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Die Zwerge ist große Unterhaltung - Interview mit Yann Krehl und Che Rossie
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cherosseMarkus Heitz’ im Jahr 2003 veröffentlichter Roman Die Zwerge (dem bis 2008 noch drei weitere Zwerge-Werke folgten) zählt zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Romanen und befand sich über Monate auf den Belletristik-Bestsellerlisten. Für Heitz selbst markierte die Veröffentlichung den endgültigen Durchbruch als Autor. Es folgten Hörbuch-Adaptionen und spektakulär inszenierte Lesungen, die einem aufwändigen Theaterstück glichen.
Konzipiert als vierbändige Reihe (die nach Abschluss zudem um eine Gesamtausgabe im Graphic Novel-Format ergänzt werden soll) beginnt nun beim Splitter Verlag die nächste mediale Umsetzung des ersten Buchs: Der spektakuläre Überlebenskampf der Zwerge, deren Land von gleich drei gewaltigen Kräften bedroht wird – den Trollen, den Ogern und den Orks –, hält nun auch im Comic Einzug.
In Zusammenarbeit mit Szenarist Yann Krehl (Das Wolkenvolk, Frostfeuer) wird Zeichner Che Rossié den Roman adaptieren. Ein atemberaubendes Comic-Debüt des bislang hauptsächlich im Rollenspiel-Segment tätigen Mönchengladbachers.

Wie entstand die Idee, Die Zwerge für den Comic zu adaptieren?
Che:Der Splitter Verlag hat mit Markus Heitz über die Adaption seiner Werke gesprochen, und Markus, der einige meiner Arbeiten kannte, hat mich als Zeichner vorgeschlagen. Sie haben mich dann angesprochen, ob ich eines von Markus’ Büchern als Comic umsetzen will, und wir haben uns für Die Zwerge entschieden. Da ich mich lieber erst einmal nur aufs Zeichnen konzentrieren wollte, haben wir dann noch Yann für das Skript ins Boot geholt.
Yann:Ich wurde in das Projekt miteinbezogen, als Dirk Schulz vom Splitter-Verlag bei mir anfragte, ob ich mir vorstellen könnte, die Adaption von Die Zwerge als Szenarist zu unterstützen.

Seit wann seid ihr als Comic-Zeichner bzw. Autor tätig? Woran habt ihr bisher gearbeitet?
Che: Die Zwerge ist mein erster Comic, der bei einem Verlag erscheint. Zuvor habe ich Comics nur für Wettbewerbe oder privat gezeichnet.
Yann:Nach einigen Geschichten für das Online-Comic-Magazin INKplosion erschien 2005 in Horrorschocker#7 (Weissblech Comics) mein erster gedruckter Comic. Seitdem wurden mehrere (Comic-)Kurzgeschichten nach meinem Skript veröffentlicht, unter anderem in Die Toten (Zwerchfell Verlag) und Popgun Vol. 2 (Image Comics).
Durch Das Wolkenvolk, Frostfeuer(beide Splitter Verlag) und Die Wellenläufer(Ehapa), alle nach Romanen von Kai Meyer, habe ich bereits Erfahrungen im Adaptieren von Büchern gesammelt.

diezwerge_coverOhne zuviel zu verraten: worum geht es in Band #1 von Die Zwerge?
Che:Der gutherzige Zwerg Tungdil, der unter Menschen aufgewachsen ist, wird zur Strafe auf einen Botengang für einen Magier geschickt, der sich sehr schnell zu einer schicksalsträchtigen Odyssee entwickelt. Man erfährt von den Plänen des Großkönigs der Zwerge und seinem Berater und ihren Gegenspielern sowie dem Schicksal der Magi.

Die wichtigsten Protagonisten sind?
Che:Gundrabur der Großkönig der Zwerge und Balendilín sein Berater, die Magi Lot-Ionan und Nudin, und natürlich Tungdil.
Yann:Zumindest zwei ihrer Gegenspieler sollte man an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Gandogar, den vom Hass auf die Elfen geblendeten zukünftigen Hochkönig der Zwerge, und seinen verschlagenen Mentor Bislipur. Der Trostpreis für die wichtigste Nebenrolle geht an jede Menge Orks, die die Auszeichnung leider nicht mehr persönlich entgegennehmen können.

Wie wurde das Abenteuer „handwerklich“ umgesetzt?
Yann:Für mich war der erste Schritt, den Roman noch einmal zu lesen und in vier Abschnitte bzw. vier Alben zu unterteilen.
Nachdem grob feststand, was in Band #1 passieren würde, habe ich mich daran gemacht, für jede Comicseite genau festzulegen, welche Buchseiten sie umfasst, und die Beschreibungen von Personen, Schauplätzen und Kreaturen herauszuschreiben und an Che weiterzuleiten.
In diesem Schritt musste ich auch entscheiden, welche Szenen aus dem Buch es aus Platz- bzw. Zeitgründen nicht in den Comic schaffen – keine leichte Aufgabe. Als diese Seitenaufteilung erledigt war, konnte ich mich daran machen, das eigentliche Skript zu schreiben und die fertigen Abschnitte an Che und die anderen zu schicken.
Che:Kurz nach den ersten Gesprächen mit Markus und Splitter habe ich angefangen, Entwürfe und Probeseiten zu zeichnen, wann immer ich Zeit hatte. In der Zwischenzeit hat Yann, der zu dem Zeitpunkt auch noch an mehreren anderen Projekten arbeitete, mit dem Skript begonnen. Sobald ein paar Seiten fertig waren, hat Yann das Skript an Markus und mich geschickt, und es wurde dann von allen gelesen und besprochen. Anschließend habe ich erst das Seitenlayout, dann die Vorzeichnungen und danach die Tuschezeichnungen gemacht und schließlich die Farben für die Koloristen vorgegeben. Für den zweiten Band läuft es jetzt etwas anders: Yann macht das Skript vorab komplett fertig, während ich mich um das Design der neuen Charaktere, Schauplätze etc. und um andere Projekte kümmere. Wenn das Skript steht, zeichne ich den Comic dann in einem Zug durch.

Der Zwerge-Comic hat eine gewisse Herr der Ringe-Optik …diezwerge_ausschnitt
Che:Wer Der Herr der Ringe mag, wird hier sicher voll auf seine Kosten kommen. Die Zwerge hat alles, was eine gute Fantasy-Geschichte ausmacht. Was die Optik angeht, so könnte man aber genauso gut sagen, sie habe eine gewisse Record of Lodoss War- oder Hulk-Optik. Der Herr der Ringeist ja außerdem in erster Linie ein Roman, da gibt es keine Optik, außer der eigenen Vorstellungskraft. Was Hollywood so treibt, interessiert mich heute kaum noch, weder die Filme zu Tolkiens Werken noch die Filmadaptionen zu den Comics von Marvel, DC, etc. Ich wurde damals überredet, den ersten Teil von H.d.R. anzusehen, und was danach kam, hat mich nicht weiter gejuckt. Ich gehe auch nicht ins Kino, wenn ich nicht eingeladen oder genötigt werde. Grundsätzlich schaue ich nur selten Filme und wenn, dann fast ausschließlich asiatische Produktionen, da ich einen besseren Draht zu dieser Kultur habe. Man darf auch nicht vergessen, dass für Produktionen wie H.d.R. Erfahrungen, Ideen und Kreativität aus Jahrzehnten und aus allen Teilen der Welt eingekauft und gebündelt wurden. Schwebende Inseln gibt es auch nicht erst seit Avatar. Ich habe Bilder aus einem Comic aus den 1950ern gesehen, in denen es fliegende Inseln gibt – ich glaube es war ein französischer Künstler. Titanen, die Städte auf ihrem Körper herumtragen, habe ich auch schon in Amon Saga aus den 1980ern gesehen. Hollywood erfindet das Rad nicht mehr neu, sie machen es bestenfalls größer, lauter und mit Militär. Es handelt sich also eher um eine Angelegenheit von Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.
Yann:Dank Elfen (bzw. Albae), Zwergen, Orks und der epischen Fantasy-Geschichte ist das wohl zwangsläufig der Fall. Aber im Vergleich mit diesen Zwergen wirkt Gimli beinahe ein wenig zurückhaltend, und Die Zwerge hat einige Dinge zu bieten, die man sowohl in Tolkiens Klassiker als auch in Peter Jacksons Verfilmung nicht zu sehen bekommt ...

Wie viel Zeit hat die Adaption von Band #1 in Anspruch genommen?
Che:Ich schätze, wir haben über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten daran gearbeitet. Wobei die reine Arbeitszeit eigentlich einen sehr kleinen Teil in Anspruch nahm. Es hat einfach einige Zeit gedauert, bis die Sache so richtig ins Rollen kam. Wie bereits erwähnt, steckten Yann und ich noch in verschiedenen anderen Projekten, die zuerst abgeschlossen werden mussten oder an denen wir noch nebenbei arbeiteten. Ich habe dann noch hunderte von Skizzen und Entwürfe im Vorfeld gezeichnet, um das Geborgene Land mit allem darin zu erschaffen.

Gab es Inspirationen für den Zeichenstil durch andere Künstler?
Che:Nicht direkt. Ich zeichne immer so, wie ich es für richtig halte und so gut ich es unter den gegebenen Umständen kann. Ich glaube, ein eigener Stil wird sich dann von selbst herauskristallisieren. Aber einige Comiczeichner, die mich schon immer beeindruckt haben, sind Akio Tanaka, Masamune Shirow, Dale Keown, Akihiro Yamada, Sei Itoh, Stephen Platt, David Finch, Tsutomu Nihei und Inoue Takehiko, um nur einige Namen zu nennen.

Weiter geht es in ZACK # 178 ...

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Special vom: 02.04.2014
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Szymon Kudranski
Das Allerletzte
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