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Comic-Besprechung - Miss Endicott 2: Der Aufstand

Geschichten:
Der Aufstand (Originaltitel: „MISS ENDICOTT – Tome 2“)

Autor: Jean-Christophe Derrien, Zeichner: Xavier Fourquemin, Colorist: Scarlett Smulkowski


Story:
Die Geschichte setzt nahtlos dort ein, wo Band 1 aufgehört hat.

Wir rekapitulieren: Patricia Endicott kehrte von einer langen Reise nach London zurück, denn ihre Mutter war verstorben. Tagsüber arbeitete sie als Kindermädchen und nachts trat sie in die Fußstapfen ihrer Mutter und übernahm den Job der „Schlichterin“. Eine nicht einfache Aufgabe, bei der es darum geht, Konflikte der vornehmlich armen Leute zu lösen. Dabei stieß sie unterhalb von London auf die Welt der „Vergessenen“, einer unüberschaubaren Ansammlung von Freaks, die einen Aufstand gegen die Menschen auf der Erdoberfläche probten.

Der Cliffhanger vom ersten Teil wird aufgelöst. Maggie Endicott, die Mutter von Patricia, ist tatsächlich zurück und quicklebendig. Nicht nur das, sie hat auch einen Plan im Rock und übernimmt sofort das Kommando, um dem Anführer der „Vergessenen“  und der drohenden Invasion von unten das Handwerk zu legen.

Derweil bemüht sich Patricia im Hintergrund, ihr in Band 1 von den „Vergessenen“ entführtes Ziehkind Kevin zu befreien und ihrerseits das Rätsel um den „Meister“, den Anführer des gruseligen Höhlenvölkchens, zu lösen. Irgendwie führen alle Hinweise zu Professor Folsey, dem Großvater von Kevin, von dem man glaubte, er wäre auf Fernreisen verschollen …

Meinung:
Für den zweiten Band der Geschichte von Xavier Fourquemin (DIE LEGENDE VOM CHANGELING) und Jean-Christophe Derrien gilt prinzipiell das Gleiche wie für den ersten Teil.

Die Zeichnungen von Fourquemin passen sehr gut zur Story. Die Gesichter der Figuren sind zwar cartoonartig, aber nicht zu extrem überzeichnet. Die Hintergründe, wie beispielsweise die Darstellung des alten, modrigen und verschachtelten London sind zum einen durchaus realistisch, zum anderen märchenhaft überdehnt. Hier ist so manches Gebäude mit seinem verzogenen Dach wie ein kulissenartiges Knusperhäuschen gezeichnet, aber es passt.

Die Farben von Scarlett  Smulkowski sind vorwiegend dunkel oder erdfarben gehalten, was für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt. Das ist besonders effektiv, weil die Handlung vorwiegend des Nachts oder in unterirdischen Höhlensystemen spielt.

Der zweite Teil fällt leider im Vergleich zu Band 1 etwas ab. Im ersten Album wurde gekonnt das Mysterium um die „Vergessenen“ und was die Handlungsträger sonst noch betrifft, aufgebaut. Im zweiten Album kommt die Mutter daher und stiehlt der bereits liebgewonnenen Patricia Endicott die Schau. Wo die junge Endicott noch mit spitzen Stricknadeln und viel Charme ihre Widersacher zur Raison brachte, ballert nun die Alte mit den dicksten Kanonen in Die-Hard-Manier beidhändig (!) um sich.

Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter scheint zudem etwas gestört und wirkt nicht wirklich glaubwürdig ausgearbeitet. Bei ihrer Rückkehr drängt sich die Mutter rigoros in den Vordergrund und akzeptiert ihre Tochter als Schlichterin nicht. Als Maggie später im allgemeinen Getümmel das Zeitliche segnet, macht sie in vier Panels eine mirakulöse innere Wandlung durch, gibt verbal das Zepter weiter und erklärt Patricia doch noch zur neuen Schlichterin.

Von diesen charakterlichen Feinheiten einmal abgesehen, ist der zweite Band eine adäquate Fortsetzung des ersten. Bei MISS ENDICOTT handelt es sich um eine spannende, teils gruselige, stellweise sogar witzige Erzählung, die mit einer dichten Atmosphäre aufwarten kann, die den Leser durchaus in ihren Bann schlägt.

Die Verarbeitung des Hardcovers ist erneut mustergültig und zeigt auch, dass kleine Verlage wie Piredda dicke Alben für wenig Geld anbieten können und dabei nicht mal eine Druckerei in Polen benötigen.

Fazit:
Eine Gouvernante als Heldin lockt leider heutzutage keinen mehr hinterm Ofen hervor, weshalb es wohl in Frankreich bei diesen beiden Bänden geblieben ist. Dennoch ist das Ende offen gestaltet: Patricia Endicott entsegelt London, um sich neuen Abenteuern zu widmen. Wer weiß, vielleicht kehrt sie doch eines Tages zurück?

MISS ENDICOTT ist zwar kein Meilenstein der franco-belgischen Comic-Kultur, aber für sich genommen eine rundes, stimmiges Stück Comic für Leser, die gerne spannende Abenteuer mit einem leicht unheimlichen Touch bevorzugen. Grundsolide und auf jeden Fall sein Geld wert.

Miss Endicott 2: Der Aufstand - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Miss Endicott 2: Der Aufstand

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Piredda Verlag

Preis:
€ 19.50

ISBN 13:
978-3-941279-33-9

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • stabiler und sehr schön gearbeiteter Hardcover
  • runder Abschluss eines Zweiteilers
  • sympathische Heldin
  • für Jungen und Mädchen zu empfehlen
  • 80 Seiten Lesespaß
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 18.12.2009
Kategorie: Miss Endicott
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