Mendrisio - Gratis Comic Tag 2010

Mendrisio - Gratis Comic Tag 2010

Mendrisio - Gratis Comic Tag 2010

Story:

Maiwald alias Supa-Hasi sitzt im Zug. Er ist auf der Reise nach Mendrisio, um dort an einem Kongress teilzunehmen. Zu ihm gesellt sich eine junge Frau in sein Abteil. Diese benimmt sich ziemlich seltsam und wird von einem eher unansehnlichen Typen mehr oder weniger offensichtlich beschattet.

Bevor der Zug im Ziel ankommt, macht sich die Frau aus dem Staub. Unter dem Vorwand eigentlich nur Feuer für ihre Zigarette zu organisieren, verschwindet sie, nicht ohne Supa-Hasi ihren Koffer zu hinterlassen. Als er diesen in der Stadt mit sich herumschleppt, kommt ein zwielichtiger Geselle auf ihn zu und zeigt ein übertriebenes Interesse an dem Gepäckstück. Langsam dämmert es dem Hasen, dass er in einer unangenehmen Situation gelandet ist. Was wird der Abend bringen?



Meinung:

Mawil? Ist das nicht der mit den krakeligen Comix? So eine Mischung aus Rattelschneck, James Kochalka und diesem finnischen Unterground-Künstler, dessen Namen man sich nicht merken kann – irgendwie unbeholfen und doch routiniert, irgendwie unfertig und doch pointiert. Egal, wie man über die Künste des Markus Witzel denken mag – er ist innovativ und seine Comics verströmen diese besondere Kreativität, die so manchen ausgefeilten Feinzeichnern abgeht.

Die zum Gratis Comic Tag 2010 vorgelegte Geschichte ist auch so ein besonderes Experiment. Mendrisio entstand als Teil des sogenannten 24-Hour-Comics-Day. Das ist wieder einmal eine dieser Erfindungen von den Amis, genauer gesagt von Scott McCloud (Comics machen). Man glaubt es kaum, aber jedes Jahr im Oktober zeichnen mittlerweile weltweit zahllose Künstler einen 24seitigen Comic innerhalb von läppischen 24 Stunden. Mawil war schon zwei Mal dabei. Das Ergebnis von 2008, als in Berlin nonstop gezeichnet wurde, entstand vom 18. Oktober (12 Uhr) bis zum 19. Oktober (9:30 Uhr), unter dem Einfluss diverser Erkältungsmedikamente. Aber das soll nicht als Entschuldigung für die Qualität herhalten, sondern verdeutlichen, was für ein harter Hund und Vollblutzeichner der Mawil ist.

Ohne Vorbereitung einen Comic über die Dauer von fast 24 Stunden zu zeichnen, ist schon mal eine stolze Leistung. Dass da unterm Strich kein sensationelles Spitzenergebnis herauskommt, ist wohl jedem klar. Hier kommt es jedoch nicht auf eine ausgereifte Bildkomposition und filigranen Strich an, sondern auf eine markige Grundidee und den Mut und die Kraft, einen solchen zeichnerischen Kraftakt durchzuziehen.

Das Resultat kann sich sehen lassen. Die Geschichte um Mawils Alter Ego Supa-Hasi ist flott zu lesen. Sie hat alle Elemente einer unterhaltsamen Geschichte. Sie ist außerdem mit einem kleinen Geheimnis garniert, das den Leser bis zum Schluss beschäftigt.

Klar ist auch, dass die Story sicher nicht die besondere Qualität anderer Werke von Mawil hat, wie zum Beispiel Wir können ja Freunde bleiben oder den modernen Klassiker Strand Safari. Aber sie ist ein gelungener Beitrag zum Gratis Comic Tag 2010. Wer diese Art von Comics schätzt, wird Lust auf mehr bekommen.



Fazit:
Mendrisio ist nicht die beste Geschichte von Mawil. Sie ist, gemessen an den Umständen, die für die Entstehung des Comics maßgeblich waren, ein solides Lesevergnügen, welches die zeichnerischen und kompositorischen Fähigkeiten Mawils erkennen lässt. Es gibt wieder einige deutsche Zeichner, die man im Auge behalten muss. Markus Witzel zählt mit Sicherheit dazu.