"Saiyuki" basiert auf dem chin. Epos "Hsi Yu Chi" ("Bericht über eine Reise nach dem Westen") von Wu Ch´eng-en aus
dem 16. Jahrhundert, von dem der britische Sinologe Arthur Waley eine stark überarbeitete Fassung herausgab, die in dt.
Übersetzung 1980 im Goldmann Verlag erschienen ist mit dem Titel "Monkeys Pilgerfahrt" (ISBN 3-442-06536-4):
Der Affenkönig fordert die Götter zum Kampf heraus, verwüstet den Himmel und kann erst von Buddha aufgehalten werden.
Nachdem er lange unter einem Berg begraben war, soll er als Wiedergutmachung einen ehrwürdigen Mönch auf seiner
Reise nach Indien begleiten und beschützen. Ein Eisenring um Monkeys Stirn erlaubt dem ansonsten eher hilflosen Mönch
Tripitaka, den wilden Gefährten zu kontrollieren. Den beiden schließen sich ein Wasser- und ein Schweinedämon an, die
ebenfalls für begangene Missetaten büßen sollen. Bis sie ihr Ziel erreichen, erleben sie viele kuriose Abenteuer. Die
Erzählung versteht sich als eine Allegorie. Monkey rebelliert gegen Korruption und Degeneration im Himmel, der wiederum die
Zustände auf der Erde spiegelt. Auch später auf der Reise bedient er sich unkonventioneller Mittel, um Übeltäter zu
überführen.
Dem Buch liegt die historisch belegte Reise des Mönchs Hsüan Tsang/Tripitaka zu Grunde, der im 7. Jahrhundert auf
Geheiß des Kaisers heilige Schriften und Reliquien Buddhas aus Indien nach China brachte.
Nicht erst "Saiyuki" wurde von diesem Werk inspiriert - zuvor holten sich bereits andere Mangas und Animes Anleihen,
wobei "Dragonball" zweifellos der bekannteste ist (und von dem sich "Saiyuki" deutlich unterscheidet).
In den USA hat man das Thema inzwischen auch aufgegriffen: Die Anarchy-Studios präsentieren mit "Xin - The Legend of
the Monkey King" eine Variante, der Superhelden-Elemente hinzugefügt wurden und in der der Mönch eine hübsche Frau
ist.
In "Saiyuki" wird die alte Erzählung stark verfremdet und modernisiert. Die Handlung ist in einem fiktiven China (Kleidung,
Sprache, Speisen) angesiedelt, das einige amerikanische/westliche Elemente nicht missen lässt (Zigarettenmarke Marlboro,
Jeep, Revolver von Smith & Wesson, Kondome). So öffnet sich dem Leser/Betrachter eine phantastische Welt, die teils
vertraut erscheint, teils exotisch und archaisch wirkt.
Die Protagonisten haben nicht mehr viel mit ihren Vorbildern gemein. Der lasterhafte Genjo Sanzo
entspricht dem Mönch Tripitaka, ist im Gegensatz zu diesem jedoch kein hilfloser Angsthase, sondern ein äußerst wehrhafter
Kämpfer, der sich mit seiner Smith & Wesson und der heiligen Sutra seiner Gegner zu entledigen weiß.
Son Goku
ist identisch mit Monkey. An seinen Ursprung erinnern das Diadem, das verhindert, dass er seine wahre Gestalt
annimmt (Saiten Teisen) und die Bezeichnung Bakasaru/blöder Affe, die Goku sich von Gojyo und Sanzo gefallen lassen
muss.
Das beredte Wassermonster Sandy wurde zu dem charmanten Sha Gojyo
und lebt in dem Spitznamen Erokappa/perverser Wasserdämon fort, dabei ist Gojyo nur ein Halb-Youkai/Dämon und kann
nicht einmal schwimmen.
Am weitesten entfernt von der Vorlage hat sich Cho Hakkai, dessen
kultiviertes, freundliches Wesen nicht im Geringsten an das ruppige, manierenlose Schwein Pigsy erinnert. Statt einer
Kutsche steht ihnen ein Jeep zur Verfügung, bei dem es sich um Hakkais kleinen Drachen Hakuuryu handelt, der seine
Gestalt wechseln kann.
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