund Freud mit seiner Psychoanalyse die damalige Zeit mit seinen Theorien verunsicherte. Der Traum in "Fräulein Else" und ihre Hysterie sind auch stark mit psychoanalytischen und freudianischen Elementen angereichert. Hier sei der Hinweis erlaubt, dass sich Schnitzler und Freud kannten und in Briefkontakt standen. Schnitzler scheint einiges von Freuds Studien zur Hysterie übernommen zu haben. Else gibt sich durchaus frivolen und erotischen Gedanken hin. Dennoch ist die moralische Konvention so stark in ihr verankert, dass sie der Vorschlag Dorsdays völlig aus der psychischen Bahn wirft und zu drastischen Handlungen verleitet.
Fazit:
Eine stilgemäß sehr passende Umsetzung der Novelle von Arthur Schnitzler. Sehr interessant sind die freudianischen Elemente in der teilweise antiquiert wirkenden, aber dennoch ergreifenden Story. Jetzt müßte Manuele Fior nur noch lernen, Nasen zu zeichnen.
Fräulein Else
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 19,95
ISBN 10:
3939080438
ISBN 13:
978-3939080435
86 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Aquarellzeichnungen
- Ähnlichkeit zu Gemälden Munchs
- Freudianische Elemente
- Dialoge
- Nasen
- Nasen
- keine deutlichen Stimmungsänderungen durch Farben
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 28.07.2010 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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