Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Story:

Zu dem Black Cat Club hat Peter Parker eine besondere Beziehung. So mischt er sich nach einem Massenmord in die Ermittlungen ein. Vor allem ist er erstaunt das eine angeblich mittellose Kellnerin ein uraltes und demnach sehr wertvolles archäologisches Artefakt bei sich trägt. Als er Informationen zu dieser Kette einholen will, ahnt er noch nicht das er als Spider-Man in ein Abenteuer gezogen wird, was ihn nicht nur nach Berlin, sondern auch zu der Ausgrabungsstätte von Babylon bringen wird und ihn in die internationale Welt der Spionage verwickelt.



Meinung:

Wer das Konzept von Spider-Man Noir schätzt und mal wieder genießen möchte ohne das es durch Events und die Einbindung in Teams verwässert und relativiert wird, kann nicht nur die erste Hälfte der Spider-Man Noir Collection genießen, sondern auch hier zuschlagen.

Zumindest teilweise. Der Spider-Man New Yorks der 1930er Jahre wird diesmal nicht in ein Event hereingezogen, sondern bleibt seiner Zeit treu, was sehr viel besser passt, da es auch nur hier mit dieser Hommage an den Hardboiled- und Pulp-Geschichten funktioniert. Aber auch hier traut man sich wohl nicht ganz zu, das Konzept rein zu halten, sondern versetzt den Helden wieder aus dem Großstadtdschungel hinaus. Damit wird wieder ein Teil des Grundkonzeptes, nämlich das bestimmende Noir, was nur in der Großstadt und dem Überleben in ihr, funktioniert und erst dadurch definiert wird, aufgehoben. Dann hat man nur noch Spider-Man in einem Mantel und in einer anderen Zeit, aber als Noir kann man ihn nicht mehr bezeichnen. Dennoch ist es eine große Hommage an andere Pulp-Helden da Spider-Man auf den Spuren von Indiana Jones wandelt, der ja auch schon eine Verbeugung war. Das ist äußerst Temporeich und sehr dynamisch, macht in dieser Hinsicht also durchaus Spaß zu lesen.

Gerade Marvel-Fans können bekannte Figuren, sowohl Helden als auch Schurken, in einem neuen Gewand, in einer anderen Interpretation sehen. Das war auch schon in den anderem Spider-Man Noir Geschichten der Fall, aber hier sieht man nicht nur eine alternative Version von Electro, sondern auch von Tony Stark und Black Widow sowie Anleihen zu Black Panther. Man kann also gespannt sein und sich auf eine Entdeckungstour begeben. Auf dieser punkten vor allem die Zeichnungen die nicht nur sehr atmosphärisch sind, sondern auch sehr gute Ideen haben.

Der größte Schwachpunkt ist leider die Story. Gerade den Dialogen kommt im Hardboiled-Roman eine große Funktion zu und viele Autoren haben versucht Meister wie Raymond Chandler und Ross McDonald zu kopieren. Und sind dabei jedes Mal gescheitert. Das ist auch hier der Fall. Der Tonfall wirkt zu bemüht und nur manchmal sind die Dialoge wirklich witzig. Neben der Loslösung vom Konzept des Noir, was dem Titelheld schon Hohn spricht, wird es hier sogar noch mystisch bis übersinnlich übertrieben und das ist so over the top, das man es als Ironie annehmen oder als übertriebenen Humbug ablehnen kann. Viel schwerer wirken allerdings einige Entwicklungen auf Charakterebene, gerade bei einer Hauptperson, die sehr sprunghaft sind und dadurch sehr unglaubwürdig. Vor allem weil dann die ganze erste Hälfte des Paperbacks in Frage gestellt wird weil es auf einen Schlag erheblich an Glaubwürdigkeit einbüßt.

Es mangelt hier ständig an Logik, gerade was die Handlungen einiger Charaktere angeht, und vieles will chronologisch nicht so richtig passen. Entweder man nimmt das wohlwollend in Kauf in Anlehnung an die abstrusen alten Pulp-Geschichten oder man reibt sich verwundert die Augen wie ziellos und konfus mit dem ganzen Konzept umgegangen wird. Wenn man einer postmodernen Defragmentierung wohlwollend gegenübersteht, kann man hier aber durchaus Spaß haben und trotz aller Schwächen gibt es immer wieder äußerst gelungene Szenen.



Fazit:

Eine starke erste Hälfte wird durch sprunghafte Entwicklungen, Logikschwächen und völlig überzogenen Aspekten etwas geschmälert. Auch der Tonfall wird für eine Hommage verfehlt. Aber die Neuinterpretationen bekannter Figuren sind faszinierend und schwache Szenen halten sich mit gelungenen durchaus die Waage. Ein Blick hinein lohnt sich also.