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Comic-Besprechung - Barbara 1
Geschichten:Die Verkäuferin, Die Hundedame, Black Agora, Das Geheimnis, Der Sandteufel, Der schwarze Exilant, Kettet den Wolf an!, Der Doppelgänger, Die Welt ist aus den Fugen
Autor & Zeichner: Osamu Tezuka
Story:

Der japanische Altmeister Osamu Tezuka vor allem durch seine Meisterwerke Adolf und Astro Boy (beide Carlsen) berühmt geworden. Mit dem ersten Barbara-Band liegt nun bei dem Schreiber&Leser Manga-Sublabel shodoku erstmals eine deutsche Erstveröffentlichung vor. Das heißt nicht nur, dass der Text ins Deutsche übersetzt wurde, sondern auch, dass die japanische Leserichtung (von rechts nach links) zugunsten der westlichen Lesegewohnheit (von links nach rechts) abgeändert wurde.
Der Auftakt von Tezukas surrealem Satire-Trip ist sicherlich autobiographisch geprägt. Denn der Protagonist ist ein dandyhafter und erfolgsverwöhnter Schriftsteller. Wie weit aber die neurotischen sexuellen Triebstörungen Mikuras autobiographisch geprägt sind, bleibt wohl ein Geheimnis. Faktisch erinnert die Thematisierung von sexuellen Abgründen an die Werke des Filmregisseurs Stanley Kubrick (Lolita, Uhrwerk Orange, Eyes Wide Shut).
Tatsächlich ist die Geschichte sehr selbstreflexiv und selbstkritisch geschrieben. Tezuka erzählt seine vielschichtige Geschichte in einem flapsigen und satirischen Erzählton. Die Handlung lebt in erster Linie von der Spannung zwischen Mikura und Barbara, deren Entwicklung der Manga-Großmeister in einfühlsamen Charakterskizzen psychologisch nachgeht. Dabei schlüpfen die Protagonisten in unterschiedliche Rollen: Wer als jeweiliger Retter auf den Plan tritt, kann sich von Episode zu Episode ändern.
Barbara ist gleichzeitig Muße, Hippie, Bohème, Schutzengel, Literatur-Kennerin, Quälgeist und Lolita-Figur. Mikura ist neurotischer Künstler, dessen Leben zwischen Genie und Wahnsinn. Seine herausragenden Werke kann er nur auf Grundlage seiner surrealen und triebhaften Abenteuer emporbringen. Die einzige Alternative wäre psychische Gesundheit, die wiederum das Karriereaus bedeuten würde. So schreitet Barbara immer wieder ein, wenn der Dandy Aussetzer hat. Umgekehrt, gewährt dieser der Dauertrinkerin Obdach und Trunk, und holt die Ausreißerin des Öfteren von der Polizeistelle.
Barbara liest sich flüssig und leicht, ist amüsant und trotzdem noch lehrreich. Denn Tezuka streut Zitate aus der klassischen Literaturgeschichte in die Dialoge und verweist auf literarische (Puschkin) und kulturgeschichtliche (Mythologie des klassischen Altertums) Vorbilder. Sein dynamischer Strich passt hervorragend zum flapsigen Erzählstil und dem dynamischen Erzähltempo. Dass er aber jederzeit auch (sur)realistisch zeichnen kann, beweist Tezuka in einzelnen, herausragenden Panels. Seine schwarzweißen Zeichnungen pendeln zwischen reduzierten, cartoonhaftem und mangatypischem Kitsch (Figuren) sowie detailiertem Realismus (Hintergründe). Mikuras surreale Abenteuer visualisiert der Japaner teilweise durch verzerrte und verschwommene Darstellungen. Bemerkenswert sind auch die vielen auffallenden Ornamente und feinen Schraffuren.
Fazit:

Barbara 1
Autor der Besprechung:
Marco Behringer
Verlag:
Shodoku
Preis:
€ 14,95
ISBN 10:
3941239287
ISBN 13:
978-3941239289
207 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Vielschichtige und surreale Story
- Einfühlsame Charakterskizzen
- Satirischer und selbstreflexiver Erzählstil
- Zitate aus der Kultur- und Literaturgeschichte


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 29.04.2010 | ||||||
Kategorie: | Barbara | ||||||
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