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Meinungsfreiheit ist ... wenn man zweierlei Mass ansetzt
In den letzten Tagen sind einige Stimmen laut geworden, die "Jyllands Posten" in einem deutlich anderen Licht darstellen, als die Zeitung es wohl gerne sehen würde. Wir erinnern uns: "Jyllands Posten" ist jene dänische Zeitung, die im September letzten Jahres einige Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht hat. Diese Karikaturen haben zu ausführlichen Protesten und Ausschreitungen in der moslemischen Welt geführt.

Die Zeitung hat sich in den vergangenen Wochen als eine Bastion der Meinungsfreiheit verstanden wissen wollen. Man habe ja nun doch nichts anderes gemacht, als innerhalb der Meinungs-, Presse- und Redefreiheit den Islamismus karikieren wollen. Es mag umstritten sein, ob religiöse Themen generell für Karikaturen geeignet sind. Ich selber bin der Meinung, daß dieses Thema sehr problematisch ist und besser nicht in Form von Karikaturen verarbeitet werden sollte. Auch weil es mit dem Absatz 10 des Pressekodex nicht vereinbar ist, solche Karikaturen zu veröffentlichen, da sie dazu neigen ganze Bevölkerungsgruppen zu diskreditieren und zu beleidigen. Daß dies geschehen ist, dürfte unbestritten sein.

Dänische Quellen legen nun aber nahe, daß "Jyllands Posten" möglicherweise nur auf eines aus war: Stunk zu machen. Jytte Klausen, dänische Politologin, deren kompletter Artikel auf Spiegel Online nachzulesen ist, schreibt unter anderem: Jyllands Posten "ist eine konservative Zeitung und hat immer die religiösen und politischen Befindlichkeiten ihrer Leserschaft beachtet: lutherische Bauern und die Mittelklasse auf dem Land." Und weiter: "Der Kulturredakteur Flemming Rose entschied letzten Sommer, dass er beeinflusst war von dem, was er als sich ausbreitende "Selbstzensur" in Bezug auf Islam-Themen bezeichnete. [...] Das alles wäre ganz unproblematisch gewesen, wenn die Zeitung eine lange Tradition der Verteidigung furchtloser künstlerischer Freiheit hätte. Aber drei Jahre zuvor lehnte "Jyllands-Posten" Jesus-Karikaturen ab."

Es stellt sich nun wirklich die Frage, wo der Unterschied zu sehen ist. Muslimische Leser dürfen also beleidigt werden, christliche nicht? Doch es kommt noch besser. Eben jener Kulturredakteur wollte jetzt für Ausgleich sorgen und alte antichristliche und antijüdische Karikaturen, die bereits einmal in dieser Zeitung erschienen sind, veröffentlichen. Alleine für die Ankündigung dies zu tun, wurde er von den Herausgebern jetzt beurlaubt.

Also noch einmal zum Mitschreiben: Eine Zeitung stellt sich als Bollwerk der Meinungsfreiheit hin. Als sie sie dann auch wirklich beweisen will, wird der zuständige Redakteur geschasst. Ja, wie denn nun? Hat man nun Angst vor der eigenen Courage? Oder eher Angst vor der eigenen Regierung und der eigenen Landsleute, nachdem man sich noch mutig gegen die moslimische Welt gestellt hat? Oder aber ist es dann doch zweierlei Mass, das hier angesetzt wird? Es kann eine Mischung aus allem sein. So oder so ist es hoch brisant. Natürlich wird das auch in der moslimischen Welt registriert werden. Natürlich wird es den ganzen Streit nur noch mehr anfachen. Doch es scheint, daß es dieser dänischen Zeitung irgendwo egal ist, was in der Welt passiert. Die eigenen Belange sind es, die sie interessieren. Das ist egozentrisch und falsch.

Dänemark war immer als neutrales Land bekannt. Es war eigentlich auch dafür bekannt, tolerant zu sein. Aber dieses Image hat durch das eigenmächtige und unverantwortliche Handeln von "Jyllands Posten" erheblichen Schaden genommen. Ein Schaden, der nicht so schnell wieder gutzumachen ist. Europa muss sich die Frage stellen, ob es sich wirklich so geschlossen hinter eine Zeitung stellen soll, die einen Eiertanz ohne Gleichen hingelegt hat. Die, wenn es wirklich darauf ankommt, Meinungsfreiheit zu demonstrieren und absolut mit gleichem Mass zu messen, kläglich scheitert. "Jyllands Posten" wird für mich als Synonym für Diskriminierung im Gedächtnis bleiben.


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Artikel vom: 10.02.2006
Kategorie: Kommentar
Autor dieses Artikels: Bernd Glasstetter
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