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Interview mit Reinhard Kleist
Wie entstand die Idee zur Serie Berlinoir?
Die Idee hatten Tobias O. Meissner und ich gemeinsam. Wir wollten etwas Vampiristisches machen und kamen auch sehr schnell auf die politisch satirische Dimension des Stoffes. Kennen gelernt haben wir uns während einer Signierstunde in Frankfurt zur Buchmesse.

Was fasziniert Dich besonders am Vampir-Mythos?
Sicherlich das düstere Setting, in das man die Geschichten um Vampire packen kann. Ich bin jetzt kein so großer Fan von der romantischen Verklärung ala Stephanie Meyer oder Anne Rice. Bei unserem Skript mochte ich die sehr deutliche und etwas platte Metapher der Blutsaugenden Mächtigen.

Hast Du besondere Quellen über Vampire zu Rate gezogen?
Nein, da ist Tobias sicherlich der größere Experte. Er wusste auch, dass Vampire von fließendem Wasser gelähmt werden. Mir gänzlich unbekannt. Ich habe es auch geschafft, ein paar Mal einen Schatten oder eine hübsche Spiegelung von einem Vampir zu zeichnen, was sich natürlich für einen 100-prozentigen Nocturnisten (auch Tobias Wortschöpfung) nicht geziemt.

Wie schaffst Du es eigentlich thematisch so unterschiedliche Stoffe, wie beispielsweise den Havanna-Comic und jetzt Berlinoir, so schnell hintereinander zu bearbeiten? Gibt es bei so unterschiedlichen Stoffen keine Probleme? Oder anders: Wie bereitest Du Dich auf ein neues Album vor?
Sicherlich gibt es da Probleme, besonders in der Vermarktung. Jemand der Berlinoir kauft, interessiert sich wahrscheinlich nicht so sehr für meine Begegnungen mit Havanna. Ich denke aber nicht so. Wenn mich ein Stoff anspricht, möchte ich mich auch damit beschäftigen, auch wenn es nicht in meine Schublade passt. Die Idee einen Reisecomic/Bildband zu machen hat mich sofort begeistert, gerade weil es etwas anderes ist, als im Atelier zu hocken und kleine Kästchen vollzupinseln. Auf Havanna habe ich mich dann auch sehr intensiv vorbereitet. Viel gelesen, die Geschichte des Landes studiert, Kontakte zu Leuten aufgebaut, die aus Kuba stammen oder etwas mit dem Land zu tun haben, mit der kubanischen Botschaft verhandelt.
Auch bei Cash habe ich intensiv recherchiert. Bei Berlinoir nicht so viel. Da hat ja Tobias das Drehbuch verfasst, ich konnte in den Zeichnungen meine Affinität zu morbiden, gewaltigen Stadtansichten ala "Metropolis" oder "Blade Runner" oder zu Bildern aus "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", "Caligari" oder Mafiafilmen wie "Es war einmal in Amerika" oder dem "Paten" und Ähnlichem ausleben.

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Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Tobias O. Meissner? Hab Ihr Euch regelmäßig zusammengesetzt oder lief der Kontakt hauptsächlich via Mail?
Wir haben uns erstmal verständigt, was wir wollen. Dann hat Tobias sich hingesetzt und hat ein Treatment geschrieben. Zuerst war ich nicht sehr begeistert. Er dachte mir zu tableauartig, wie in meinem ersten Comic "Lovecraft". Ich wollte mehr Action und Erzählung. Dann habe ich etwas darin herumgeschrieben und an den Schluss noch eine Schlägerei eingebaut (vor allem, weil ich meine damaligen Galeristen Uli und Oli, auch bekannt als Sideburns & Switchblades, vom Hochhausdach stoßen wollte) und es ging. Tobias war einverstanden, wir haben uns ein paar Mal getroffen und die Änderungen durchgesprochen. Mail ging nicht, da Tobias nicht so ein Digitaler ist. Er hat ja nicht mal ein Handy und zu der Zeit hat er noch auf einem Amiga geschrieben. 2002, nicht 1980!

Stand der Verlauf der Geschichte schon vor dem ersten Band fest oder hat sich die Geschichte im Laufe der Zeit entwickelt?
Nein, wir haben es erst Band für Band entwickelt. Der erste Teil sollte recht rund sein, weil wir erst einmal schauen wollten, ob das Projekt bei den Leuten ankommt. Da der erste Teil gut lief, haben wir uns an die Fortsetzung gemacht.

Der dritte Band der Berlinoir-Saga hat ja wieder einmal einen sehr großen Zuspruch erhalten. Schließt Du aus, dass Du diesen Stoff noch einmal wieder aufgreifst?
Jetzt ist die Geschichte zu Ende erzählt. Ich denke im Moment nicht daran eine Fortsetzung zu zeichnen, ich habe andere Projekte im Kopf. Das ist meine Krux, bzw. auch die der Leser: Berlinoir hat viel zu lange gedauert, weil ich so viele unterschiedliche Ideen im Kopf habe.

Welche Projekte hast Du jetzt als nächstes im Kopf?
Gerade arbeite ich am nächsten grossen Biografie Projekt für Carlsen. Die Reise nach Kuba habe ich ja auch unternommen um dafür zu recherchieren. Ein Hinweis: Es ist nicht Che Guevara.

Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Bernd Hinrichs.

Bild: (c) Torsten Goltz, aufgenommen auf der Frankfurter Buchmesse 2007. Das Bild unterliegt der Creative Commons 3.0 Lizenz.



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Artikel vom: 17.12.2008
Kategorie: Interviews
Autor dieses Artikels: Bernd Glasstetter
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