Venezianische Affären 2

Venezianische Affären 2

Venezianische Affären 2

Story:
Alessandro Beltrame ist mit seiner schwangeren Geliebten, einer ehemaligen Sklavin, in Afrika untergekommen, um den Intrigen in seiner Heimat Venedig zu entgehen. Durch die empfundene Entfremdung ist die Beziehung zwischen dem Paar sehr angespannt. Zudem laufen Alessandros Geschäfte nicht gerade bestens, weswegen er sich bereit erklärt eine Mission zu übernehmen die ihn in das Innere Afrikas führt. Dabei ahnt er nicht, das viele ihn nicht zurückkehren lassen wollen. Währenddessen wird seine Stiefschwester in Venedig von der Inquisition bedroht und eine große Verschwörung beginnt an das Licht gezerrt zu werden.


Meinung:
Vom Umfang der Bände her ist die deutsche Ausgabe von Venezianische Affären schon eine Gesamtausgabe. Schließlich sind allein im zweiten Band gleich drei Originalabenteuer enthalten. Um es als eine Gesamtausgabe bezeichnen zu können, fehlen allerdings die redaktionellen Extras. Zwischen den drei Alben befindet sich nur jeweils eine schöne Illustration. Einmal in Farbe und einmal rein in der Bleistiftzeichnung gehalten.

Kurioserweise sind die unkolorierten Fassungen hier deutlich beeindruckender, wobei man ansonsten bei der Farbgebung kaum mäkeln kann. Sie schafft eine hervorragende Stimmung. Sei es nun das verregnete, kalte, düstere Venedig, oder die warmen Farben Afrikas worin sich auch die Hitze spiegelt: die Farbgebung kann die Leserschaft immer die Emotionen spüren lassen. Auch das Großformat des Bandes lässt die Bilder schön zur Geltung kommen. Vor allem die Settings, die Panoramen und die Atmosphäre kommen sehr einprägsam daher und man taucht tief ein und beginnt zu träumen.

Allerdings hätte es der Story gut getan wenn manches nicht einfach im Off passiert wäre und man es nicht nur im Dialog erfahren, sondern eben auch gesehen hätte. So nehmen  die Macher einige Sprünge in Kauf was zu Lasten der Dynamik geht. So ist es eben was anderes wenn der Held erfährt das seine Frau entführt worden ist und man nur seine Reaktion im Dialog erlebt, als das man die Tat hätte sehen können. Vielleicht wussten nur die Macher mit dem Charakter nichts mehr anzufangen, denn die Frau kommt in dieser Ausgabe jedenfalls nicht mehr vor. Leider passieren solche Sprünge öfter und tragen zur Verwirrung bei.

Es hilft wenn man den ersten Band gelesen hat, denn die Verknüpfungen zwischen den Personen erschließen sich einem nicht so weiteres. Vor allem weil mit Afrika und Venedig zwei komplett voneinander getrennte Handlungsorte vorhanden sind. Auf beiden Kontinenten geht es um Intrigen, Mord, Leidenschaften und den Zusammenprall von Kulturen. Das ist zwar dramatisch und spannend, aber man verliert schnell den Faden, wozu auch die schon erwähnten Sprünge gehören. Es ist nicht dicht und stringent genug erzählt. Auch sind manche Personen einander zu ähnlich gestaltet und so sind Verwechslungen vorprogrammiert.

Man braucht also Konzentration und kann dann in eine klassische Abenteuergeschichte zu den frühen Zeiten des Kolonialismus eintauchen und sich mit Sklaverei, kulturellen Konflikten, Intrigen, Wirtschaftsverbrechen, Mord und erotischer Leidenschaft beschäftigen. Dabei wird nichts romantisiert, aber es fehlt ein zentrales Thema. Und so ergibt sich das Paradox obwohl der Band recht umfangreich ist das es mehr Raum benötigt hätte, um die inhaltlichen Lücken zu überbrücken und so auch manches dynamischer und übersichtlicher auszugestalten. So geht das Wirtschaftsverbrechen fast komplett unter, obwohl deswegen sogar ein Mordversuch an dem Helden unternommen wird. Einen Blick kann man hineinwerfen, aber da ist durchaus noch Luft nach oben.


Fazit:
Zeichnerisch überzeugend, weist die Story leider manche Lücken auf was die komplexe Erzählung noch unnötig erschwert. Hier ist noch Luft nach oben.