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Comic-Besprechung - Engelmann - "Der gefallene Engel"
Geschichten:Engelmann: Geburt, Blutengel, Engelmann: Psychose, Die rechtlichen Probleme
Autor/Zeichner: Nicolas Mahler
Story:
Engelmann ist kein gewöhnlicher Superheld. Ausgestattet mit seinen Superkräften „Empfindsamkeit“, „Ambivalenz“ und „Gut-Zuhören-Können“ kämpft der fliegende Anti-Held gegen den Knebelvertrag seines diktatorischen Konzerns, seinen Erzfeind Gender-Bender, sowie gegen seine dahin trottende Beziehung und seine sexuelle Identitätskrise.
Meinung:
Die Inhaltsangabe klingt zunächst nach einer ungewöhnlichen Mischung, aus der eine sympathische, rabenschwarze und pointierte Persiflage auf das Superheldencomicgenre herauskommen kann. Leider ist das Mahler nicht ganz gelungen. Das ist schade, weil man aus der Idee des psychologisierenden Anti-Superhelden und die Kritik an der Comicindustrie aus der Sicht eines Comickünstlers von Grund auf mehr hätte machen können. Die Gags der stripartigen Episoden wollen nicht richtig zünden, die Pointen bleiben irgendwie aus, und die selbstreflexive Koketterie mit dem Leser geht nicht ganz auf.
Bereits in Kunsttheorie versus Frau Gruber (Reprodukt) integrierte Mahler autobiografische Anekdoten aus seinem Dasein als Comickünstler. Und auch in Engelmann keimt zwischen den Zeilen immer wieder die Vermutung auf, dass sich hier ein frustrierter Autor endlich mal Luft verschaffen will. Die Seitenhiebe gegen den omnipotenten „Konzern“ zählen zu den wenigen gelungenen Seiten der grafischen Novelle. Ansonsten will der Humor, der sich beim Österreicher in der Regel aus den hölzern wirkenden Charakteren und den lakonischen Texten ergibt, nicht so richtig hinter dem Ofen hervorkommen.
Aus graphischer Sicht ist Engelmann in Ordnung. Mahler verzichtet wie in seinen bisherigen Arbeiten – u.a. Pornografie und Selbstmord oder Die Zumutungen der Moderne (Reprodukt) – bei der Gestaltung seiner Figuren auf Augen, Mund und Ohren. Übrig bleiben lange Nasen auf korpulenten Körpern. Außerdem verwendet der österreichische Zeichner keine Panelumrahmungen. Dieser reduktionistische Semi-Funny-Stil passt zu den skurrilen und subtilen Episoden.
Vielleicht ist es auch die Lektüre der 96 Seiten umfassenden grafischen Novelle als Ganzschrift, die den Wind aus den Segeln nimmt. Vielleicht wäre es besser, die Episoden wie Zeitungsstrips in kleinen Portionen zu konsumieren. In einem Durchmarsch erlahmt jedenfalls der Esprit von Engelmann und übrig bleibt ein ratloses Gefühl.
Fazit:
Nur für eingefleischte Mahler-Fans, neugierige Nerds, Cartoon-Liebhaber und Semi-Funny-Sammler ein Muss. Einige originelle Einfälle können die ausbleibenden Pointen letztlich leider nicht ganz kaschieren.
Engelmann - "Der gefallene Engel"
Autor der Besprechung:
Marco Behringer
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 14,90
ISBN 10:
3551785031
ISBN 13:
978-3551785039
96 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Psychogramm eines Anti-Superhelden
- Kritik gegen die Comicindustrie
- Ausbleibende Lacher bei den Gags
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(4 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 27.03.2010 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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