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Donald Duck als Raubkopierer
Ein Comic im Dienste der Musikindustrie
Donald Duck als Raubkopierer


Reuiger Sünder und großmütige Vergebung

Bei dem heftigen Streit in Schweden um das Filesharing wurde durch eine umstrittene Comicgeschichte um Donald Duck zusätzlich Öl ins Feuer gegossen(1). Das Magazin Kalle Anka (Karl Ente, der dortige Name für Donald Duck) hat kürzlich eine zweiseitige Geschichte veröffentlicht, in der es um das Thema Raubkopieren geht. Es gibt folgende Rollenverteilung: die drei Neffen stellen die unbedarften Konsumenten dar, Donald Duck muss den bösen Raubkopierer geben, der mit gebrannten CDs Geld verdienen will und Dagobert Duck ist der Vertreter der Musikindustrie. Auf frischer Tat von seinem Onkel erwischt und mit einer hohen Geldstrafe bedroht, geht Donald bereuend auf die Knie und verspricht von seinem üblen Tun abzulassen, worauf sein reicher Onkel ihm wohlwollend verzeiht. Die Kinder haben selbstredend schon vorher erkannt, dass Raubkopieren das Böse an sich ist (wenn keiner mehr CDs kauft, gehen die Musikverlage und die Künstler am Bettelstab) und auch Donald ist wieder auf dem rechten Pfad der Tugend. Auch die Musikindustrie in Vertretung von Dagobert Duck hat gezeigt, welch edle und verzeihende Menschen dort das Sagen haben. So steht es schliesslich schon in der Bibel geschrieben: "So wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der sich bekehrt, als über 99 Gerechte, die der Bekehrung nicht bedürfen".  

Ganz neu ist die Geschichte nicht, schon 2007 ist sie in den Niederlanden erschienen. (2) Schon damals wurde der Vorwurf laut, dass es sich um eine Auftragsarbeit im Sinne der Musikindustrie handelt. Wie auch jetzt in Schweden versuchten die für die Herausgabe des Comics Verantwortlichen zu beschwichtigen und bezeichneten das Geschehen eher als unglücklich. Natürlich bestand niemals die Absicht, die jugendlichen Leser im Sinne der Unterhaltungsindustrie zu beeinflussen. Klang das schon in den Niederlanden recht unglaubwürdig, müssen sich die schwedischen Herausgeber auf jeden Fall den Vorwurf gefallen lassen, einen sehr ungünstigen Zeitpunkt für die Veröffentlichung dieser grenzwertigen Geschichte gewählt zu haben. Sind doch durch das Geschehen um Pirate Bay und eine erstarkte Piratenpartei und Klagen der Musik- und Filmindustrie in Millionenhöhen die Fronten schon genug verhärtet. Das auch Disney zu der klagenden Filmindustrie gehört: Ein Schelm, der Böses dabei denkt!


Die Propaganda Ente

Donald Duck wurde schon im 2. Weltkrieg zu Propaganda-Zwecken dienstverpflichtet. So war er das Maskottchen verschiedener allierter Einheiten, zierte die Seitenflächen von Kampfflugzeugen und zeigte der amerikanischen Bevölkerung in "Der Fuehrer’s Face", wie der einfache Bürger in Deutschland geknechtet und unterdrückt wird um nach dem Erwachen aus diesem bösen Traum gekleidet in einem Stars and Stripes Schlafanzug auszurufen "Am I glad to be a citizen of the United States of America!".(3)

Wurde damals durchaus der Zeitgeist getroffen und hat der Film neben der Propaganda noch einen hohen Unterhaltungswert, bleibt bei der plumpgemachten Geschichte um den bösen Raubkopierer Donald nur ein fader Geschmack zurück, vermutlich auch bei wohlwollenden Befürwortern eines verschärften Urheberrechts. Natürlich verurteilen wir wohl alle Leute, die dreist mit der geistigen Leistung anderer Geld verdienen. Aber genauso ist es sehr übertrieben mit grossem Aufwand Jugendliche ausfindig zu machen und mit übertriebenen Abmahnungen zu überziehen, die über Filesharing sich mal ein oder zwei Songs heruntergeladen haben. Die Künstler, die wir als Konsumenten unterstützt sehen wollen, haben davon überhaupt nichts. Die Abmahnungen machen bevorzugt Rechtsanwälte reich. So ist nicht jeder der sich etwas herunterlädt, auch ein verhinderter Käufer. Da wird manches schöngerechnet, um auf eine hohe Schadenssumme zu kommen.


Fazit

Ob die nächste Bundesregierung das heiße Eisen Urheberrecht im Sinne des Verbrauchers anfassen wird., ist eher nicht zu erwarten. Das gerade erst geschaffene Gesetzesgerüst zur Schaffung einer Zensur von unliebsamen Seiten im Windschatten des hehren Zieles der Bekämpfung der Kinderpornografie und die Begehrlichkeiten, die die schon bestehende Datenvorratsspeicherung weckt, lässt Schlimmeres vermuten. Die entsprechende Lobby wird hier vermutlich auch weiterhin ihre bisher erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Dafür benötigen sie noch nicht einmal die Hilfe des kleinen Herrn Duck aus Entenhausen.....


(1) Swedish Donald Duck wades into pirates' waters

(2) Donald Duck Is a Music Pirate...

(3) Der Fuehrer’s Face




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Artikel vom: 01.08.2009
Kategorie: Kommentar
Autor dieses Artikels: Rolf Niemann
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