Comic-Besprechung - Ein Fall für Inspektor Canardo 18: Die Frau ohne Gesicht

Geschichten:

Une enquête de l´inspecteur Carnado - La fille sans visage
Autor, Zeichner: Benoît Sokal

Story:
Galina, die aus dem Osten kam und nun als Bordsteinschwalbe ihre Brötchen verdient, lässt sich früh morgens mangels anderer Gelegenheiten von Canardo nach Hause fahren. Auf ihrem Weg werden sie von einem anderen Fahrzeug gerammt. Während Canardo eher leichte Verletzungen davonträgt, hat es Galina schwer erwischt. Norbert von Cludezaque, Fahrer des Unfallwagens und Kronprinz von Belgamburg übernimmt die volle Verantwortung und sorgt für großzügigste Behandlung in einer Privatklinik.

Mit der Zeit verliebt sich der schwer gestörte Spross der Adelfamilie in Galina und veranlasst den Arzt, das neue Gesicht nach dem Vorbild eines Playmates zu formen. Im Rahmen einer herzzerreissenden Zeremonie heiratet Norbert sie und tobt sein Triebleben mit ihr aus - ein weiteres modernes Märchen ist wahr geworden. Doch nach Monaten ruft die Herzoginmutter Canardo zu Hilfe. Scheinbar hat sich Galina total verändert und versucht sogar die Macht in Belgamburg zu übernehmen. Kann Canardo einen Staatstreich verhindern?


Meinung:
Canardo ohne Liebesgeschichte - das kann nicht sein - und so ist es auch bei "Die Frau ohne Gesicht".  Deutlich inspiriert von den den Traumhochzeiten archaischer Königsfamilien, versteht es Sokal, dem Glamour der Hochglanzgazetten zu entgehen und eine ganz eigene Version dieser märchenhaften Veranstaltungen zu präsentieren.

Eine leicht angeschlagene Ente auf den Spuren von Humphrey Bogart und Robert Mitchum in deren bester Rolle als Detektiv Philip Marlowe in einem weiteren skurrilen Fall kann nicht zu einem Happy End führen - und alles andere wäre mehr als unerwartet. Sokal versteht es ganz einzigartig, seine tierischen Protagonisten durch ein melancholisches Drama zu führen, selbst zwischenzeitliche Highlights wie die herzogliche Traumhochzeit werden durch die pessimistischen Kommentare von Canardo ins rechte Licht gerückt.

Und das dramatische Ende der Geschichte ist in dieser Form kaum vorhersehbar - außer man hat auch schon die anderen siebzehn Bände von "Ein Fall für Inspektor Canardo" gelesen - dann weiß man, dass Sokal für jede Überraschung gut ist.



Fazit:
Melodram und trotzdem ein tierisches Vergnügen.

Ein Fall für Inspektor Canardo 18: Die Frau ohne Gesicht

Autor der Besprechung:
Stephan Schunck

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 12,95

ISBN 13:
978-3-941239-22-7

48 Seiten