Love as a Foreign Language

Love as a Foreign Language

Love as a Foreign Language

Story:
Man sagt, ein Kulturschock habe vier Phasen: Faszination des Fremden, Erschrecken über das Ungewohnte, Belustigung über das Kuriose, Zuneigung zum inzwischen Vertrauten. Joel ist offenkundig gerade in Phase Zwei. Der Kanadier ist nach Studium nach Korea gegangen und unterrichtet dort Englisch an einer Privatschule. Der immer gleiche Unterrichtsstoff langweilt ihn, seine Kollegen gehen ihm auf die Nerven, und auf der Straße wird der offenkundige Ausländer immer wieder angestarrt. Am liebsten würde Joel sofort kündigen; die Vertragsverlängerung um ein Jahr, die sein Chef ihm angeboten hat, kommt gar nicht in Frage. Dann bekommt die Schule eine neue Sekretärin.

Joel ist sofort von der ausgesprochen hübschen Hana fasziniert. Er sieht ihr Gesicht auf Werbeplakaten, im Fernsehen, Hana schleicht sich sogar in Joels Träume. Aber er traut sich nicht, die junge Frau anzusprechen. Und selbst wenn, eine Beziehung zwischen einem Kanadier und einer Koreanerin könnte sowieso nicht funktionieren, oder? Und an seiner Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, wird sich ebenfalls nichts ändern - oder?

Meinung:
Wie es auch mit der Liebe oft so ist, beginnt dieser Comic unauffällig, unspektakulär. Joel quält sich durch seinen Alltag als Lehrer im fremden Korea. Zu Beginn braucht "Love as a Foreign Language" nahezu gar keinen Text oder Dialog, um Joels Langeweile, Unzufriedenheit und Frust zu zeigen. Allerdings hätte etwas mehr Text mit Hintergrundinformationen über den Kanadier dazu beitragen können, Joel für den Leser dreidimensional erscheinen zu lassen. So dauert es etwas, bis er als Figur Gestalt annimmt.

Und je mehr das geschieht, desto deutlicher wird auch, daß wir es bei diesem Comic mit einer Komödie zu tun haben. Autor J. Torres beweist sein Gespür für Komik und Timing, ohne seine Figuren - insbesondere Joel - dabei ins Lächerliche zu ziehen und zu demontieren. Beispiele sind Hanas "Gastauftritte" in Joels Träumen, sein Kampf gegen das Ungeziefer oder auch seine Reaktion darauf, daß seine Angebetete vielleicht schon einen Freund haben könnte. Auch die kleinen Sprachspielereien in den Kapiteltiteln a la "Hana-lyze this" fallen positiv ins Auge.

Zeichner Eric Kim liefert dazu die passenden Bilder. Sein Stil ist merklich asiatisch geprägt, ohne aber einen "reinrassigen" Manga (besser gesagt Manhwa, wir reden ja von Korea) abzuliefern. Auch die Erzählweise hat deutlichen Einfluß aus Fernost, bleibt aber gleichzeitig seinen amerikanischen (Indie-)Wurzeln treu. Wie die Liebe eine Fremdsprache sein kann, braucht der Leser auch bei "Love as a Foreign Language" ein bißchen, bis er den Comic "lesen" kann. Das ist aber schnell geschafft, und der Leser kann die vielen netten Kleinigkeiten und Details goutieren, mit denen Autor und Zeichner ihre Geschichte versehen haben.

Auch die Haupthandlung bleibt faszinierend und interessant. Am Schluß steht, soviel sei verraten, ein unerwarteter Cliffhanger. Auch einige "Fehlstellen" machen Lust auf den zweiten Band. Beispielsweise wird kaum bis gar nicht gezeigt, wie Hana auf Joels Anhimmeleien reagiert, oder ob sie sie überhaupt bemerkt. Hana bleibt überhaupt auffallend passiv, sie taucht nur als Objekt von Joels Zuneigung auf. Ein oft benutzes Motiv in Liebeskommödien ist "Der Widerspenstigen Zähmung". Hana ist bisher überhaupt nicht widerspenstig, diese Rolle hat eher das fremde Land Korea übernommen - oder vielleicht doch Joel selbst?

Er zieht sich in jeder Beziehung durch den Comic, der Weg vom Kulturschock über die vorsichtige Annäherung der Kulturen bis zur Verbindung zu etwas Neuem. Zeichnungen und Erzählstil verbinden, wie bereits erwähnt, Westliches und Östliches. Joel versucht seinen Schülern, seine Sprache und seine Kultur näherzubringen, und wird selbst natürlich täglich mit Korea konfrontiert. Auch seine Liebe zu Hana ist zuerst wie ein (positiver?) Schock. Ob nach der vorsichtigen Annäherung eine Verbindung zu etwas Neuem stehen wird? Die weiteren Bände werden es zeigen.

Fazit:
Ein Comic, der einen Brückenschlag zwischen den oft so fremden Kulturen des Ostens und des Westens versucht, ohne dabei den belehrende Zeigefinger herauszuholen. Gleichzeitig gelingt Autor und Zeichner eine leichte, intelligente Liebeskomödie.