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Realitätsfern

BerndComicfans sind, wenn es um ihr Hobby geht, manchmal realitätsfern. Das kommt vermutlich dadurch, dass wir Geschichten lesen, die meistens in einer Fantasiewelt beheimatet sind. Jedenfalls ist es daher gar nicht so schwierig, in einer Welt gefangen zu sein, in der wir von Rittern oder Raumschiffen träumen, und nicht mehr erkennen, was wirklich möglich ist.

Und so drehen sich Diskussionen im Comicforum gerne auch mal um Erwartungen, die nicht wirklich zu erfüllen sind. Oder aber um Voraussetzungen, die den Lesern nicht klar werden oder nicht klar sein können.
Da werden gerne mal Dinge von Verlagen gefordert, die gar nicht realisierbar sind. Oder es wird mit Unverständnis reagiert, wenn ökonomische Gründe für die Einstellung einer Serie genannt werden. Spekulationen schießen dann gerne ins Kraut und kleine Rüben werden zu gigantischen Pflanzen gemacht. Keine Frage, das Comicforum ist dafür gedacht zu diskutieren, aber manchmal fliegen die Diskutanten meilenweit übers Ziel hinaus.

Aber dann gibt es eben auch die Kehrseite. Die Fälle, bei denen ich nur sagen kann: Sie haben ja verdammt nochmal Recht. Das sind die Fälle, in denen die Wut der Leser sich über Jahre und Monate aufgestaut hat, weil Verlage eine Verlagspolitik betreiben, die man auch mit gesündestem Menschenverstand nicht nachvollziehen kann.

Eigentlich könnte es so einfach sein. Verlage kündigen Titel an, nehmen neue Serien ins Programm auf und wissen ganz genau: Das können wir uns finanziell leisten, und es ist realistisch, dass diese Serie erscheint, dass die Titel rechtzeitig fertig sind und eine Ankündigung eingehalten werden kann. So etwas nennt man auch gerne Kundenservice. Viele Verlage arbeiten so. Na klar, es kann auch bei denen mal zu einer Verschiebung kommen. Da kommen die Druckdaten nicht pünktlich an, da fallen Mitarbeiter beim Drucker aus. Jeden Monat, in dem ich die Novitätenliste hier im ZACK erstelle, gibt es mindestens eine solche Verschiebung.
Doch das ist die Ausnahme bei den Verlagen, nicht die Regel.

In dem Moment, in dem die Ausnahme zur Regel wird, in dem Moment, in dem Verlage nur noch Titel verschieben und zu viele Titel ankündigen, die gar nicht zu schaffen sind in der Kürze der Zeit - in diesem Moment ist die Wut der Leser gerechtfertigt. Es gibt einen goldenen Weg. Man kann ein Verlagsprogramm auch konsolidieren und auf ein Maß zusammenschrumpfen, auf dem es realisierbar ist und bleibt. Das bedeutet eben auch, Serien unvollendet zu beenden, Lizenzen wieder auf den Markt zurückzugeben. Genügend gute Beispiele, wie Comic-Verlage es schaffen, sich eine erfolgreiche Nische zu suchen, gibt es ja. Das bedeutet aber auch, dass Verlage, deren Nische nicht erfolgreich genug ist, in der Realität ankommen müssen.

Oder lebe ich im Wolkenkuckucksheim und ihr müsst mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen? Dann schreibt mir an bernd.glasstetter@splashcomics.de

Euer Bernd
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Special vom: 25.03.2015
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Cyann - Tochter der Sterne
Interview mit Volker Hamann und Matthias Hofmann
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