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BerndeBooks keine Bücher? - Die spinnen die Europäer

Es gibt Momente, zu denen sich Kopf und Tisch begegnen, selbst wenn es dabei weh tut. Aber ich wünsche mir gerade, dass Asterix und Obelix zum Europaparlament reisten und den dortigen Politikern mal so richtig Vernunft einbläuten. Liebe Leute, haltet Euch fest: Bücher sind keine Bücher mehr. Naja, genauer eBooks sind in Frankreich und Luxemburg keine Bücher mehr.

Es geht dabei gar nicht so sehr um die Bücher an sich, sondern um die Tatsache, dass diese beiden Staaten einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für eBooks ermöglicht hatten, und das hatte der europäischen Kommission so gar nicht gefallen. Die Mehrwertsteuerrichtlinie sieht in der Tat die Möglichkeit eines ermäßigten Steuersatzes unter anderem für die „Lieferung von Büchern auf jeglichen physischen Trägern“ vor. In eben jener Richtlinie wird aber auch ausgeschlossen, dass „elektronisch erbrachte Dienstleistungen“ einen ermäßigten Steuersatz ermöglichen. Prompt kam die Klage, und der wurde beim europäischen Gerichtshof statt gegeben.

Denken wir das Ganze mal weiter: Sind eBooks eben keine Bücher mehr, sondern elektronische Dienstleistungen, müsste doch eigentlich dafür die Buchpreisbindung fallen. Na gut, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels wird das ganz sicher nicht gefallen. Wobei die Entscheidung des europäischen Gerichtshofs dort auf Unmut getroffen sein müsste. Denn der Börsenverein fordert schon seit einiger Zeit den ermäßigten Steuersatz für eBooks. Die Forderung kann nun getrost im Mülleimer landen. Wobei ich persönlich über günstigere Preise für eBooks, eComics und Co. nicht unglücklich wäre. Das habe ich ja schon das eine oder andere Mal geschrieben.

Der Verbraucher wird auch nicht glücklich sein. eBooks sind de facto nur eine Überlassung von Nutzungsrechten. Das wurde schon ausreichend bewiesen, wenn beispielsweise „Bücher“ von Lesegeräten verschwanden, weil das Nutzungsrecht erloschen war. Der europäische Gerichtshof hat dies nun quasi zementiert. Das macht mir Sorgen. Statt die Verbraucherrechte zu stärken, haben die Richter Großkonzernen und Verlagen in die Hände gespielt. Sie haben übertrieben gesagt die Lunte an die größte Bücherverbrennung der Welt gelegt. Wobei es ja keine Bücher mehr sind, sondern nur noch elektronische Dienstleistungen. Autsch, schon wieder ‘ne Beule mehr.

Auch für die EU ist also das Internet mit seinen neumodischen elektronischen Auslieferungen nichts Anderes als Neuland. Dieses hanebüchene Schmierentheater muss endlich aufhören. Wir brauchen endlich Politiker, die in der Neuzeit angekommen sind und denen nicht der Kopf brummt, sobald nur Elektronik im Spiel ist. Obwohl, das würde erklären, wieso so ein Quatsch dabei heraus kommt. Die wollen einfach nur, dass dem Technik-Aficionado auch der Schädel brummt. Na, herzlichen Glückwunsch: Das hat geklappt.

Ich geh dann mal meine Tischplatte reparieren und meine Beulen kühlen.

Hat es bei Euch auch wehgetan oder braucht Ihr noch kein Aspirin? Schreibt mir an bernd.glasstetter@splashcomics.de
Euer Bernd
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Special vom: 23.04.2015
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Uderzo vor Asterix
Interview mit Albert Monteys
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