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Comic-Besprechung - Unter dem Hakenkreuz 1: Der letzte Frühling
Geschichten:Amours Fragiles
Autor: Philippe Richelle, Zeichner: Jean-Michel Beuriot
Story:
Deutschland 1932. Martin Mahner und seine Mitschüler stehen kurz vor dem Abitur. Während sein Vater davon träumt, dass Martin Jura studiert und vielleicht Bankdirektor oder Direktor einer Versicherung wird, träumt der junge Mann eher von einem Germanistikstudium und vom Theater. Als in der Nachbarschaft eine jüdische Familie einzieht, entflammt sein Herz für die junge Tochter - Katharina. Während die jungen Leute ihrem Vergnügen nachgehen, ziehen langsam die dunklen Wolken des Nationalsozialismus auf.
Erst kaum wahrnehmbar, dann aber nicht mehr zu übersehen und zu überhören wächst die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Die Wirtschaftskrise dauert an, die Menschen hungern, gleichzeitig sind die demokratischen Parteien heillos zerstritten und können keine Lösungen für die Probleme bieten. Die Situation bildet den idealen Nährboden für das faschistische Gedankengut. Langsam aber sicher sind immer mehr Menschen davon überzeugt, dass nur Adolf Hitler und seine Schergen eine Verbesserung bringen können. Zunehmend wird der Bevölkerung suggeriert, wer die Schuld an der kritischen Situation hat - Sozialisten, Kommunisten und Juden.
Als im Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird, eskaliert die Situation zunehmend. Jüdische Mitbürger werden drangsaliert, Geschäfte blockiert, Existenzen zerstört, Nachbarn werden gemieden und Freunde dürfen keine Freunde mehr sein. Und irgendwann können auch die jungen Leute ihre Augen vor den Geschehnissen nicht mehr verschließen.
Meinung:
Comics, die die Geschichte des Nationalsozialismus thematisieren, sind eher rar gesät. Auf Anhieb fallen einem da - natürlich - Spiegelmanns "Maus" oder vielleicht auch "Der Schrei nach Leben" von Paul Gillon und Patrick Cothias und John Lutes "Berlin" ein. Aber spätestens seit die Anne-Frank-Stiftung mit "Die Suche" - einem Comic im Zeichenstil Hergés - versucht hat, die Verbrechen und Greuel des Dritten Reichs einer jüngeren Generationen nahe zu bringen, hat sich diese Thematik auch in der Welt der bunten Bilder etabliert.
Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot beschreiten mit "Unter dem Hakenkreuz" einen ganz eigenen Weg, diesen Teil der Historie aufzuarbeiten. "Amoures Fragiles" - so der viel treffendere Originaltitel der Serie - beschäftigt sich im ersten Band damit, wie die Bevölkerung und vor allem die Jugend schleichend mit dem Bazillus des faschistischen Gedankenguts infiziert wird, lange einfach die Augen vor den entsetzlichen Schlussfolgerungen verschließt und sich zunehmend mit der "neuen" Situation abfindet und auch anfreundet. Oberflächlich die Geschichte einer unerfüllten Liebe ist "Unter dem Hakenkreuz" ein Apell, sich frühzeitig und ernsthaft mit der politischen Gesamtlage auseinanderzusetzen und nicht einfach die Augen zu verschließen.
Wer hat nicht schon von Zeitzeugen gehört, man habe nichts gewußt, man habe das Ausmaß der Greueltaten nicht wahrgenommen. "Der letzte Frühling" zeigt auf, dass das eigentlich gar nicht möglich gewesen sein konnte. Richelle scheut sich nicht, auch heikle Themen anzupacken, "Westminster" (mit Delitte) ist ein gutes Beipiel dafür. Mit Beuriot hat er einen Vertreter klassischer Zeichenkunst an seiner Seite. "Unter dem Hakenkreuz" hat zu Recht verschiedene Auszeichnungen bekommen, man darf gespannt sein, ob diese Geschichte auch in Deutschland die ihr zustehende Würdigung erfährt.
Fazit:
Lehrreiche Geschichte, schön und entsetzlich zugleich, der man vielleicht einen anderen deutschen Titel gewünscht hätte.
Unter dem Hakenkreuz 1: Der letzte Frühling
Autor der Besprechung:
Stephan Schunck
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 22,80
ISBN 13:
978-3-941239-15-9
88 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Geschichte aus einem alternativen Blickwinkel
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 09.07.2009 | ||||||
Kategorie: | Unterm Hakenkreuz | ||||||
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