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Editorial von Georg F. W. Tempel
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Georg_TempelLiebe Leser,

auch 2014 stellt sich erneut die Frage „Quo vadis, Comic?“
Wohin wird es mit dem Comic in Deutschland gehen. In der Unterhaltungsbranche nimmt die Digitalisierung unaufhörlich ihren Lauf. Im Home Entertainment-Bereich werden mittlerweile nicht mehr nur DVDs und Blu-rays angeboten, die V.O.D.-Variante – das Video on Demand – erhält immer mehr Bedeutung.
Der Besitz eines Films steht nicht mehr im Vordergrund, sondern die Verfügbarkeit. Auch die Musikbranche hat – darf man Pressemeldungen glauben – das tiefe Tal der Tränen durchschritten und schreibt wieder wachsende Umsatzzahlen dank StreamingAngeboten und Musik-Downloads.
Im Bereich Comic im Speziellen und dem Bereich Buch im Allgemeinen gibt es hier nur zaghafte Fortschritte zu vermelden. Keiner weiß so genau, wohin die Reise gehen soll. Neue Verpackungen und neues Label – Graphic Novel – mag erst einmal eine neue Leserschaft erschließen, und mit dem Melken bekannter Inhalte als Gesamt- oder Luxusausgaben wird womöglich auch der Umsatz kurzfristig gesteigert, aber das Problem ist damit nicht bei der Wurzel gepackt. Selbst eine komplette Digitalisierung der ComicInhalte würde eher neue Problemeaufwerfen, denn den deutschen Comicverlagen helfen.
Schließlich ist Deutschland überwiegend ein Importland, das seine Inhalte aus aller Herren Länder bezieht. Eine Digitalisierung des Comic-Marktes würde aber bedeuten, dass die Verlage ihre Funktion als Lizenznehmer verlieren könnten. Letztlich würden Lizenzgeber nur noch Redaktionsbüros zur deutschen Umsetzung benötigen, die für einen festen Preis arbeiten und nicht am Gewinn beteiligt sind. Auch ein virales Marketing wäre ohne deutsche Verlage möglich. Das Risiko der Lagerhaltung und der damit verbundenen Verluste, das durch das Lizenzmodell auf den Lizenznehmer abgewälzt wurde, entfällt bei digitalen Inhalten komplett. Warum also nur 7–10% des Umsatzes kassieren, wenn doch ein weitaus größerer Anteil ohne großes Risiko möglich wäre?
Dieser logischen Folge einer Digitalisierung des Comic-Marktes kann man als Verlag nur mit eigenen Inhalten begegnen, um die eigene Existenz zu rechtfertigen. Und genau da hapert es gewaltig. Und erfolgreiche Webcomics, die heute schon ohne die Hilfe der Verlagsgrößen existieren können, werden auch in Zukunft nicht Unterschlupf bei diesen Häusern suchen. Was also ist die Zukunftsstrategie, liebe Verlagshäuser? Wo seht ihr euch in 10–15 Jahren?

In diesem Sinne
Georg F.W. Tempel
(Chefredaktion)
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Special vom: 24.02.2014
Autor dieses Specials: Georg F. W. Tempel
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Garen Ewing und das Geheimnis der Regenbogenorchidee
Interview mit Carl Critchlow
Das Allerletzte
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