Rocco Vargas 9

Rocco Vargas 9

Rocco Vargas 9

Story:

Rocco Vargas befindet sich weiter im Delirium. So wie wir Leser ihn am Ende des achten Bandes verlassen haben. Modernste Technik sorgt dafür, dass Vargas Freunde Jill und Chico, die wirren Träume und Visionen auf Monitore verfolgen können. Oder sind es gar keine Träume? Als Rocco wieder zu sich kommt tobt ein Krieg zwischen dem Saturn und Jupiter. In seiner Vergangenheit liegt der Schlüssel zum Lösen des Konfliktes. Der Weg dahin führt über seine Träume.



Meinung:

14 Jahre musste die große Fangemeinde des Spaniers Daniel Torres auf eine Fortsetzung der sagenhaften Weltraumsaga um Rocco Vargas warten. Ein Held mit der Ausstrahlung irgendwo zwischen Buck Rogers und Flash Gordon. Und das lange Warten hat sich gelohnt.

Der neunte Band setzt da an, wo Band acht aufgehört hat. Rocco Vargas fällt ins Koma. Aufgrund der langen Zeitspanne zwischen dem jetzt erscheinenden „Jupiter“ und dem Vorläuferband „Die Ballade von Dry Martini“, lohnt es sich noch einmal in den älteren band zu schauen. Überhaupt, in seinem neuen Abenteuer nimmt Rocco so viele Anleihen an vorherige Geschichten, dass es sich lohnt, die ganze Reihe noch einmal zu lesen. Welch ein Genuss!
Ich habe es getan und komme zu dem Schluss, dass Torres mit „Jupiter“ sein zeichnerisches Meisterstück abgegeben hat. Denn ich denke, dass er an der Fortführung der Geschichte nur halb so viel Interesse hatte, wie an der Ausmalung fremder Welten. Rund 16 Seiten führt uns Torres zu Beginn durch die Traumlandschaften des Helden. 16 Seiten in denen ganze neun Sprechblasen hinzukommen. Ein Bilderrausch!
Dieser Bilderrausch setzt sich auch auf den kommenden Seiten fort. Vor allem diejenigen Leser, die schon immer ein Faible für Torres ausufernde Phantasie hatten, werden bei diesem Band voll auf ihre Kosten kommen. Einfach durch die Panels treiben lassen und Phantasie und Farben genießen.

Dazu trägt auch eine andere Kolorierung bei, als ich sie aus den vorherigen Bänden kannte. Dem flächigen Gewaltanstrich ist eine viel feinere Tuschung gewichen. Damit kommt in „Jupiter“ der großartige Zeichenstiftführung des spanischen Zeichners noch besser zur Geltung. Wälder erscheinen dann nicht mehr nur als „grüne Wand“, sondern es sind Nuancen erkennbar. Zwar verlässt Torres damit den heiligen Weg der „Ligne claire“ in diesem Punkt, aber so wird jedes Panel zu einem kleinen Kunstwerk.

Neue Wege geht Torres übrigens auch bei der Seitenarchitektur. Diese war vor allem in den ersten Abenteuern sehr klassisch. Im Laufe der Serie lockerte Torres seine Seiten immer mehr auf. In „Jupiter“ reicht das Portfolio von doppelseitigen Bildern bis hin zu kleinen Einklinkern.

Der Plot der Geschichte mag auf den ersten Eindruck etwas verwirren. Aber nun gut, die Geschichten um Arthur Dent und Ford Prefect auf ihrem wilden Ritt durch die Galaxis fand ich auch immer verwirrend. Da hilft tatsächlich nur, die ersten Abenteuer in chronologischer Reihenfolge noch einmal zu lesen. Und schon ist der Leser mittendrin im wilden Geschehen. Schön zu sehen, wie es Torres wieder einmal schafft, den Zeitgeist des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit Science Fiction zu kombinieren.


Fazit:
Der neue Rocco Vargas ist ein gewaltiges Epos. Torres zeigt einmal mehr, dass er zu den ganz großen europäischen Zeichnern gehört. Die perfekte Hintergrundmusik zu dem Band ist Talk Talk mit ihrem Meilenstein „Spirit of Eden“