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Comic-Besprechung - Manara Werkausgabe 1: Die Reise nach Tulum / Die Reise des G. Mastorna, genannt Fernet

Geschichten:

Die Reise nach Tulum
Die Reise des G. Mastorna, genannt Fernet
 (Originaltitel: „Manara – Le opere Vol. 1: Viaggio a Tulum - Il viaggio di G. Mastorna detto Fernet“)

Autor: Federico Fellini, Zeichner: Milo Manara

  • Bonus-Material: „Zwischen Rimini und dem Jenseits“ von Sergio Rossi (Artikel)



Story:

Die Geschichte Die Reise nach Tulum beginnt, als der Journalist Vincenzo Mollica und eine bildschöne junge Frau in der Cinecittà, den berühmten Filmstudios in Rom, dem weltbekannten italienischen Regisseur Federico Fellini begegnen. Sie treffen sich an einem riesigen künstlichen See, in dem nicht realisierte Filme versenkt sind. Diese liegen auf dem Grund des Gewässers in Form von Schiffen und Flugzeugen, eine beeindruckende Metapher.

Als sie hinuntertauchen in den tiefen See und in einen mit Pflanzen überwucherten Jumbo einsteigen, stoßen sie dort auf den Schauspieler Marcello Mastroianni, der in der Geschichte Snaporaz genannt wird. Zusammen begeben sie sich auf eine Reise nach Tulum in Mexiko, welche die Protagonisten in allerlei absurde Situationen bringt.

Die zweite Geschichte mit dem Titel Die Reise des G. Mastorna, genannt Fernet ist eine Art Fragment, das die Reise eines Musikers ins Jenseits beschreibt. Der Mann ist bereits tot, weiß dies aber nicht.



Meinung:

Ja was ist denn jetzt los? Eine Manara Gesamtausgabe bei Panini? Trading Card meets Art? Superhelden treffen auf Erotik? Bis auf die Gemeinsamkeit, dass der europaweit aktive Verlag und der begnadete Zeichner von Erwachsenencomics italienischen Ursprungs sind, hätte man nicht vermutet, dass diese beiden eines Tages ein solch ambitioniertes Projekt gemeinsam auf den Weg bringen würden.

Der erste Band der Werkausgabe ist gleich harter Tobak. Nicht der erotischen Art, wie man aufgrund des Titelmotivs und dem allseits bekannten Image Milo Manaras vermuten könnte, sondern Hardcore in Sachen versponnene Handlung. Wer die Filme von Federico Fellini kennt, so Meisterwerke des europäischen Kinos wie Roma, Stadt der Frauen oder Intervista, der weiß, was ihn als Leser erwartet. Wer sich mit Fellini noch ein bisschen mehr beschäftigt und auch dessen abgefahreneren Streifen wie Satyricon oder Amarcord mit Genuss goutiert hat, der weiß erst recht, woher der Wind weht.

Die Reise nach Tulum ist ein überlaufendes Fass mit surrealen Motiven. Es wimmelt vor Anspielungen, psychologischer, erotischer und künstlerischer Natur. Nicht nur, dass Fellini selbst und reale Personen wie Mastroianni oder Mollica eine Rolle spielen, es gibt auch viele kleine Bonmots für Insider. So haben zum Beispiel der französische Comic-Zeichner Jean Giraud als Moebius und der chilenische Regisseur und Autor Alejandro Jodorowsky einen Gastauftritt.

Die Geschichte wurde zuletzt bei Schreiber & Leser aufgelegt, dort allerdings in Farbe. Bei Panini kommt sie in Schwarzweiß auf Glanzpapier zum Abdruck. Damit hat der Verlag in der Tat großen Mut bewiesen, schließlich ist es durchaus doppelt riskant die Werkausgabe mit diesen sehr speziellen Stories und dann auch noch „farblos“ zu starten.

Der Mangel an Farbe tut den exzellenten Zeichnungen von Milo Manara jedoch keinen Abbruch. Die Anatomie seiner Personen ist stimmig, die Frauen sind geradezu perfekt in Szene gesetzt. Er beherrscht jede Einstellung, jedes Motiv, sei es die Inszenierung von Menschen, sei es die Darstellung von üppiger Natur oder enormen Bauwerken. Optisch ist Die Reise nach Tulum ein wahrer Leckerbissen.

Das Gleiche gilt für die zweite Geschichte, bei der Manara jedoch einen etwas anderen Stil angewandt hat. Statt des klaren Strichs der Reise nach Tulum, gibt es in der Reise des G. Mastorna viel Schattierungen und Grautöne, eine Art Aquarell-Technik, die mit sehr sanften Grau-Braun-Tönen eine besondere Plastizität schafft.

Der erste Band der Gesamtausgabe ist angereichert mit viel zusätzlichem Material. Es gibt einen längeren Artikel über Fellini und die Einflüsse, die zu den beiden Geschichten geführt haben (da steckt einiges von Carlos Castaneda oder Dino Buzzatti drin). Beide Geschichten sind Stories, die Fellini lange beschäftigten, aber nie filmisch realisiert wurden. Falls dem Leser nach beendeter Lektüre die Fragezeichen nur so aus dem Hirn wachsen, dann weiß er auch warum. Es steckt viel drin, tolle Assoziationen, beeindruckende Bilder, aber die Geschichten sind zu abgedreht, dass sie als Ganzes wirklich funktionieren.

Als weitere Boni gibt es sehr viel Skizzenmaterial, Notizen von Fellini, Storyboards. Alles in allem satte 180 Seiten als Hardcover mit ansprechendem Schutzumschlag. Die gesamte Edition soll 15 Bände umfassen.



Fazit:

Wer seitenweise prickelnde Erotik sucht, der ist hier fehl am Platz. Die Manara Werkausgabe startet mit einem schwer zu verdauenden Band, der jedoch durch seine optische Opulenz und mit den meisterhaften Zeichnungen ganz klar punkten kann. Wer gerne surrealistische Geschichten mag und sich in den Bann der besonderen Mystik der Fantasie von Fellini schlagen lässt, der kommt voll auf seine Kosten. Das hier ist nichts für den schnellen Genuss zwischendurch. Hier ist Schwelgen und Treiben lassen Trumpf!



Manara Werkausgabe 1: Die Reise nach Tulum / Die Reise des G. Mastorna, genannt Fernet - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Manara Werkausgabe 1: Die Reise nach Tulum / Die Reise des G. Mastorna, genannt Fernet

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 24.95

ISBN 13:
978-3-86607-872-7

180 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • stimmige, sehr ansprechende Zeichnungen
  • ein Füllhorn der Fantasie
  • für Freunde von Fellinis Filmen ein Muss
Negativ aufgefallen
  • keine Seitenzahlen
  • nichts für Freunde von gradlinigen, logisch aufgebauten Handlungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 01.03.2010
Kategorie: Manara
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