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Comic-Besprechung - Kick-Ass 1

Geschichten:

Kick-Ass (Originaltitel: „KICK-ASS #1-4“)

Autor: Mark Millar, Zeichner: John Romita, Jr., Inker: Tom Palmer, Colorist: Dean V. White



Story:

Dave Lizewski ist der typische unscheinbare Schüler von heute. Die Mädchen reißen sich nicht um ihn. Er liest Comics. Er treibt mäßig Sport. Das Verhältnis zu seinem Vater ist leicht unterentwickelt. Wie er selber sagt, gibt es massenweise von seiner Sorte. Er ist nichts besonderes, sondern er ist einfach nur da. Doch stille Wasser sind bekanntlich tief, und so plagt ihn eine Fantasie, von der er sich wundert, dass noch keiner vor ihm auf die grandiose Idee gekommen ist: als Superheld verkleidet für Recht und Ordnung zu sorgen.

Das Problem ist nur, dass er keinerlei Superheldenkräfte hat. Dies hält ihn nicht davon ab, eines Tages einen Neoprenanzug samt Maske überzuziehen und mit einem Schlagstock unter dem prägnanten Namen Kick-Ass ein paar Kids aufzumischen, die mit einer Spraydose eine Häuserwand verschandeln.

Das Resultat ist erschreckend. Sein Leben als Held bringt ihm weniger Ruhm und Ehre ein als gedacht, sondern verpasst ihm in erster Linie massenweise Knochenbrüche, einen herben Blutverlust und einen ausgedehnten Aufenthalt im örtlichen Krankenhaus – quasi als Mumie verkleidet, und gerade noch so dem Tod von der Schippe gesprungen.

Nach erfolgreicher Regeneration treibt es ihn wieder ins Kostüm, obwohl er zwischenzeitlich nicht von einer radioaktiven Spinne gebissen oder von einer geballten Ladung Gamma-Strahlen durchleuchtet wurde. Als sein zweiter auch sein endgültig letzter Kampf für Gerechtigkeit zu werden droht, springen ihm ein zehnjähriges Mädchen namens Hit-Girl und ihr erwachsener Mentor Big Daddy zur Seite. Und Mann, kann die Kleine mit dem Samurai-Schwert umgehen …



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Auf dem Titelbild der US-Originalausgabe prangt es in großen Lettern: Kick-Ass steht für „Übelkeit erregende Gewalt, genau in der Art wie ihr sie gern habt“.

Fürwahr, der Comic strotzt nur so von Gewalt. Subtil war gestern. Mark Miller fährt auf allen Zylindern und lässt es krachen. John Romita, Jr. tut wie ihm geheißen und bringt die konzentrierten Brutalo-Orgien energetisch zu Papier. Alle paar Seiten spritzt das Blut in Fontänen quer durchs Panel. Da werden routiniert Schädel gespalten oder Beine abgesäbelt. Der rote Lebenssaft fließt literweise aus frisch entstandenen Körperöffnungen und macht, im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Comics, auch vor dem Umschlag nicht halt. Und das alles ohne Schwarzweiß-Aufkleber mit den Worten: Parental Advisory: Explicit Content. Respekt!

Kick-Ass hat etwas Faszinierendes – er erscheint überdreht und doch realistisch. Er wirkt wie ein Autounfall auf Gaffer. Sie wollen zwar weiterfahren, aber müssen erst noch schauen, wie der Tod wohl aussieht . Mark Miller, der bei Marvel schon für erfolgreiche Events wie Wolverine: Staatsfeind/Agent von S.H.I.E.L.D. oder Civil War verantwortlich war und es mit der ebenfalls tendenziell gewalttätigen Miniserie Wanted bis auf die Kinoleinwand schaffte, ist bekannt für kontroverse Stories.

Schaut man einmal unter den Orkan der Gewalt und des Schmerzes, der an der Oberfläche tobt, so entdeckt man viele kleine Ansatzpunkte, welche die Geschichte vielschichtig machen. Held Dave ist nicht unbedingt der Sympathisant, der er gerne sein würde, denn er macht sich über Nerds lustig, ist aber selber gut dabei, wenn es die neusten Comics zu diskutieren gilt. Die Auswahl seiner Opfer ist gleichfalls fragwürdig, denn  wieso muss man als weißer Junge drei schwarzen Kids wegen ein bisschen Graffiti die Rübe einschlagen? Gibt es da nicht schlimmere, echtere Verbrechen? Wieso muss man diese Sprayer als Homos bezeichnen? Wahrscheinlich würden die Jugendlichen in der Großstadt von heute dies wirklich so tun, aber Episoden wie diese sind beunruhigender, als die allgegenwärtige Brachialgewalt. Dave Lizewski bleibt ambivalent und ist dadurch nicht in das übliche Gut-Böse-Schema zu pressen.

Und dann ist da das kleine, süße Hit-Girl. Sie ist schlau, abgeklärt, wirft mit coolen Sprüchen um sich und kann beidhändig mit zwei Samurai-Schwertern so perfekt umgehen, dass man ihr sogar zutraut, mit den messerschaffen Waffen eine erfolgreiche Mandeloperation durchführen zu können. Der ultrabrutale Racheengel dürfte auf so manches Gemüt eine beängstigende Wirkung haben.

Man merkt, dass Mark Millar kein Garth Ennis ist. Wahre Emotionen und Pathos sucht man vergeblich. Die Distanz zu den Protagonisten bleibt bestehen. Wer trotzdem Handlung und Charaktere bis ins letzte Detail zu Ende denkt, für den wird es unerträglich. Das ist natürlich von Millar gewollt. Er zieht damit die typische Superhelden-Comic-Klientel an, ebenso wie die MTV- und You-Tube-Generation, videospielende Ego-Shooter-Fans und all diejenigen, denen auch das Essen nie scharf genug sein kann.

Der größtenteils beeindruckenden Story stehen die Zeichnungen in nichts nach. John Romita Jr. ist einfach ein Meister seines Fachs. Punkt. Bei Marvel hat er das ganze Helden- und Schurkenuniversum schon durch. Er ist ein Comic-Veteran im positiven Sinne. Besonders gut in Erinnerung sind seine langjährigen Arbeiten an den Serien Amazing Spider-Man und Daredevil. Seine Action ist dynamisch, seine Seitenaufteilung ausgereift. Die Perspektiven stimmen und die Gewalt kommt so realistisch herüber, man muss aufpassen, dass einem nicht der Schädel brummt, weil man glaubt, beim Lesen aus Versehen eins mit dem Schlagstock abbekommen zu haben.

Rechtzeitig vor dem Start dem Kinofilms, bringt Panini den ersten Band von Kick-Ass auf den Markt. Der Band ist schön editiert, treffend übersetzt (das muss auch mal erwähnt werden) und kommt mit Faltcover daher. Der zweite und abschließende Teil kommt im Mai.



Fazit:

Kick-Ass ist absolute Pflichtlektüre für Freunde von extrem harter Action im Stile eines Quentin Tarantino oder Garth Ennis. Wer mit Superhelden-Comics normalerweise nichts anfangen kann, aber mal gerne etwas anderes lesen will, der ist ebenfalls gut aufgehoben.

Wer jedoch kein Blut sehen kann und auch sonst eher von der zarten Sorte ist, der sollte einen großen Bogen um Kick-Ass machen. Auf ihn wirkt der Band nämlich nicht wie ein „Tritt in den Arsch“, sondern eher wie ein Tritt in die Eingeweide, welche danach noch einmal mit einem rostigen Enterhaken durch drehende Bewegungen spaghetti-artig portioniert werden. 



Kick-Ass 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kick-Ass 1

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 12.95

ISBN 13:
978-3-86607-743-0

100 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • John Romita Jr.s dynamisch-direkte Zeichnungen
  • rasant zu lesen
  • Hit-Girl stiehlt die Show
Negativ aufgefallen
  • könnte Weicheiern schlaflose Nächte bereiten
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(10 Stimmen)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 02.05.2010
Kategorie: Kick-Ass
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