Die Toten (Special) - Gratis Comic Tag 2011
Story:
In
einer Schule versteckt sich Nina vor den Zombiehorden und flüchtet sich
in eine Fantasiewelt, in der es nie zum Zwischenfall mit den Untoten
gekommen ist. Eine Beziehung mit dem jungen Referendar ist hier kein
Problem und auch den unbeliebten Unterricht kann sie in ihrer erdachten
Welt frei gestalten. Doch dann strecken die Untoten ihre fahlen Finger
nach Nina aus und die Fassade ihrer heilen Welt beginnt zu bröckeln.
Meinung:
Mit Die Toten hat
der Stuttgarter Independent Verlag ein gewagtes Projekt gestartet. Die
Idee dahinter ist einmalig und innovativ. Inspiriert vom Erfolg anderer
Zombie-Comicserien wie The Walking Dead
von Robert Kirkman (Cross Cult) überlegten sich die Kreativen, wie der
Ausbruch einer Zombieseuche wohl in Europa ablaufen würde. Denn im
Gegensatz zu den schießwütigen Amerikanern gibt es in Deutschland Waffen
nicht an jeder Ecke und so müssen die Protagonisten kreativer an die
Sache herangehen, um ihr Überleben zu sichern und der Zombies Herr zu
werden.
Die Toten ist
eine Kurzgeschichtensammlung und hat keinen episodenübergreifenden Pool
von Figuren. Dadurch eignet es sich besonders gut, um am Gratis Comic
Tag veröffentlicht zu werden. Man braucht kein Vorwissen und den
narrativen Rahmen kann man in einer kurzen Einleitung abstecken.
Lobenswert ist auch die Bereitschaft des Verlags eine exklusive
Geschichte für den Gratic Comic Tag zu veröffentlichen und nicht ein
bereits publiziertes Kapitel unter das Volk zu bringen.
Schnell
ziehen die Ereignisse in Hanau den Leser in seinen Bann. Die
bedrückende Atmosphäre des verlassenen Schulgebäudes erzeugt bereits auf
den ersten Seiten eine Gänsehaut. Und auch die Fantasiewelt, in die
sich Nina zurückgezogen hat, wird glaubhaft dargestellt. In Rückblenden
wird klar, dass der Schulalltag zum Teil noch schlimmer war, als die
neue Situation mit den lebenden Toten. Und so erfährt der Leser Stück
für Stück mehr über Nina und die Welt, in der sie nun lebt. Das Ende der
Episode kommt unvorhergesehen und trifft den Leser wie ein Schlag in
die Magengrube. Solche Geschichten machen klar, welches Potenzial in
Kurzgeschichten steckt. Außerdem regt es zum Nachdenken an und der Leser
kann für sich selbst entscheiden, wie es mit den Personen weitergehen
soll.
Dass
die Geschichte einen so mitreißt, liegt auch an den beeindruckenden
Bildern von Ingo Römling. In schlichtem Schwarz-Weiß entwirft der
Künstler detaillierte Schreckensszenarien, in der sich Orte, Untote und
Lebende zu einem stimmigen Ganzen verbinden. Um das Grauen noch
hervorzuheben, wird nur das Blut in dezenten Rottönen dargestellt. So
muss der rote Lebenssaft auch nicht plakativ und übertrieben zum Einsatz
kommen. In einer schwarz-weißen Welt reichen ein paar Tropfen schon
aus, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken.
Auch
an redaktionellen Extras bietet der Band für ein Gratis Heft
ungewöhnlich viel. Der Autor gewährt einen tiefen Einblick in die
Entstehung der Geschichte und seine Inspiration und veröffentlicht sogar
seinen ganz persönlichen Soundtrack zu diesem intensiven Horrorcomic.
Fazit:
Zombiehorror
aus Deutschland, der in bedrückenden Bilder Alternativen zum
schusswaffenüberladenen Einheitsbrei amerikanischer Zombieschocker
liefert. Exklusive Geschichte mit tollen Charakteren und einem
überraschenden Ende. Volljährige Leser, die sich mit einem Szenario, in
dem Untote auf Erden wandeln anfreunden können, sollten zugreifen. Alle
anderen sollten einen Blick riskieren, denn sonst entgeht einem ein
Highlight des diesjährigen Gratis Comic Tags.