Chronik der Barbaren – Integral 1
Story:
Im Jahr 910 fallen die Wikinger von den Küsten und großen Flüssen her kommend im westlichen Frankenreich ein und machen weder vor Klöstern noch vor Städten halt. Sie rauben, plündern und morden, bringen Leid und Zerstörung über alle. Das bekommt auch der junge Benediktinermönch Bartolomäus zu spüren. Auch er wird in dem Strudel mitgerissen und muss um sein Leben fürchten – nicht nur durch die Nordmänner, auch durch Landsleute.
Doch ein Wink des Schicksals rettet ihm das Leben. Er schlüpft dabei in die Rolle des Wikingerprinzen Leif Erikson, ohne zu ahnen, was ihn nun an Gefahren und Intrigen erwartet. Denn auch untereinander kämpfen diese mit harten Bandagen, Intrigen sind ihnen nicht fremd. Kann er es trotzdem schaffen, sich durchzubeißen, auch wenn ihn die Gräuel mehr als einmal abschrecken?
Meinung:
In den 1990er Jahren mussten historische Comics noch
nicht historisch perfekt sein, sondern konnten Klischees und
Feindbilder pflegen, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Natürlich
wusste man schon damals, dass die Nordmänner nicht alle wilde Barbaren
waren und ihren blutgierigen Göttern Menschen opferten, aber kernige
Abenteuer funktionierten eben noch mit den alten Bildern.
Und so
begleitet der Leser den jungen Helden durch eine derbe und grausame
Welt, in der man mit zarten Gefühlen und Träumen erst einmal nicht weit
kommt. Bartolomäus ist der typische Junge, der erst einmal gar keine
Lust hat, ein Mönch zu sein, weil die Welt da draußen ganz anders ist
und er dort nicht nur von fleischlichen Gelüsten träumen müsste.
Als
es dann aber so weit ist, muss er erkennen, dass er es im Kloster viel
besser hatte, denn die harte Wirklichkeit lässt ihn mehr als einmal
verzweifeln, beschert ihm Albträume und lässt ihn beinahe verrückt
werden. Der Leser darf natürlich mitfühlen und bekommt so genug Spannung
mit, auch wenn durchaus klar ist, dass der Held es immer irgendwie
überlebt.
Historische Korrektheit sollte man nicht erwarten, aber
die Umsetzung ist episch und ein Fest für alle Fantasy-Fans die es
etwas barbarischer mögen und auch gegen Sex, Blut und Gewalt nicht
auszusetzen haben. Es werden viele Klischees benutzt, die man von
Geschichten aus dieser Epoche kennt – auf der einen Seite die nach Blut
gierenden Wikinger, auf der anderen Seite die zivilisiert scheinenden
Franken, die aber gerade im Adel schon der Dekadenz verfallen zu sein
scheinen.
Alles in allem funktioniert die Geschichte aber, auch
wenn sie teilweise etwas arg sprunghaft erzählt wird und außer dem
Hauptcharakter keine andere Figur wirklich Profil entwickelt. Die
Zeichnungen sind sehr detailreich und realistisch genug, um sich die
Umgebung vorzustellen. Immerhin ist die erste Ausgabe halbwegs in sich
geschlossen, so dass erst einmal keine Fragen offen bleiben.
Fazit:
Chronik der Barbaren – Integral ist
eine Sammlung von Geschichten um die Abenteuer eines jungen Mönchs, der
aus Not zu einem Wikingerprinzen wird und dabei viele Abenteuer erlebt,
in denen auch nicht mit Sex, Blut und Gewalt gespart wird – das
Richtige also für Fantasy-Fans, die es etwas kerniger und härter mögen.