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Interview mit José Fonollosa
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International erfolgreiche Katzen aus Spanien - Miau

Jose_FonollosaJosé Miguel Fonollosa wurde 1975 im spanischen Vinaròs geboren. In den 1990ern begann er in Fanzines zu veröffentlichen, seit 2000 publiziert er in der Kinderzeitschrift Camacuc. 2010 startete der Spanier schließlich seinen Webcomic Miau, in dem er wahre Anekdoten aus seinem Alltag mit zwei Katzen erzählt, die tun und lassen, was immer sie möchten, und sich naturgegeben für die Chefs im Haus halten. Mittlerweile ist der Webcomic international erfolgreich, gedruckte Sammelbände erscheinen nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Englisch. Im Frühsommer 2013 wurde der erste Hardcover nun beim jungen deutschsprachigen Diábolo Ediciones-Ableger Diabolo Comics veröffentlicht. Im Interview spricht José Fonollossa über seine Arbeit, unglaubliche Katzen und spanische Leser in den USA.

Hallo José. Magst Du uns für den Anfang ein bisschen was über Dich erzählen?
Nun, mein Leben ist nicht allzu außergewöhnlich. Wie jeder andere Comic-Künstler, den ich kenne, zeichne und lese ich schon mein ganzes Leben lang Comics. Wenn man ein Kind ist, ist man sich nicht bewusst, dass es Menschen gibt, die sich dem Ausdenken und Zeichnen der Comics widmen, die man liest. Als ich das herausfand, wollte ich mein Leben dieser Arbeit verschreiben. Ich wuchs in einer kleinen Stadt auf. Erst mit 19 ging ich zum Studieren in die Hauptstadt und lernte andere Leute kennen, die ebenfalls Comics lasen und zeichneten. Das waren die 1990er, und Valencia brachte gerade eine neue Generation Comicschaffender hervor, die ganz am Anfang standen. In diesen Jahren entstanden viele Kleinverlage, bei denen ich meine ersten Illustrationen und Geschichten veröffentlichte. Seitdem habe ich nie aufgehört zu zeichnen.

Kannst Du heute von deinen Comics leben?

Das ist eine gute Frage. In den letzten Jahren konnte ich von meinen Comics und Illustrationen leben. Glücklicherweise verkaufen sich meine Katzencomics sehr gut, und ich kriege auch immer neue Aufträge. Es ist nicht leicht, doch es ist sehr wichtig, dafür zu arbeiten, was man sich von seinem Leben erträumt.

Wen würdest Du als deinen wichtigsten Einfluss bezeichnen?miau
Ich denke nicht, dass es einen einzigen besonders wichtigen Einfluss gegeben hat. Stattdessen gab es mehrere Einflüsse. Ich habe alle Arten von Comics gelesen. Superhelden, Frankobelgisches, Underground, Manga. Ich glaube, dass ich von all diesen Genres etwas gelernt habe. Vielleicht zeigt mein Zeichenstil Einflüsse der spanischen Bruguera-Schule (mit Ibañez und Jan als wichtigsten Autoren), doch ich habe auch ein paar Merkmale des Mangaka Toriyama, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Ich habe eigentlich noch nie über die Nationalität meines Stils nachgedacht.
Heutzutage lesen wir Comics von überall auf der Welt, und es ist sehr schwer, die jeweiligen Entstehungsländer der Comics zu unterscheiden.
Ich hoffe nur, dass ich einen Stil habe, der jeden anspricht.

Zwischen Garfield und Simons Katze gibt es einige erfolgreiche Katzencomicstrips, und das Internet scheint oft nur wegen Katzenvideos zu existieren. Wie kamst Du auf die Idee, selbst einen Webcomic zum Thema Katzen zu starten?
2009 arbeitete ich an einer Serie von fünf Alben über das Leben von Charles Darwin. Das war ein äußerst lohnenswerter Auftrag, aber es bedurfte einiges an Dokumentation und Vorarbeit, ehe ich mit dem Zeichnen beginnen konnte. Für das nächste Projekt wollte ich etwas leichteres, etwas nicht so aufwändiges in einer gediegeneren Umgebung. Jeden Morgen, bevor ich mit dem Arbeiten begann, setzte ich mich mit meiner Tasse Kaffee hin und las ein paar Webcomics. Es schien mir ein großartiger Weg, um vor der Veröffentlichung auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen. Und was soll ich groß sagen? Wie schon erwähnt, bin ich ein einfacher Kerl mit einem einfachen Leben.
Ich blickte zur Seite und sah meine beiden Katzen. Die Lösung war offensichtlich. Ich liebe Katzen und mag es, über Katzen zu lesen.
Nach dieser Erkenntnis musste ich nur noch den Webcomic zeichnen, der leichteste Teil des Jobs.

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Ist es einfacher, einen autobiografischen Comic-Strip zu machen?
Es ist deshalb einfacher, weil es leichter ist, über das eigene Leben zu reden. Alle Referenzen, die man braucht, liegen direkt vor einem. Doch manchmal möchte man nicht über seine Probleme reden. Vor ein paar Jahren hatte Rufa (die schwarzweiße Katze) ein Gesundheitsproblem. Die Zeit war für meine Frau und mich ziemlich hart, und ich gab nichts im Internet preis, ehe meine Katze wieder gesund war. Obwohl man über sein Leben spricht, ist es kein persönliches Tagebuch, und der Autor allein entscheidet, was er den Lesern preisgibt.

Wie begann eigentlich Dein Leben als Dosenöffner?
Bei uns Zuhause gab es immer Tiere, solange ich mich zurück erinnern kann, Hunde oder Katzen. Meine Frau hatte daheim auch schon immer Katzen. Als wir zusammenzogen, war die Anschaffung von Belfi und Rufa wichtiger als ein neuer Fernseher.

Könntest Du Dir ein Leben ohne Katzen ausmalen?
Meine zwei Katzen begleiten mich nun seit zehn Jahren jeden Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen (sie schlafen sogar bei uns im Bett). Ich möchte mir ein Leben ohne Katzen gar nicht vorstellen.

Hat Deine Arbeit für Kindermagazine geholfen, den Ton und den Look für Miau zu entwickeln?
Die Art des Humors ist anders. Kindlicher Humor ist auf gewisse Weise einfacher, da man mehr körperliche Witze macht. Meine Comics über Katzen haben einen subtileren Humor.
Ich versuche, dass sich der Leser ein wenig mitschuldig und wie ein Komplize fühlt, wenn er darüber lächelt, was die Katzen auf den Seiten anstellen.

Würdest Du gern längere Geschichten aus dem Leben als Katzenhalter erzählen?
Miau ist darauf ausgelegt, kurze Gags mit prägnanten Vignetten zu erzählen. Für längere Geschichten müsste ich einige Dinge verändern, und es wäre etwas anderes als Miau.

Katzen

Hast Du manchmal Sorge, dass Dir der Stoff ausgehen könnte?
Miau versucht, eine witzige Serie zu sein, die auf wahren Begebenheiten meines Lebens mit zwei Katzen beruht. Eine Hauskatze schläft täglich fast 20 Stunden. Man könnte denken, dass es nach vier Bänden schwierig werden sollte, neue Ideen zu finden. Aber das ist es nicht. Ich liebe es, meine Comics über Katzen zu zeichnen, und werde noch einen zeichnen, und noch einen, und noch einen ...

Machen Deine Katzen ab und an Dinge, von denen Du denkst, dass es Dir kein Leser abkaufen wird, wenn Du daraus einen Strip machst?
Rufa benimmt sich manchmal echt merkwürdig. Aber der Austausch mit meinen Lesern im Internet hat mir klargemacht, dass man sicher sein kann, dass all das, was die eigene Katze macht, auch von anderen Katzen getan wird.

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Special vom: 27.08.2013
Autor dieses Specials: Christian Endres
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Olivia Vieweg
Das Allerletzte
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