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Sammelkarten und wie man es falsch machen kann.

BerndIch habe es verpasst, zum Hellseher zu werden. Vor ein paar Monaten wollte ich bereits eine Kolumne über die Sammelkarten von Topps und Panini verfassen und den Verlagen eine Möglichkeit aufzeigen, wie sie ihre Comics crossmedial vermarkten könnten. Aber es gab andere, spannendere Themen.

Und dann kommt die Meldung herein, dass Egmont zusammen mit Topps Sammelkarten mit den Ducks auflegt. Die Duck-Stars zählen immerhin 178 Karten plus elf limitierte Exemplare. Um also alle Karten zusammen zu bekommen, wird man weit mehr als nur ein paar Euro investieren müssen.

Denn Topps macht es nicht einfach, an die limitierten Karten zu kommen. Man muss die Micky Maus 32–38 kaufen, dazu gibt es ein Starter-Pack und eine Mini Sammeldose mit jeweils eigenen limitierten Karten. Verpasst man eine Micky Maus oder den rechtzeitigen Kauf der Sammeldose, ist schon einmal Sense, was bei denjenigen, die zu spät einsteigen, zu langen Gesichtern führen wird. Außerdem erhält man eine weitere limitierte Karte, wenn man für mindestens 10 Euro bei Topps direkt online einkauft, und noch eine, wenn man zehn leere Päckchen einsendet.

Das ist für viele Kinder - und diese Sammelkarten richten sich primär an Kinder - eine verdammt hohe Hürde. Da kann man von Glück reden, dass Topps nicht noch limitierte Karten bei Sammelevents herausgibt, wie dies bei der Bundesliga der Fall ist. Denn die finden nur in großen Städten statt und sind somit für viele Sammler gar nicht erreichbar. Eine kleine Perfidie am Rande: Kauft man online bei Topps ein, kostet die Sammeldose 8,99 Euro und eine Packung 1 Euro. Man muss also davon mindestens zwei holen, um über die angeforderten 10 Euro zu kommen. Hätte man auch anders lösen können.

Legt man die Sammelkartenformel (Stichwort Sammelbilderproblem, Wikipedia), die Wissenschaftler zusammengestellt haben, zu Grunde, müssen mindestens 900 Karten, also 180 Tüten, gekauft werden, um das Album voll zu bekommen. Rechnet man alle Extras (Micky Mäuse, Dose, Sammelalbum) hinzu, kommen bis zu 225 Euro an Kosten zusammen. Das kann man durch Tauschen zwar drücken, aber mit Kosten von über 100 Euro muss man dennoch rechnen.

Auch wird der Handel mit den Karten auf eBay blühen, und besonders schwierig zu bekommende Karten werden dann dort für teures Geld angeboten. Das wird leider durch die Art und Weise, wie Topps die Karten verteilt, noch befeuert. Und es wird nicht besser durch die Onlinebestellung von Einzel-Karten. Diese ist stark limitiert und zudem sehr gut versteckt auf der eigenen Website und startet im Fall der Duck-Stars erst im Februar (!) 2015. Alle Karten kann man auch nicht bekommen (die limitierten Karten werden nicht einzeln verkauft).

Ja, es ist richtig, den Weg zu gehen, die Comics crossmedial als Sammelkarten zu vermarkten. An dieser Stelle macht Egmont alles richtig und hat sich einen Big Player ausgesucht, der das Ganze umsetzen kann. Aber es sollte kein Weg voller Fallstricke und hoher Kosten sein. Denn man will damit doch wohl die Kinder erreichen und nicht die erwachsenen Sammler. Würde man maximal eine limitierte Karte in der Micky Maus anbieten, würde man den Schwarzmarkt sofort austrocknen. Würde man weniger Karten im Sammelset machen, würde den Kindern die Sammelleidenschaft nicht durch fehlende Karten vergällt. Topps hat noch dazu zu lernen, wie man Kinder fair behandelt. Die Tricks mit den Sammeldosen, Onlinebestellungen usw. kann man sich dann gerne für die Bundesliga aufheben.

Wobei diese selbst dort eigentlich vollkommen übertrieben sind.

Mit Euch geht die Sammelleidenschaft durch und ihr findet das alles vollkommen okay? Dann schreibt mir doch an die bernd.glasstetter@splashcomics.de
Euer Bernd
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Special vom: 22.08.2014
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Mark Evanier
Interview mit Peter Snejbjerg
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